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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache
Autoren: Eoin Colfer
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die freie Hand aus. Scant reichte ihm das Instrument. Merv hielt den Atem an, nahm das Skalpell und machte einen zwei Zentimeter langen Schnitt in Opals Haut. Dann schob er seinen Zeigefinger in die Öffnung und fischte die elektronische Kapsel heraus. Sie war in Silikon gebettet und ungefähr so groß wie eine Schmerztablette.
    »Versiegeln«, befahl er.
    Scant beugte sich dicht über die Wunde und legte von beiden Seiten die Daumen daran. »Heile«, flüsterte er. Blaue Magiefunken sprangen aus seinen Fingern und versanken in der Wunde. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich die Haut wieder geschlossen, und nur eine blassrosa Narbe ließ erkennen, dass dort ein Schnitt gewesen war. Eine Narbe, die fast genauso aussah wie die, die vorher dort gewesen war. Opals eigene Magie war schon seit Monaten aufgebraucht, da sie keine Gelegenheit gehabt hatte, das Aufladungsritual zu vollziehen.
    »Miss Koboi«, sagte Merv energisch. »Zeit, aufzuwachen. Hopp, hopp.«
    Er befreite Opal aus den Gurten. Die bewusstlose Wichtelin plumpste auf den Deckel des Putzwagens. Merv schlug sie auf die Wangen, um Farbe in ihr Gesicht zu bringen. Opals Atemrhythmus beschleunigte sich ein wenig, doch ihre Augen blieben geschlossen.
    »Versetz ihr einen Schlag«, sagte Scant.
    Merv zog einen gestohlenen ZUP-Elektrostock aus seiner Jacke. Er schaltete ihn ein und berührte Opal damit am Ellbogen. Der Körper der Wichtelin zuckte krampfartig, und Opal Koboi erwachte so abrupt wie ein Schlafender aus einem Albtraum.
    »Cudgeon!«, schrie sie. »Du hast mich betrogen!«
    Merv packte sie an den Schultern. »Miss Koboi. Wir sind's, Mervall und Descant. Es ist Zeit.«
    Opal starrte ihn mit funkelnden Augen an.
    »Brill?«, sagte sie, nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte.
    »Genau. Merv und Scant. Wir müssen los.«
    »Los? Was soll das heißen?«
    »Wir müssen hier raus«, sagte Merv drängend. »Wir haben noch ungefähr eine Minute.«
    Opal schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden.
    »Merv und Scant. Wir müssen los.«
    Merv half ihr vom Deckel des Putzwagens herunter.
    »Ganz recht. Der Klon ist einsatzbereit.«
    Scant löste die Schutzfolie von einem verborgenen doppelten Boden im Putzwagen. In dem Fach lag eine geklonte Kopie von Opal Koboi, gekleidet in einen Komaanzug der Argon-Klinik. Der Klon war absolut identisch mit dem Original, bis zum letzten Haarfollikel. Scant entfernte die Sauerstoffmaske vom Gesicht des Klons, hievte die Gestalt aus dem Wagen und begann, sie in die Aufhängung zu schnallen.
    »Bemerkenswert«, sagte Opal und strich mit ihrem Fingerknöchel über die Haut des Klons. »Bin ich so schön?«
    »O ja«, sagte Merv. »Sogar noch schöner.«
    Plötzlich kreischte Opal auf. »Ihr Idioten! Die Augen von dem Ding sind offen! Es kann mich sehen!«
    Hastig schloss Scant die Lider des Klons. »Keine Sorge, Miss Koboi, es kann niemandem davon erzählen, selbst wenn sein Gehirn in der Lage wäre, das Gesehene zu begreifen.«
    Noch immer etwas benommen kletterte Opal in den Putzwagen. »Aber seine Augen registrieren die Bilder. Foaly könnte auf die Idee kommen, das zu überprüfen. Dieser teuflische Zentaur.«
    »Nur die Ruhe, Miss«, sagte Scant und verschloss den doppelten Boden über seiner Chefin. »Das dürfte bald Foalys geringste Sorge sein.«
    Opal streifte sich die Sauerstoffmaske übers Gesicht.
    »Später«, murmelte sie durch das Plastik. »Wir reden später.« Koboi fiel in einen natürlichen Schlaf. Bereits diese kleine Anstrengung hatte sie erschöpft. Es konnte noch Stunden dauern, bis die Wichtelin wieder bei vollem Bewusstsein war. Nach einem so langen Koma bestand sogar die Gefahr, dass Opal nie wieder ganz so intelligent sein würde wie früher.
    »Was sagt die Zeit?«, fragte Merv.
    Scant sah auf seinen Mondmeter. »Noch dreißig Sekunden.« Merv klinkte den letzten Gurt ein. Alles sah genauso aus wie zuvor. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und machte einen zweiten Schnitt mit dem Skalpell, diesmal im Arm des Klons, und setzte den Seeker-Sleeper ein. Während Scant die Wunde mit einem Magiestoß heilte, arrangierte Merv die Putzutensilien wieder über dem doppelten Boden des Wagens.
    Scant hüpfte ungeduldig auf und ab. »Noch acht Sekunden, sieben. Bei den Göttern, das ist das letzte Mal, dass ich die Chefin aus einer Klinik entführe und sie durch einen Klon ersetze.«
    Merv schwenkte den Wagen auf seinen Rollen herum und schob ihn durch die offene Tür.
    »Fünf...
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