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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen
Autoren: Markus Heitz
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sich mit den nächsten Diplomaten zu unterhalten. So verging die Zeit, bis auch sie erschöpft in ihre Unterkunft zurückkehrte.
    Sie spürte die Anwesenheit Lodriks in dem dunklen Zimmer. Längst packte sie nicht mehr das Grauen; sie ignorierte das Gefühl, wenn sich ihre Härchen auf dem Arm aufstellten.
    Ihre Augen gewöhnten sich an die Schwärze. Norina sah ihn am Fenster stehen. Im Schein der Nachtgestirne erkannte sie die Umrisse seines Gesichts, das zum »Wunderhügel« ausgerichtet war.
    Sie trat zu ihm und stellte sich vor ihn, seine Hände legten sich um ihre Körpermitte. Die anfängliche Scheu vor ihr war gewichen.
    »Siehst du, wie die Sterne wieder an ihrem angestammten Platz stehen?«, sagte er leise und deutete nach oben. Silberne Punkte leuchteten wie Diamanten auf schwarzem Samt am Firmament. »Arkas und Tulm sind verschwunden. Die Götter haben Tzulans Augen vom Himmel entfernt.«
    Sie schmiegte sich glücklich an ihn. »Mit deiner Hilfe geben wir den Untertanen ihre Freiheit zurück. Es wird eine gute Zeit, die anbricht.«
    Lodrik schwieg lange. »Stoiko, Waljakov und Krutor werden dir zur Seite stehen.«
    »Und du«, fügte sie hinzu, keinen Widerspruch duldend.
    Sie umschloss seine bleichen, noch immer knochigen Hände und zog sie fester um sich.
    Nicht ganz so traurig wie sonst presste der Nekromant die Lippen auf ihr Haar. Seine Mundwinkel wanderten ein klein wenig nach oben.
    Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda,
Frühsommer 460 n. S.
    D ie Dharka lief an der Spitze der Flotte in den Hafen ein.
    Die Planke lag noch nicht ganz auf dem Kai, da stürmte Fatja schon das schmale Brett hinunter und warf sich Arnarvaten unter dem Jubel der Stadtbevölkerung in die Arme. Aus diesem Anlass gaben selbst die sonst so beherrschten Kalisstri wenig auf Anstandsgepflogenheiten.
    Ihr dicht auf den Fersen folgte Lorin. Jarevrån empfing ihn mit Tränen der Erleichterung und der überschwänglichen Freude. Der junge Mann hob die Frau übermütig hoch und schwenkte sie ausgelassen, bis er sie ganz schwindelig vor Glück und Drehen umarmte.
    Varla und Torben lehnten auf der Reling des Oberdecks, die Gesichter in die Wangen gestützt und bei jedem beobachteten Kuss wohlig seufzend.
    »So, du alter Pirat …«
    »Freibeuter«, verbesserte der Rogogarder besserwisserisch.
    Die Tarvinin schlug ihm auf den Arm. »Was auch immer, Lustsklave. Das hätten wir hinbekommen.« Sie nickte zu den großen Gewächshäusern und den Lagerhallen. »Was ist? Sollen wir die Gelegenheit nutzen und uns ein paar Sachen einstecken?«
    »Bei allen Meeresungeheuern und Abgründen der Tiefsee!« Empört stemmte er die Arme in die Seite und schaute sie strafend an. »Ich überfalle doch keine Freunde!«
    »Das hört man doch gern«, winkte Lorin von der Landungsstelle hinauf. »Kommt, es gibt ein Fest anlässlich unserer Rückkehr.«
    Überlegen strahlte Torben seine Gefährtin an. »Siehst du, wir bekommen auch so, was uns als Helden zusteht.«
    Varla fasste sein Gesicht mit beiden Händen und presste seine Wangen zusammen. »Manchmal könnte ich dich …« Sie drückte ihm einen wilden Kuss auf die Lippen. »Aber nur manchmal«, grinste sie.
    Sie gingen von Bord des Seglers, während die anderen Schiffe von den Menschen aus Bardhasdronda begrüßt wurden.
    Nach und nach leerte sich die Mole, Jung und Alt strömten stadteinwärts, um die Kämpfer, die die Invasion ihrer Heimat verhindert hatten, gebührend zu feiern.
    Eine Frauengestalt harrte einsam am Anlegeplatz aus, ein Bündel Blumen in den Händen haltend. Hoffend und bangend richteten sich ihre Blicke abwechselnd auf die Segler, ob noch weitere Passagiere die Planken hinab kämen.
    Es tat sich nichts.
    Die Kalisstronin senkte den Strauß, wandte sich um und folgte schleppenden Schrittes den anderen nach, um nach dem Verbleib ihres Liebsten zu fragen, den sie sehnlichst erwartete. Was mache ich, wenn ihm etwas zugestoßen ist?, fragte sie sich erfüllt von Sorge.
    Schwere Stiefel polterten die Planke hinab, Holz ächzte unter dem Gewicht des Mannes, der als Letzter von Bord ging.
    Håntra flog herum und stieß einen leisen Freudenschrei aus.
    Sie lief dem großen Leibwächter entgegen, der seine starken Arme ausbreitete und sie wie ein kleines Kind auffing. Er barg sein Gesicht an ihrem Hals und drückte sie so sehr, dass ihr die Luft ausging.
    »Wo warst du?«, fragte sie atemlos und bedeckte ihn mit Küssen.
    »Es waren mir zu viele Leute«, meinte er verlegen. Er streichelte
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