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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: Larissa Cosentino
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und das Tor öffnen! Ja, sie hatte
gesiegt. Sie musste nur auf ihrem Freund Sihldan vertrauen!
    In weiter Ferne spürte sie Serfajs Geist. Diesmal
brauchte sie kein Ritual, keine Unterstützung, um den Austausch ihrer
Seelen zu vollführen, denn nun war sie sich ihrer selbst wieder bewusst.
Hier, wo alle Welten ineinander verschmolzen, war sie zu Hause und ihre Macht
konnte sich frei entfalten. Die Energie der Quelle des Lebens umgab sie
stärker als irgendwo anders, ein Gefühl, das sie so vermisst hatte
und weiterhin vermissen musste…
     
    Anthalion entdeckte durch Stella Welten und Pfade, von
deren Existenz er nicht einmal gewusst hatte. So viel Macht war Teil von ihm
geworden, so viel Wissen entdeckte er, so makellos war des Kindes Seele, die
nun in ihm floss, ihn umhüllte, Teil von ihm wurde und seine vergangenen
Qualen linderte… und doch wusste er, auch in ihr gab es Dunkelheit, auch ihre
Pein würde bald Teil von ihm werden… Wo verbarg sie sich noch… Was hielt
das Kind vor ihm geheim? In diesem Augenblick wurde ihm plötzlich bewusst,
dass er ihr fast machtlos ausgeliefert war. Ein einziger Gedanke von Stella
hätte gereicht, um ihn hinaus in die Weiten des Universums zu schleudern…
Verbannung, statt tot… Konnte sie sich womöglich noch von ihm trennen und
ihn durch ihre Gebete am Leben erhalten… Hatte sie vor, ihn der ewigen
Verbannung auszusetzen? Diese Möglichkeit hatte er übersehen… Zu oft
hatte er Verrat erlebt, um sich nicht jetzt auch davor zu fürchten… Doch
das wollte sie nicht tun… Ihre Gedanken waren ihm nahe, obwohl sie noch immer
zwei getrennte Wesen waren, war ein Teil von ihr in ihm und er erkannte endlich
ihren Plan. Hätte er ein Körper gehabt um lachen zu können,
hätte er es getan.
    In dem Augenblick, da er das Eindringen in einen
menschlichen Körper spürte, wusste er, dass er gewonnen hatte. Er war
in alle Ewigkeiten an Stella gebunden und sie an ihn. Er würde nie wieder
Menschen brauchen, die an ihn glaubten, um zu überleben. Er war mit einem
Kind der Quelle verschmolzen und dadurch unsterblich geworden. Er spürte
wie das Kind auf seinen Zornausbruch wartete, während es gemeinsam mit ihm
seinen Platz in Lisas Körper wieder einnahm. Noch immer dachte Stella, ihr
Plan sei perfekt gewesen… doch der Sieg war sein! Er hatte ihre Seele an sich
gebunden. Er würde sein Gedankengut mit der Macht eines Kindes der Quelle
verbinden! Er hatte den Pfad zu endloser Macht und ewigem Leben gefunden.
Genüsslich, siegessicher, offenbarte er den Teil seines Geistes, den er
dem Kind vorenthalten hatte… Sein Geheimnis lüftete sich, doch zu
spät! Sie waren bereits zusammen an einem Körper gebunden, das
Vergessen der Menschlichkeit nahm seinen Lauf… Das Kind hatte nur einen kurzen
Augenblick die Wahrheit erblicken und Anthalions Triumph miterleben
dürfen. Das Kind sah, wie behutsam Asaras Seele sich um Anthalion gelegt
hatte, als sie beide gemeinsam in der Ebene des Schwertes waren… Jederzeit
hätte Anthalion die Macht des Schwertes erneuern können... Jederzeit
hätte seine Seele wieder eins werden lassen können… Doch niemals
würde Asara denjenigen, den sie vergötterte, ausliefern, niemals
würde sie ihren Schutz um ihn herum aufgeben… Niemals würde sie das
Tor zur Quelle für das Kind öffnen…
    *
    Ein leichtes Zucken durchlief Lisas Körper. Daniel
und Sandra blickten sorgenvoll auf ihre Tochter herab, die bewusstlos auf ihrem
Bett lag. Plötzlich lächelte Lisa, obwohl ihre Augen noch immer
geschlossen waren.
    Sie flüsterte Worte, die für ihre Eltern keinen
Sinn ergaben.
    „Du hast verloren, Kind.“

Epilog
     
    Kaum hatte Serfajs Seele Stellas Körper
berührt, hatte er sich gewandelt und zu seiner Ursprungsform
zurückgefunden.
    Zehn Tage waren seitdem vergangen. Zehn Tage während
derer Serfaj nicht erwacht war, zehn Tage während derer Sihldans
Nomadenkrieger und einige der Krieger von Ker-Deijas die Leichen aus dem Wald
geborgen und sie in einer Lichtung verbrannt hatten. Sihldan hatte
allmählich das Gefühl gewonnen, dass dieses Feuer nie erlöschen
würde. Doch nun stand er vor der kalt werdenden Asche, die langsam vom
Wind abgetragen wurde. Er hörte, wie jemand sich ihm näherte.
    „Er ist erwacht.“ Die Enttäuschung Esseldans war
schon an seiner Stimme zu hören.
    „Dann weiß Serfaj also nicht, wie das Tor zur
Quelle wieder geöffnet werden kann?“
    „Nein. Er weiß es nicht. Er kann sich an nichts
erinnern. Nur an das, was er in der
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