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Die Psi-Agenten

Die Psi-Agenten

Titel: Die Psi-Agenten
Autoren: Dan Morgan
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löste ich meine Barriere auf, jeden Moment auf einen vernichtenden Energiestrahl gefaßt. Nichts geschah. Er blieb ruhig sitzen, die samtbraunen Augen fragend auf mich gerichtet. Vermutlich wartete er, daß ich den ersten Schritt unternahm.
    Meine Ungeduld war schließlich stärker als die Angst. Ich begann seine oberste Bewußtseinsschicht abzutasten. Ruhe strömte mir entgegen, die gleiche Ruhe, die ich in seinen Augen las. Anandas Inneres war ein stiller, klarer Teich, den nichts aufzuwühlen vermochte. Ich drang tiefer.
    Was bist du für ein Wesen? Die Psi-Stimme war sanft, gelassen.
    Du weißt genau, wer ich bin und was ich tue, Ananda.
    Zum ersten Mal durchlief eine Bewegung den stillen Teich. Wogen der Angst schlugen mir entgegen.
    Moray! Du sprichst mit mir wie der Eine. Bist du Gott oder Teufel, daß du Seine Geheimnisse kennst? Du kannst nicht Er sein, mit dem ich auf den Pfaden der Unendlichkeit gewandelt bin, denn ich habe nicht das Zeichen gegeben …
    Die Reaktion war so ganz anders, als ich erwartet hatte, daß ich einen Moment lang nicht wußte, was ich tun sollte. Das war kein gnadenloser Esper, der den festen Vorsatz hatte, seine Feinde zu vernichten. Sein Psi-Begriff unterschied sich völlig von dem meinen. Für mich bedeutete die Esperfähigkeit nicht mehr als eine Art sechsten Sinn. Er dagegen … Sanft zog ich mich aus seinem Bewußtsein zurück.
    Er saß immer noch ruhig da, aber in seinen Augen las ich eine Frage.
    »Erzählen Sie mir mehr von dem Einen, Ananda«, sagte ich.
    »Sie verspotten mich, Moray«, entgegnete er. »Ein Mann wie Sie benötigt keine Erklärungen. Sie sprechen mit der Flamme der tausendfingrigen Lotosblüte und fragen mich nach den Geheimnissen des Universums?«
    Ich war nicht sonderlich vertraut mit der buddhistischen Religion, aber die Erwähnung der tausendfingrigen Lotosblüte rief vage Erinnerungen in mir hervor. So nannten die Anhänger Buddhas Uschnischa, die heilige Flamme, die angeblich dem Gehirn des Erleuchteten entstieg. Heilige Flamme, Uschnischa – mystische Namen aus dem östlichen Kulturkreis, die in Wirklichkeit wahrscheinlich nichts anderes bedeuteten als Esperkräfte.
    »Sie streben die Versenkung an, um auf den Wegen der Unendlichkeit zu wandeln?« fragte ich.
    Er nickte. »Der Geist muß von den Ketten des Fleisches befreit sein, um bis an die Quelle aller Weisheit zu gelangen. Denn steht es nicht geschrieben, daß der Lehm, aus dem unser Leib gemacht ist, den Menschen an die Erde fesselt?«
    »Und dabei geleitet Sie die Hand des Göttlichen?«
    »Ja – auch wenn ich Unwürdiger diese Gnade nicht verdient habe.« Er senkte den Kopf.
    Für mich war das Rätsel Tahagatha Anandas gelöst. Ohne tiefer in sein Inneres einzudringen, wußte ich, was ich dort vorfinden würde – eine homogene Struktur des Glaubens und der Hingabe an die Gebote der buddhistischen Religion, der er angehörte – nicht mehr und nicht weniger. Er verdiente die Bewunderung und Liebe, die ihm Jünger wie Katie und Greenall entgegenbrachten. In seiner vollendeten Unschuld war er eigentlich ein Heiliger … Aber ein Heiliger, der in einem entscheidenden Punkt fehlgeleitet wurde: in seinem unbedingten Gehorsam gegenüber dem Wesen, das er ›der Eine‹ nannte.
    Er besaß die Kraft, Glauben zu wecken – und das nützte der Feind auf teuflische Weise aus. Ananda war in seiner Einfalt davon überzeugt, daß er Menschen wie Greenall eine Treppe zum Nirwana baute – und in Wirklichkeit führte er sie in einen Abgrund. Eine Tragödie …
    Ich warf einen Blick auf die schmächtige Gestalt und beschloß, ihm die Wahrheit zu verschweigen. Ich konnte nur hoffen, daß es ihm gelingen würde, mit Hilfe seines Glaubens diese Krise zu überwinden. Meine größere Sorge galt im Augenblick Katie Mackinnon…
     
KATIE MACKINNON – 5
     
    Mir lagen eine Menge Fragen auf der Zunge, aber im Augenblick wollte ich Henriettas Aufmerksamkeit nicht ablenken. Sie brauste mit ihrem kleinen Sportwagen durch die Straßen von London, als müßte sie den Preis von Monte Carlo gewinnen. Der Verkehr im Zentrum wurde allmählich dichter, aber sie fädelte sich geschickt in die Lücken und jagte bei Gelb durch die Kreuzungen, daß die Funken stoben.
    Als ich in diesem komischen Gefängnis aufgewacht war und die Stimme in meinem Innern gehört hatte, stand es für mich fest, daß der Guru hinter den Befehlen steckte. Deshalb hatte ich auch widerspruchslos gehorcht, obwohl ich mir Peter Moray gegenüber richtig
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