Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: Larissa Cosentino
Vom Netzwerk:
in ihnen betrachten, während sein Geist den
ihren berührte und vorsichtig betrat. Er konnte in ihr die Erinnerungen
des Universums erblicken... So berauschend war es! Wie hatte der sterbliche
König jemals glauben können, all dies in seinem beschränkten
Geist zu verstehen und die betörende Unendlichkeit zu begreifen? Anthalion
spürte, wie Stella ihn vorsichtig daran hinderte, weiter in ihr Wesen
einzudringen. Ihre Erinnerungen verblassten um ihn herum und er versuchte
nicht, an dem Schutz ihres Geistes vorbeizukommen. Ohnehin hatte sie ihn
diesmal weitaus mehr erkennen lassen, als je zuvor. Die Vorsicht, mit der sie
seinen Geist ausgeschlossen hatte, bewies ihren Wunsch, ihn nicht zu
beleidigen. Weshalb sie sich entschieden hatte, ihm überhaupt diesen
Einblick zu gewähren, wusste er nicht. Wollte sie ihm ihr Vertrauen
beweisen, oder war sie nicht in der Lage, sich vollständig vor dem
Eindringen in ihre Seele zu schützen? Er versuchte nicht, dies zu
erforschen, sondern offenbarte wie versprochen sein Wissen, indem er seine
Erinnerungen in sie fließen lies…
    Er erlebte noch einmal, wie er am See gestanden hatte und
Stella ihn dazu verleiten wollte, sich ihm zu ergeben... Er hatte die Macht des
Schwertes aufgerufen und die Klinge in den Boden gestoßen, um das Portal
zu öffnen. Auf diesen Pfad war er entkommen, durch das Portal, das allein
den rechtmäßigen Schwertträgern gegeben war, zu betreten… Das
Portal zu der Ebene des Schwertes, in dem die Schwertträgerin Asara einen
Teil ihrer Seele gelassen hatte, um ihm das Tragen dieser Waffe überhaupt
zu ermöglichen… In diesem Augenblick der Gefahr, hatte er keinen anderen
Ausweg gefunden, als durch Asara hindurch zu entkommen… Er hatte einen Schritt
durch ihre Seele gemacht, ehe er die Ebene des Schwertes hatte wieder verlassen
können. Fast wie eine Liebkosung hatte es sich angefühlt, als sie
einen Teil seiner Seele von ihm gerissen hatte… doch noch immer währte der
Schmerz seines Verlustes, noch immer fühlte er, wie unvollständig
sein Wesen jetzt war… Er sehnte sich danach, diese Ebene zu betreten, er sehnte
sich danach zurückzuholen, was ihm gehörte, doch die Macht des
Schwertes war aufgebraucht, das Betreten der Ebene unmöglich geworden.
Seine Seele war unwiderruflich an die Ebene des Schwertes gebunden.
    ‚Verstehst du jetzt, Kind?’
    ‚Sollte ich oder Balderia dich vernichten, wird die Ebene
des Schwertes mit dir vernichtet werden… und dadurch auch sämtliche
anderen Existenzebenen…’
    ‚Ihr Kinder könntet neue Welten erschaffen, doch ich
weiß, das dies nicht das ist, was du dir wünschst. Du willst diese
Welt erhalten, die du so liebst.’
    Anthalion spürte, wie Stella ihn langsam aus ihrem
Geist hinausdrängte… Er nahm seinen Körper wieder wahr und wurde sich
erst jetzt bewusst, wie fest er sie umarmt hielt. Er konnte die Wärme
ihres Körpers gegen den seinen spüren, doch sogar diese unverhoffte
Nähe war nicht so berauschend, wie das Betreten ihres Geistes es gewesen
war. Nun da ihr Geist sich ihm wieder verschlossen hatte, fühlte er sich,
als habe er seine einzige Hoffnung auf Erlösung verloren. Er löste
sich aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück, um sie von seiner
Nähe zu befreien. Er konnte beobachten, wie sie um Fassung rang, doch er
war sich sicher, diesmal keine Angst auf ihrem Antlitz zu erkennen. Seine
Nähe war ihr sicherlich zuwider, doch er hatte ihr Vertrauen gewonnen.
Mehr konnte er vermutlich nicht erhoffen. Sie strich nachdenklich durch ihr
Haar, dabei achtete sie nicht darauf, was er tat, als sei sie nicht mehr auf
der Hut vor ihm. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, wie gerne er ihr in
diesem Augenblick bewiesen hätte, dass sie noch allen Grund zur Furcht
hatte! Furcht war intensiv, intensiver, als diese vage Neugier, die sie jetzt
zu empfinden schien… Er ging auf und ab, um sich von ihr abzulenken und
schließlich brach sie die Stille.
    „Ich habe doch gesehen, wie wir der Vernichtung
entkommen, durch meine Vereinbarung mit Balderia… Ich verstehe das nicht…“
    „Was genau hast du gesehen? Wie das Tor geöffnet
wird? Doch was geschieht dann? Du bist nicht weiter in die Zukunft gegangen,
nicht wahr? Traue Balderia nicht!“
    „Wenn wir mit Balderia verhandeln… Wenn du als Gott…“
    Sein Verlangen, seine unterdrückte Sehnsüchte
wandelten sich plötzlich in Wut. Mit Balderia der Verräterin
verhandeln? Balderia um Gnade anflehen? Niemals!
    „Vergiss Balderia! Nie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher