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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
Autoren: Holly Black
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nachvollziehen, dass es dir Spaß macht, mich zu erschrecken. Aber ich habe keinen Fahrradhelm und du bist aus superdünnem Porzellan. Wenn wir hinfallen, tun wir uns beide weh. Verstanden?«
    Die Puppe rührte sich nicht, was nichts heißen musste, da die Bewegung vielleicht nur seiner Fantasie entsprungen war. Er stieg wieder auf und radelte weiter, bis er Poppy und Alice eingeholt hatte. Sie ließen das Fahrrad gerade auf den Rasen vor dem Spring- Grove-Friedhof fallen.
    Zach folgte ihrem Beispiel und ließ sein Fahrrad neben ihrem im weichen Gras am Eingang liegen. Die Räder drehten sich noch. Der Friedhof bestand aus einer gepflegten Wiese mit ordentlich geschnittenen Hecken und Reihen von Grabsteinen, die sich über einen Hügel zum Waldrand zogen. An der Seite schlängelte sich ein Weg aus weißem Schotter, der gerade breit genug für ein Auto war.
    »Okay«, sagte Alice. »Und jetzt?«
    »Wir suchen eine Weide«, antwortete Poppy. »Du weißt, das sind die mit den langen Zweigen und den herunterhängenden Blättern.«
    »Eine Trauerweide ?«, warf Zach ein.
    Poppy nickte. »Ich glaube schon, aber so weit ich weiß, hängen bei normalen Weiden auch lange Äste nach unten, nur nicht so tief.«
    »Okay«, sagte Alice. »Deprimiert aussehende Bäume. Ich hab’s kapiert. Wenn ich einen finde, der hängerig und schlapp aussieht, rufe ich euch, damit ihr seinen Weidenstatus bestätigt.«
    Zach zog den Reißverschluss auf und sah Poppy an. »Hey. Möchtest du Eleanor wieder tragen?«
    Poppy schmunzelte. »Wieso? Macht sie dich etwa nervös?«
    Zach hob die Schultern. »Ich dachte nur, dass du sie vielleicht haben möchtest, weil du sie hergebracht hast. Aber wenn nicht … «
    Poppy streckte die Arme aus. »Gib schon her, du Memme.«
    Als er ihr die Königin reichte, war er kolossal erleichtert. Wenn er sie jetzt ansah, konnte er an nichts anderes denken, als dass sie aus den Knochen eines toten Mädchens geschaffen worden war. Deshalb grauste es ihn, sie nur anzufassen. Es machte ihm nichts aus, dass Poppy ihn damit aufzog. Er wollte die Puppe wirklich nicht über einen Friedhof voller Leichen tragen.
    »Schreit, wenn ihr etwas seht«, sagte Alice. »Weiden, meine ich … oder Zombies.«
    Zach rang sich ein Lachen ab, als sie über den stillen Friedhof gingen, vorbei an Blumentöpfen, Kränzen und Denkmälern für gefallene Soldaten, an Bänken mit Plaketten, die an Verstorbene erinnerten, und einer weitläufigen Rasenfläche, die mit Grabsteinen aus Bronze übersät war. Die Kinder fanden dicke Eichen, Kiefern und einen Baum, den Zach für eine Robinie hielt und der jedenfalls keine Weide war.
    »Ich kann den Baum nicht finden«, sagte Alice schließlich. »Bist du sicher, dass wir auf dem richtigen Friedhof sind?«
    »Er muss hier irgendwo sein«, meinte Poppy nervös. Sie konnte nicht still stehen, sondern ging ständig hin und her. »Es kann nicht anders sein. Soviel ich weiß, liegt das Grab unter einer Weide. «
    Die Kinder gingen weiter, immer im Kreis, und starrten erneut dieselben Bäume an.
    »Vielleicht sollten wir nach dem Namen suchen – nach Kerchner«, schlug Zach vor. Er wollte ihnen von der Informationstafel in der Bibliothek erzählen, aber er wusste nicht, wie viel Zeit ihnen noch blieb. Miss Katherine hatte die Pläne des Friedhofs schließlich auch gesehen.
    »Es ist hier nicht«, sagte Poppy irgendwann sehr kleinlaut. »Ich dachte wirklich – nachdem du Eleanor in der Bibliothek wiedergefunden hattest –, also ich habe wirklich gedacht, das Grab müsste hier sein. Ich dachte, es würde klappen.«
    Zach warf sich vor einem großen Gedenkstein ins Gras. Genau das hatte er auch gedacht. »Kannst du dich im Friedhof geirrt haben? Könnte es in East Liverpool vielleicht noch einen anderen geben?«
    »Ach ja«, erwiderte Poppy. »Vielleicht habe ich mich doch geirrt. Kann sein, dass alles ein Riesenirrtum ist.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Alice, hüpfte auf einen hohen Grabstein und setzte sich in den Schneidersitz. »Du kannst doch jetzt nicht aufgeben. Wir sind kurz vorm Ziel.«
    Poppy wanderte unruhig über den Rasen. »Wer weiß, vielleicht habe ich mir das doch alles nur eingebildet. All das, was ich gesagt habe. Ich habe wirklich von ihr geträumt, aber der Rest … keine Ahnung. Es hat sich wahr angefühlt , als ich es erzählt habe. Aber ich wollte so sehr, dass es wahr ist, dass ich mich vielleicht selbst überredet habe.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dass
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