Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
anderen Welt erlebt hat… Wir reisen jetzt
ab, Sihldan. Wir haben eine Stadt aufzubauen, Mehana kann dort sicherlich jeden
von uns gebrauchen… Serfaj hätte dich gerne vor unserer Abreise kennen
gelernt.“
    „Ich komme gleich zu euch.“
    Esseldan verschwand aus der Lichtung und Sihldan sah ihm
nachdenklich hinterher. Es war ein seltsames Gefühl, ihm nicht mitteilen
zu dürfen, was er wusste, obwohl es dem Volk der Wächter viel
bedeutete und ihm selbst kaum etwas. Was nur hatte Stella gemeint, als sie ihm
gesagt hatte, das Volk der Wächter habe einen beschwerlichen Weg vor sich?
War es ein Zeichen von Misstrauen, dass Stella ihm und nicht Mehana oder
Esseldan das Geheimnis anvertraut hatte?
    Sihldan sah auf Khalen. Er stand einige Meter von ihm
entfernt und stocherte mit einem Ast in der Asche, um sicher zu gehen, dass
keine Glut mehr darin war, die sich hätte im Wald ausbreiten können.
    „Khalen, wenn du fertig bist, versammle die Männer
und reite mit ihnen zurück zum Clan. Ich komme erst morgen nach.“
    Khalen wirkte zunächst etwas verwundert, doch er
kannte ihn offensichtlich nach all den Jahren gut genug, um gleich zu bemerken,
dass es sich nicht lohnte, den Grund für diesen seltsamen Befehl zu
hinterfragen.
    „Gut… “ Khalen sah abschätzig zum Himmel, dann
wieder zu Sihldan. „Es sieht nach Regen aus, soll ich dein Zelt und ein
Packpferd hier lassen?“
    „Ja, tu das.“
    Länger konnte Sihldan den Augenblick nicht
hinauszögern. Es wäre ihm unhöflich erschienen, Serfajs Bitte
nicht nachzukommen. Nur langsam durchquerte er den Waldabschnitt, der zum See
führte. Es widerstrebte ihm Serfaj zu begegnen… es widerstrebte ihm,
gleich vor einen Mann zu treten, der aussah wie sein Freund, doch ein ganz
anderer war. Sein Freund Leathan war nicht mehr… Seine Seele war nicht mehr… Er
war Teil seines Feindes geworden. Weshalb hatte er dieses Opfer gebracht?
‚Für die Menschen’, hätte er geantwortet. ‚Ich bin ein Mensch und
will dein Opfer nicht.’, hätte Sihldan ihm gesagt, wenn sich doch nur die
Chance dazu geboten hätte… Wieso hatten sie so lange gezögert, Stella
nachzugehen, als sie Anthalion hinterher geeilt war? Hätte seine
Anwesenheit etwas geändert? Hätte er so viel Zeit verstreichen
lassen, wenn er seinen Freund in seiner Gestalt als Leathan vor sich gehabt
hätte? Stattdessen hatte er die Gestalt von Stella vor sich gehabt, und in
diesem Augenblick nur das übernatürliche Wesen gesehen, das sie
ebenfalls war. Er war ihrer Freundschaft nicht würdig… Er hatte sie
verraten. Nun konnte er nur noch ihr Andenken in Ehren halten, indem er seine
Aufgabe erfüllte die Schwertträger zu finden und ihr Geheimnis zu
wahren. Mehr konnte er nicht tun.
    Serfaj stand bei einem der Packpferde, in eine dicke
Wolldecke gehüllt. Er wirkte schwach und noch immer fiebrig. Galtiria
stand bei ihm, anscheinend bereit ihn aufzufangen, falls er zusammenbrechen
sollte. Offensichtlich hatte er auf Sihldan gewartet, denn er kam ihm entgegen,
kaum da er ihn sah. Galtiria begleitete ihn. Sihldan kostete es
Überwindung, Serfajs Lächeln zu erwidern, doch anscheinend gelang es
ihm sogar dabei ehrlich zu wirken, wenn er Serfajs Worten glauben wollte.
    „Ich bin froh, dass du gekommen bist, Sihldan. Ich hatte
schon befürchtet, du würdest es mir nachtragen, dass ich den Platz
deines Freundes eingenommen habe.“
    „Das wäre vermutlich ungerecht. Wenn ich alles
richtig verstanden habe, gehört dieser Körper ja eigentlich dir.“
    „Ja, so ist es. Der Bote sollte nur einen Körper
bekommen, um seine Aufgabe zu erfüllen, den König zu finden…
Stattdessen hat er mich benutzt, um den König zu töten.“
    Allein für diese Äußerung, hätte
Sihldan Serfaj am liebsten niedergeschlagen, doch Galtiria wirkte, als wolle
sie ihm zuvorkommen. Zumindest durch ihre Worte schlug sie zu.
    „Du weißt noch zu wenig, um dir ein Urteil zu
erlauben! Beleidige diejenige nicht, die sich für uns geopfert hat!“
    Sihldan nickte Galtiria anerkennend zu, ehe er sich
erneut Serfaj zuwandte.
    „Gab es einen bestimmten Grund dafür, dass du mir begegnen
wolltest?“
    „Ja… Der Bote hat mir leider keine Nachricht
hinterlassen, doch ich spüre einige Veränderungen in meinem
Körper… Ich bin mir sicher, mehr Macht als zuvor aufnehmen zu können…
Wenn ich nur wüsste, wie man ein Kind der Quelle rufen kann, könnte
ich möglicherweise das Tor öffnen und das Versagen des Boten wieder
gut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher