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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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die erste Aufregung abgeklungen ist, oder sofort das Land zu verlassen.«
    Richard klopfte geräuschvoll die Pfeife aus. »Die Frage ist also – wofür wird er sich entscheiden? Wir wissen so wenig über diesen Mann.«
    »Ich denke, er wird einen Fluchtversuch wagen«, erklärte ich. »Er weiß, daß wir ihm dicht auf den Fersen sind und ihn früher oder später schnappen werden. Außerdem muß er immer noch glauben, daß sich in Katies Gehirn die Geheiminformationen befinden, die sie Ableson entlockte. Je mehr Zeit verstreicht, desto schwerer lassen sich solche Dinge entziffern. Also wäre es günstig für ihn, sie rasch ins Ausland zu bringen.«
    »Und wenn er ihr Bewußtsein bereits durchforscht hat?« fragte Richard. »Dann weiß er, daß sie die Informationen nicht mehr besitzt.«
    Ich preßte die Lippen zusammen. Bisher hatte ich es absichtlich vermieden, diese Möglichkeit ins Auge zu fassen. Es konnte sein, daß Katies Leben unmittelbar davon abhing, welchen Wert als zukünftige Spionin Ananda ihr beimaß.
    Das Schrillen des Telefons unterbrach meine Gedankengänge. Richard sprang nervös auf und nahm den Hörer an sich.
    »Hier Havenlake … Tatsächlich? … Wo? … Und das Mädchen? … Ich verstehe. Wir sind in zehn Minuten bei Ihnen.« Er legte auf. Seine Miene verriet Erregung, als er sich uns zuwandte.
    »Das war Cort«, sagte er. »Seine Leute haben eben Ananda entdeckt.«
    »Und Katie?« fragte ich.
    »Keine Spur von ihr. Ananda behauptete, er habe sie seit gestern nachmittag nicht mehr gesehen.«
    »Er lügt – er muß lügen! Wo hat man ihn gefunden?«
    »In Halburton House«, erklärte Richard. »Er schwört, daß er das Meditationszentrum seit einem Monat nicht mehr verlassen hat, und es gibt eine Menge Zeugen, die das bestätigen.«
     
    Ich schirmte meine Psi-Ausstrahlungen sorgfältig ab, als ich dem schmächtigen, dunklen Mann gegenübersaß. Das schlichte weiße Gewand, die langen dunklen Haare und der von grauen Fäden durchzogene Bart waren mir bereits von zahlreichen Zeitungsfotos und Fernsehinterviews bekannt. Aber eines konnten diese Medien nicht wiedergeben – die heitere Gelassenheit dieser unergründlichen braunen Augen und die wohltuende Wärme, die sein Blick ausstrahlte. Es war nicht schwer zu verstehen, was nach Liebe hungernde Geschöpfe wie Katie Mackinnon oder Charles Greenall zu diesem Mann hingezogen hatte; wenn sie in seine Augen sahen, mußten sie glauben, das Ziel ihrer Sehnsüchte erreicht zu haben.
    »Mein Name ist Moray – Peter Moray«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie wissen, weshalb man Sie hierhergebracht hat?«
    »Nein, Mister Moray, und ich bitte Sie inständig, es mir zu erklären.« Die Stimme war ebenso sanft wie die Augen, und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er sich irgendwie über meine gewichtigen Worte lustig machte – wie ein Erwachsener, der zum Schein auf ein kindliches Spiel einging. Es war ein beunruhigendes Gefühl.
    Ich wußte, daß Kameras und Mikrophone alles aufzeichneten, was in dem kleinen Vernehmungszimmer vor sich ging. Bewaffnete Männer waren bereit, auf einen Wink von mir sofort einzugreifen – und doch fühlte ich mich diesem Mann hilflos ausgeliefert, solange ich seine Psi-Kräfte nicht kannte. In dem Augenblick, in dem ich meinen Verteidigungsschirm aufgab, stand ich Ananda auf einer Ebene gegenüber, die den Beobachtern verschlossen blieb. Trotz Barbaras Bitten hatte ich darauf beharrt, daß sie in Richards Wohnung blieb. Ich konnte mich nicht auf diese Begegnung konzentrieren, wenn ich ständig daran denken mußte, daß meine Frau möglicherweise in Gefahr schwebte.
    »Auf dem Wege hierher erwähnten Ihre Leute Katie Mackinnon«, sagte Ananda. »Ich vermute deshalb, daß sie irgendwie in Schwierigkeiten geraten sind. Wenn ich etwas tun kann, um ihr zu helfen, sagen Sie es mir bitte, denn das Kind ist mir ans Herz gewachsen.«
    »Sie Erzheuchler, Sie verdammter!« fuhr ich auf. »Was haben Sie mit der Kleinen angestellt?«
    Er hob die schmale Hand, offensichtlich erschreckt durch meinen Zornausbruch. »Angestellt? Mit meiner kleinen Katie? Bitte, Mister Moray, erklären Sie mir alles. Ich bin völlig verwirrt.«
    Seine unschuldsvolle Miene gab mir den Rest. Der Mann spielte Katz’ und Maus mit mir. Ich beschloß, meine Deckung aufzugeben. Nur auf der Psi-Ebene konnte ich ihn demaskieren, das stand fest. Aber wenn er mich absichtlich reizte und herausforderte, um mich dann anzugreifen …?
    Stück für Stück
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