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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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Poppy so etwas sagte, war, als stünde die Welt plötzlich Kopf. Nur ihretwegen waren sie so weit gekommen, ihretwegen hatten sie im Wald geschlafen, waren mit einem Segelboot über den Ohio River gefahren und aus einer Bibliothek ausgebrochen. Sie war diejenige gewesen, die unerschütterlich daran geglaubt hatte. Zach hätte sich nie vorstellen können, dass auch sie gewisse Zweifel hegte.
    »Also, ich glaube fest daran, dass der Geist echt ist«, sagte Zach.
    Wut kochte in ihm hoch, vernichtend und schmerzhaft. Es fühlte sich genauso an wie an dem Abend, als er nach Hause gekommen war und seine Figuren verschwunden waren – ihm wurde etwas genommen, das er nie wieder zurückbekommen würde.
    Alice schnappte nach Luft und schluckte gleichzeitig, als würde sie sonst aus vollem Hals »Wusste ich’s doch!« schreien.
    Keine Magie, nirgends. Nichts, nur eine Geschichte.
    Doch Zach hatte von Eleanor geträumt und die Tafel in der Bibliothek gelesen. Er hatte ihre Bewegungen gespürt und ihre Asche gesehen.
    Also war Poppy möglicherweise nur genau wie er und Alice und zweifelte manchmal an sich. Vielleicht hieß es einfach nur, dass sie nicht alles wusste.
    »Vielleicht habe ich euch reingelegt«, sagte Poppy unglücklich.
    Es passte, dass Poppy so stur war und jetzt genauso wenig überzeugt werden wollte, an etwas zu glauben, wie vorher, nicht daran zu glauben. »Und was ist mit dem Typen im Bus und dem Donut-Verkäufer, die beide gesagt haben, ein blondes Mädchen wäre bei uns? Sogar die Frau im Restaurant hat gefragt, ob wir einen Vierertisch haben wollten. Wie erklärst du dir das?«
    Poppy verschränkte die Arme. »Der erste Typ war ein Irrer. Der zweite fand sich witzig. Und die Sache im Restaurant war Zufall.«
    »Und was ist mit unserem verwüsteten Lager?«, fragte Alice.
    »Du hast doch nie gedacht, das wäre ein Geist gewesen«, sagte Poppy. »Du hast nie an Eleanor geglaubt, Alice. Also tu jetzt nicht so.«
    »Hast du das getan?«, fragte Alice. »Ich habe nicht an den Geist geglaubt, weil ich dachte, dass du es warst.«
    »Nein!« Poppy wirkte ehrlich erschüttert.
    »Tja, dann«, sagte Alice. »Ich wollte es wirklich nicht glauben, aber ich muss zugeben, dass viele sonderbare Dinge passiert sind, und das kannst du auch nicht bestreiten.«
    Zach holte tief Luft. »Wisst ihr noch, dass ich gesagt habe, ich hätte in der Bibliothek etwas gefunden? Und zwar eine kleine Ausstellung mit Porzellan – Porzellan von Lucas Kerchner –, und da stand etwas über sein Leben. Angeblich hat er seine Tochter ermordet , aber die Leiche wurde nie gefunden . Das kann kein Zufall sein. Er muss ihr Vater gewesen sein. Und ich glaube, das Geheimnis, das wir für Eleanor enthüllen sollten, besteht darin, dass ihre Tante sie ermordet hat – die Frau im Traum, die sie mit dem Besen über das Dach gescheucht hat. Sie ist in den Tod gestürzt und ihr Vater hat aus der Leiche eine Puppe gemacht, weil er nicht alle Tassen im Schrank hatte. Aber er hat sie nicht umgebracht, auch wenn das alle glaubten. Und die ganze Sache beweist, dass du recht hast. Dass deine Träume wahr sind.«
    Poppy sah ihn skeptisch an. »Ich kann die Geschichte doch irgendwo gelesen haben – und dann vergessen und mir später eine neue Version ausgedacht haben.«
    »So ein Quatsch«, sagte Alice. »Das ist lächerlich.«
    »Na gut«, sagte Poppy. »Oder Zach lügt, um mich zu trösten.«
    Zach schüttelte den Kopf. »Ich hatte auch einen Traum, vorgestern im Wald. Es ging um Eleanor. Es war … genau wie bei dir. Alice, ich habe dir doch davon erzählt, stimmt’s?«
    » Du hattest einen Traum?« Poppys Ungläubigkeit tat weh. Auf einmal erinnerte Zach sich daran, wie oft er während ihres Abenteuers in diesem Ton mit ihr geredet hatte, und es tat ihm sehr leid. »Und wieso erzählst du mir das jetzt erst? Und überhaupt, wenn sie ihre Leiche nicht finden konnten , wieso sollte es dann ein Grab für sie geben? Vielleicht können wir es deshalb nicht entdecken.«
    »Na toll.« Zach fuhr sich durch die Haare. »Was soll ich deiner Meinung nach denn machen? Wir können die Trauerweide nicht finden. Ich weiß auch nicht, wie es jetzt weitergehen soll.«
    Alice rutschte vom Grabstein und schlang die Arme um Poppys Taille. Dann legte sie den Kopf an ihre Schulter. »Alles halb so schlimm. Wir haben ein Abenteuer erlebt, das ist doch was, oder? Unser letztes Spiel.«
    Ihre Worte trugen Zach einfach davon, sodass er nicht mehr anders konnte, als tief
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