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Die Psychonauten

Die Psychonauten

Titel: Die Psychonauten
Autoren: Jason Dark
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Regierungschef persönlich durch die Halle schreiten.
    Hatte ich mich vorhin über den Lärm im Flughafengebäude beschwert, so hätte ich den lieber in Kauf genommen, als die Luft draußen. Die war kaum zu atmen.
    Wie eine Decke hing die Schwüle über Kairo. Dabei war nicht einmal Hochsommer. In diesen Monaten hielten es nur Masochisten in der Stadt aus. »Müssen wir durch die Stadt fahren, wenn wir zum Pyramidenfriedhof von Gise wollen?«
    »Nein, nein, es ist eine Umgehungsstraße gebaut worden.«
    »Wie schön.«
    »Wie lange wird die Fahrzeit betragen?« erkundigte sich Suko.
    »Kann ich nicht sagen. Der Verkehr ist oft gewaltig. Es kann auch klappen. Kismet, verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte ich, »es ist alles Schicksal.«
    Wir waren froh, als wir Kasneis Wagen erreichten. Es war ein Mercedes Diesel. Ziemlich betagt, aber er sprang an. Sauber war er nicht gerade von innen. Wahrscheinlich machte der gute Kasnei hin und wieder Wüstentouren. Von wo sonst hätte der Sand auf den Sitzen stammen können?
    Im Prinzip sah Ibrahim Kasnei ja gemütlich aus. Sein Fahrstil jedoch war alles andere als das. Er paßte sich den Gegebenheiten des Verkehrs eben an und füllte das Chaos damit noch mehr auf. Direkt hinter dem Flughafen gerieten wir in einen Stau. Unser Begleiter schaltete das Radio ein. Arabische Musik folterte unsere Ohren. Wir sagten nichts. Kasnei sah nur unseren Gesichtern an, wie sehr wir uns »freuten«. Da stellte er die Dudelei ab.
    »Was suchen Sie eigentlich bei den Pyramiden?« fragte er, als es wieder weiterging.
    »Keine Schätze.«
    Er lachte meckernd. »Die hätten Sie auch nicht aus dem Land schmuggeln können. Wir geben auf unsere Schätze acht.«
    »Wir wollen uns in der Pyramide des Cheops umschauen.«
    »Suchen Sie da trotzdem was?«
    »Nicht direkt.«
    »Was dann?«
    »Es geht uns um einen bestimmten Gegenstand, den wir dort zu finden hoffen. Um einen Kalender.«
    »Aber nicht zum Abreißen.« Er lachte.
    »Genau. Soweit waren Ihre Vorfahren noch nicht.«
    »Daß Sie Rummel erwartet, wissen Sie — oder?«
    »Davon hörten wir.«
    »Gise ist ein einziger Basar geworden. Hotels, Andenkenbuden, Läden, Restaurants, der reine Wahnsinn. Ruhe werden Sie dort kaum finden, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Wir wollen auch nur den Kalender«, sagte Suko.
    »Hm, schön.« Für eine Weile schwieg er. Dann sagte er plötzlich:
    »Wissen Sie was, ich glaube Ihnen nicht. Nein, ich glaube Ihnen kein einziges Wort von dem.«
    »Ihr Problem.«
    »Ja, Mr. Suko, stimmt. Freuen Sie sich, daß Sie mich bei sich haben.«
    »Das tun wir auch.«
    Er lachte wieder und fuhr weiter. Diesmal schneller, weil es der Verkehr erlaubte. Ich betete innerlich, daß er uns mit Fragen in Ruhe lassen würde, tatsächlich fragte er nichts mehr. So rollten wir in Richtung Süden, unserem Ziel entgegen.
    Wir sahen einen breiten Strom, den Nil. Hier begegneten sich Arm und Reich, Tradition und Fortschritt. Ich sah die Dörfer der Nilbauern, und auf dem Fluß die Luxusdampfer, die Touristen nilaufwärts schafften und in Höhe der alten Grabmäler anlegten.
    »Gefällt Ihnen unser Land?« fragte der Fahrer.
    »Sehr.«
    »Sie lügen. Kairo scheint Ihnen nicht zu liegen, das habe ich Ihnen angemerkt.«
    »Mögen Sie die Stadt?« fragte Suko.
    »Ich lebe dort.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Aber Gise kenne ich auch. Wenn Sie dort Probleme haben sollten, wenden Sie sich ruhig an mich.«
    »Wir suchen ein Mädchen. Fin bestimmtes.«
    »Ho«, sagte er und überholte einen überladenen Lastwagen. »Wie heißt die Kleine?«
    »Fatima!«
    Da mußte er laut lachen. »Wissen Sie eigentlich, wie viele Fatimas es in Gise gibt?«
    »Nein.«
    »Aber kreisen wir das Problem ein. Ist sie eine Dirne?«
    »Nein, nein!«
    »Dann sollten Sie in den Hotels nachfragen.«
    »Könnten Sie das nicht übernehmen?« fragte ich.
    »Mal sehen«, antwortete der Ägypter. Er sah nicht, daß Suko und ich uns zuzwinkerten. Wenn wir Kasnei tatsächlich auf diese Art beschäftigen konnten, war das prima.
    Viel ist von der Fahrt durch das fruchtbare Niltal nicht zu berichten. Die Gegend bekam immer mehr Wüstencharakter.
    In einer herrlichen Farbenpracht sank die Sonne dem Horizont entgegen. Am Himmel zeichnete sich ein Farbenspiel ab, das uns für viele unangenehme Dinge entschädigte.
    »So etwas bekommen Sie in Europa nicht geboten«, sagte Kasnei, und wir stimmten ihm zu.
    Dafür aber den Rummel, der uns in Gise erwartete. Die gewaltigen Pyramiden wuchsen aus dem
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