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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine
Autoren: Pamela Freeman
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allen. Nur bei den Mürrischen, die sonst keinen fanden, der ihnen half. Sie war froh, dass Aden keine Gelenkentzündung hatte; in seine Nähe würde sie sich nicht begeben.
    Sie nahm Kaninchen und Kräuter wieder in die Hand. »Ich muss das hier Mama bringen.« Keiner von ihnen hatte
sie auf das Kaninchen angesprochen, obwohl sie es beäugt hatten und zweifellos gern sämtliche Einzelheiten darüber erfahren hätten, wo sie es gefangen und welche Art Schlinge sie dafür benutzt hatte. Mit dieser Art Gerede konnten sie sich stundenlang beschäftigen. Zu fragen hätte jedoch gegen die Sitten verstoßen, denn sie wussten alle, dass Swith sie zu sich gerufen hatte, um sie um eine Gefälligkeit zu bitten, die sie ihm auch erweisen würde. Falls sie ihnen über ihre Jagd berichten würde, dann würde sie das zu gegebener Zeit tun.
    Anders wäre es gewesen, wenn sie Swith ihre Hilfe nicht angeboten hätte, dachte sie amüsiert, während sie die Stra ße entlangging und dabei Grußworte mit Mill, dem Köhler, austauschte, der bis nach der Schneeschmelze und den Frühlingsregenfällen bei seinen Großeltern wohnte. Dabei ignorierte sie das Rudel Hunde, das ihr wie immer um die Beine herumsprang. Aber sie hatte das Angebot gemacht, sodass die alten Männer sie nicht ins Kreuzverhör nehmen konnten, ohne dabei als über alle Maßen unhöflich zu gelten.
    »Ich habe ein Kaninchenweibchen, das bald Zwillinge werfen wird, Bramble«, rief Sigi, die neue junge Wirtin, durch die sich die Kundschaft des Gasthauses verdoppelt hatte, seit sie dessen Besitzer Eril geheiratet hatte. Sigis drei Kleinkinder, die ihr um die Füße liefen, während sie die Wäsche nach Hause brachte, brüllten vor Vergnügen über eine Made, die eines von ihnen aus dem Abfallhaufen herausgezogen hatte. »Kann ich dir eins bringen, wenn sie nicht genug Milch für beide hat?«
    »Natürlich, gerne«, rief Bramble zurück. »Ich habe dieses Jahr bis jetzt noch keine Pflegetiere.«
    Als Sigi Bramble das erste Mal begegnet war, hatte sie so reagiert wie viele andere auch, nämlich mit Misstrauen gegenüber
Brambles dunklen Haaren und dunklen Augen. In diesem Land der Blonden und Rothaarigen galt jemand mit dunklen Haaren als Wanderer, Nachfahre der Ureinwohner der Domäne, die vor tausend Jahren überfallen und enteignet worden waren. Alte Geschichte. Und einem Wanderer traute niemand. Es waren allesamt Diebe, Lügner, Abtrünnige, Unheilbringer. Bramble hatte all diese Beschimpfungen im Laufe der Jahre gehört, zumeist (wenn auch nicht immer) aus dem Munde derer, die sie nicht kannten, zum Beispiel gewöhnliche Reisende auf der Straße von Wooding nach Carlion.
    Sigi hatte ihr Misstrauen schließlich überwunden, und Bramble bemühte sich sehr, die Beleidigungen zu vergessen. Nun, da Maryrose nicht mehr da war, wäre es schön, eine Freundin im Dorf zu haben, und Sigi bot sich dafür am ehesten an. Die anderen Mädchen hatten sie längst ausgeschlossen, seit Bramble ihnen deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie keinerlei Interesse an den Dingen hatte, um die sich für sie alles drehte, also Jungen, Haarschleifen und Handarbeiten für ihre Aussteuerkisten. Was nicht hieß, dass Jungen nicht ab und zu ein Vergnügen sein konnten.
    Sigis ältester Sohn packte die Made und setzte sie seinem Bruder auf den Rücken. Das nun folgende Gejammer lenkte Sigi vollständig ab. Bramble lachte und setzte ihren Heimweg fort, wobei sie Gred folgte, der Gänsemagd, die ihre watschelnde, zankende und zischende Herde für die Nacht zurück auf ihre Weide vor der Mühle führte.
    Brambles Familie wohnte in einem alten Cottage, einem Haus eigentlich, das größer war, als es von der Straße den Anschein hatte, da es hinten bis an den Wasserlauf reichte. Es war ganz aus dem örtlichen Blausandstein gebaut, mit Ausnahme des Schornsteins, der aus gerundeten Flusssteinen grauer, brauner und dunkelblauer Farbtönung bestand.
Gedeckt war es mit Steinen in dem Fischgrätenmuster, das man auf jedem Dach in der Gegend fand, wobei man in Carlion nur dann das Fischgrätenmuster benutzte, wenn man das Dach nicht mit Schiefer deckte. Der Vorgarten bekam morgendliche Sonne, sodass er voll früher Kräuter war, die nur so aus dem Boden schossen. Das Rankengewächs an einer Ecke war zwar noch ein schmuckloses Skelett, doch wenn die Fensterläden offen waren und die Tür auf, hatte man aus dem Haus einen schönen, weiten Blick.
    Die Tür stand auf, weil ihre Mutter auf der Straße war und dort
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