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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen
Autoren: Markus Heitz
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und zog ihren Kopf hoch, um sie zum Atmen zu bringen. Doch ihr nackter Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr.
    Sie war noch so jung an Jahren. Der Mann betrachtete das schöne Antlitz. Welch ein Verlust.
    Kontinent Ulldart, Königreich Aldoreel,
Taromeel, Frühsommer, 460 n. S.
    D em Heer der Freiwilligen waren Scharen von Gesandten gefolgt. Die Stadt Taromeel abseits des »Wunderhügels« und des stinkenden »Blutfeldes« platzte vor diplomatischen Delegationen beinahe auseinander. Die Fahnenstangen reichten nicht mehr aus, um die Banner der Adligen im Wind flattern zu lassen.
    Es galt, die Zukunft Ulldarts zu verhandeln. Und zwar möglichst rasch, um die geschwächten Reiche nicht lange ohne Führung zu lassen.
    Zur Beratung hatte man sich in einem Theater niedergelassen. Das Parkett, die Ränge und Emporen boten genügend Platz für die Gäste, gleichzeitig konnten sich alle sehen und notfalls direkt auf die Einwürfe der anderen antworten.
    Perdór thronte auf der Bühne, um ihn herum eine Ansammlung von Schreibern, und führte als von allen anerkannte Persönlichkeit den Vorsitz des Konvents, der schwieriger zu leiten war als ein Haufen nörgeliger Kinder. Im Souffleurkabuff hockte Fiorell, leise schnarchend.
    Die Botschafter schienen in ihrem Element, stellten Forderungen gegenüber anderen Ländern in Rechnung, bis sich auf seltsame Weise alle in den Ansprüchen verhedderten und keiner mehr schlau aus dem Wust wurde.
    Der ilfaritische König ließ die Botschafter sich austoben. Seit zwei Tagen redeten sie ohne Unterlass. Bald sind alle heiser, dann wird die stimmlose Vernunft Einzug in dem Gebäude halten, in dem sich in der Tat bühnenreife Szenen abspielen.
    Perdór erinnerte sich an die Unterredung mit Torben Rudgass, der zusammen mit Varla als Botschafter des rogogardischen Reiches in einer der Logen und ebenso dringlich wie der Ilfarit darauf wartete, dass die Gesandten einsichtig wurden.
    Wieder einmal hatte der Pirat mehr Glück als Verstand gehabt. Auf seinem Weg nach Rogogard, wo er nach der vermissten Varla hatte suchen wollen, war er mitten in eine Abordnung der kalisstronischen Ostküste hineingesegelt, die aus seiner Heimat gekommen war und dort vergebens einen Gegner gesucht hatte.
    Auf dem Weg nach Tûris, wohin die Flotte des ¢arijes abgerückt war, waren sie auf tarvinische Schiffe unter der Leitung von Varla gestoßen. Torbens Gefährtin war die Flucht aus Rogogard und in ihre Heimat gelungen. Wegen ihrer drastischen Schilderungen der Bedrohung und der Lüge, Tarvin werde das nächste Opfer des tarpolischen Herrschers sein, hatte man ihr eine Flotte mitgegeben.
    Die vereinten Streitmächte waren über die Tzulandrier in Tûris hergefallen und hatten sie vernichtet. Die übrigen Gegner, die angefangen hatten, Palestan zu verwüsten, hatten daraufhin die Flucht ergriffen. Tarviner, Rogogarder und Kalisstri waren unter günstigen Winden die Flüsse hinaufgesegelt und hatten sich eilig auf nach Taromeel gemacht, um an der Schlacht teilzunehmen.
    Es waren solche Geschichten, die Perdór fest daran glauben ließen, dass sie nur mit Hilfe der Götter Govan und seine Helfer vernichtet hatten. Und es waren die quengelnden Diplomaten, die ihn zur Weißglut brachten.
    Er horchte auf, als es im Theater still und stiller wurde.
    »Majestät, wollt Ihr denn nichts unternehmen?«, rief ein borasgotanischer Adliger verzweifelt und breitete die Arme aus.
    Der König lächelte, faltete die Hände vor dem angewachsenen Ränzlein und lehnte sich zurück. »Mir deucht, die Herrschaften besinnen sich allmählich ihrer guten Stube und des Hirnschmalzes, das sie sicherlich in ihren gepflegten Köpfen aufbewahren.« Es regte sich kein Widerspruch im Saal. »Sehr schön. Dann wollen wir einmal ernsthaft an die Sache herangehen. Ich schlage vor, dass die Reiche sowie Baronien ihre Grenzen vom Jahr 443 erhalten, damit niemand aus der Situation einen Nutzen schlagen kann.« Perdór griff neben sich und nahm seine Merkzettel zur Hand. »Kümmern wir uns um die Sorgenkinder. Tersion ist derzeit ohne Führung, die gnädige Alana II. hat sich noch nicht aus ihrem selbstgewählten Exil aus dem Reich ihres Schwiegervaters gemeldet.« Er blickte zur entsprechenden Loge. »Die einflussreichsten Familien in Baiuga könnten eine Übergangsregierung bilden, bis die Regentin in Kenntnis gesetzt wurde.«
    Die Abgesandten berieten sich kurz und meldeten ihr Einverständnis.
    »Exquisit. Borasgotan?«
    »Wir wählen uns einen
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