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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle
Autoren: Larissa Cosentino
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der
ihr Freund gewesen war. Es waren Worte des Abschieds, Worte des Danks und der
Hoffnung.
    *
    Anthalion war schon fast an den Strand angekommen, noch
immer war das Kind ihm nicht nachgeeilt. Hatte er sich in seiner
Einschätzung von Sulidian geirrt? War er nicht überzeugend genug
gewesen?
    „Warte, Anthalion, bitte!“
    Anthalion konnte schon das Rauschen der Wellen
hören, die Silhouetten seiner Schiffe im Mondlicht sehen, als die
erlösenden Worte endlich durch die Nacht hallten. Wieder betörte ihn
die Stimme dieses Wesens, wieder konnte er es kaum erwarten in seiner Nähe
zu sein. Siegessicher blieb er stehen, doch er drehte sich noch nicht um, denn
den Triumph in seinem Blick konnte er so schnell nicht verbergen.
    „Was willst du noch, Kind? Möchtest du den Kampf
schon heute beginnen?“
    „Nein, und das weißt du. Es gab eine Lösung,
um die Vernichtung zu verhindern und die gibt es noch.“
    Jetzt konnte er sich umdrehen und die schmale,
zerbrechlich wirkende Gestalt des Kindes in der Halbdunkelheit erblicken. Sie
machte einige Schritte in seine Richtung und blieb erst in seiner unmittelbaren
Nähe stehen, als habe sie die Furcht vor ihm überwunden. Er sah das
Licht in ihren Augen und widerstand der Versuchung nicht, sie zu provozieren…
    „Oh, nein, Kind. Es gab zwei Lösungen! Du
hättest an meiner Seite herrschen können… Hast du das schon
vergessen, wie du stattdessen mir einen Dolch in den Körper gestoßen
hast?“
    Da war es wieder… Dieses Flackern in ihren Augen, das
ihre Gefühle verriet… Stellas Gefühle… Der verfluchte König
hatte ihren Namen wahrlich gut gewählt… Ihre Augen wirkten wie ein
sterbender, blau leuchtender Stern. Wusste sie davon? Vermutlich nicht… So
unauffällig war es, dass Menschen nie vermocht hätten, dies zu
erkennen, wer also, hätte es ihr verraten können? Anthalion zwang
sich weiter zu sprechen, um die Oberhand in diesem Gespräch zu behalten…
    „Wie dem auch sei, Kind… Keine dieser Lösungen hat
jetzt noch Bestand…“
    Sie wirkte ratlos. Anscheinend wusste sie wirklich nicht,
was er meinte. Wie kam es nur, dass sie es noch nicht gesehen hatte? Ihr Geist
war so mächtig, ihre Visionen so klar… Stimmte etwa, was er ihr als
Provokation vorgeworfen hatte? War sie wirklich dermaßen von ihren
Gefühlen geschwächt, dass sie zu keinen Visionen mehr fähig war?
    „Was hat sich geändert, was ich nicht sehe?“,
bestätigte ihre Frage sein Verdacht. Bei jedem anderen Wesen hätte er
nur Verachtung für solch ein Zeichen von Unwissen empfunden, doch nicht
bei ihr. Jede ihrer Schwäche schien nur eine neue Kraft in sich zu bergen.
Eine leichte Brise brachte die Meeresluft zu ihnen und er erschauderte, als die
Kälte seinen Nacken steifte… Stella schien sie noch nicht einmal bemerkt
zu haben. Wie hatte sie nur so schnell lernen können, die menschlichen
Empfindungen als selbstverständlich hinzunehmen? Er machte einen Schritt
nach vorn, begierig ihr näher zu kommen und die Wärme ihrer
Ausstrahlung zu spüren. Vermutlich würde sie es als Bedrohung
empfinden, doch das war ihm egal. Das Licht in ihren Augen leuchtete auf und er
ahnte, sie erinnerte sich an die lange Folter, die er sie hatte erleiden
lassen… Er erinnerte sich mit ihr und wich ein wenig zurück. Weshalb nur,
war er damals so weit gegangen? Weshalb nur, hatte sie ihn so wütend
gemacht?
    „Anthalion, bitte… Du wolltest es mir doch mitteilen… Ich
bin jetzt hier, Anthalion. Ich höre dir zu, wie du es wolltest.“
    Diesmal war sie es, die noch einen Schritt in seine
Richtung machte. Verführerisch nah war ihr Körper, so nah, dass er
ihre Seele hätte berühren können… diese vollkommene Seele, die
er sogar erkannt hatte, als sie sich noch in diesem Kriegerkörper befunden
hatte.
    „Ich zeige es dir, wenn du es zulässt…“
    Sie nickte kaum merklich, denn erneut hatte sie Angst vor
ihm und versuchte nicht einmal, dies zu verbergen. Er wusste, sie würde
dennoch nicht zurückweichen, denn sie brauchte dieses Wissen, jetzt da sie
sich entschieden hatte, ihm zu glauben. Statt nur ihren Geist zu betreten, um
seine Vision mit ihr zu teilen, legte er behutsam eine Hand in ihrem Nacken. Weich
und warm war ihre Haut, wie Seide schmiegten sich ihre Haare auf den
Rücken seiner Hand… Noch während er diese Empfindung
genießerisch in sich aufnahm, spürte er unter seine Fingerkuppen wie
sie erschauderte. Sie schloss ihre Augen dabei nicht, so konnte Anthalion das
Wüten ihrer Gefühle
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