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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin
Autoren: wood
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Kairo und stellte den Antrag auf eine Grabungserlaubnis, um den Moses-Brunnen zu suchen.
    Als Catherine jetzt Ibn Hassans Buch aufschlug, las sie nicht die Stellen, die ihr Anhaltspunkte für die Suche nach dem Weg der Juden bei ihrem Auszug aus Ägypten geliefert hatten. Sie blätterte bis zu einer Pas-sage, der sie bislang weniger Aufmerksamkeit geschenkt hatte, die sie jetzt jedoch nachdenklich noch einmal las. ›Eines Nachts erwachte ich‹, schrieb der Araber, ›und vor mir stand eine wundersame junge Frau, deren Schönheit und Glanz mich blendeten. Sie führte mich zu einem Brunnen und forderte mich auf, ihn zu füllen, zuerst mit weicher Erde und dann mit Steinen. Auf den Brunnen sollte ich einen Anker aus Schilf stellen.‹
    ›Wenn du das für mich tust, Ibn Hassan‹, sagte der Engel zu mir, ›werde ich dir das Geheimnis des ewigen Lebens verraten.‹
    > Catherine blickte nachdenklich auf die Worte: ›Anker aus Schilf‹ .
    Sie hatte ihnen bislang wenig Bedeutung beigemessen. Wozu einen Anker aus Schilf?
    Sie zuckte zusammen. Plötzlich wußte sie die Antwort. Der Anker aus Schilf war ein Symbol, kein wirklicher Anker! Sofort fiel ihr ein, daß der Anker in frühchristlicher Zeit eine symbolische Bedeutung besessen hatte und erst später vom Kreuz verdrängt worden war.
    Catherine runzelte die Stirn. Der Anker war das Verbindungsglied zum Christentum, das sie suchte.
    Sie blätterte zurück zur ersten Seite von Ibn Hassans Erinnerungen und las mit wachsender Erregung: ›Und so erhielt ich den Schlüssel zum ewigen Leben. Ich, Ibn Hassan Abu Mohammed Omar Abbas Ali, wurde gerettet. Ich konnte die einsame Küste verlassen und zu meiner Familie zurückkehren. Ich erzähle dies im hohen Alter von zweimal sechzig und neun Jahren bei bester Gesundheit und in dem festen Glauben, daß ich nicht sterben werde, denn der Engel hat mir das ewige Leben zum Geschenk gemacht‹
    Catherine hatte diese Worte bisher als Prahlerei eines alten Mannes abgetan, der es liebte, wundersame Geschichten zu erzählen, und deshalb behauptete, einhundertneunundzwanzig Jahre alt zu sein. Aber jetzt…
    Sie blickte auf das Jesus-Fragment, das Hungerfords Araber gefunden hatten. Zwei Worte stachen ihr ins Auge: ›Zoe aionios.‹ Ewiges Leben. Bestand ein Zusammenhang zwischen diesem Fragment, das sie nach vorsichtiger Schätzung um zweihundert nach Christus datierte, und der Erscheinung eines Engels, der einem Schiffbrüchigen sieben Jahrhunderte später das ›ewige Leben‹ verhieß? Wenn es diesen Zusammenhang gab, was hatte der Hinweis auf ›Jesus‹ mit dem Mirjam-Brunnen zu tun?
    Catherine hatte, abgesehen von Ibn Hassans Erinnerungen, bisher keine Hinweise auf einen Mirjam-Brunnen gefunden. Aber sie war bei ihren Nachforschungen auf das Buch eines deutschen Ägyptologen von 1883 gestoßen. Er beschrieb darin eine Expedition in die Wüste Sinai. Eines Tages schlug die Gruppe ihr Lager an der Küste im Osten des Katharinenklosters auf. Die Zelte standen unter einem steilen Felsen in der Nähe eines Brunnens mit dem Namen Bir Umma – Brunnen der Mutter. In der Nacht wurden die Teilnehmer der Expedition von seltsamen Träumen heimgesucht. Die Frau des Deutschen berichtete fast in denselben Worten wie Ibn Hassan von der Erscheinung einer überirdisch schönen jungen Frau.
    Die Frage lag nahe, ob die Ähnlichkeit der Erscheinung ein Hinweis darauf war, daß Professor Krügers Expedition das Lager an der Stelle aufgeschlagen hatte, an der Ibn Hassan Schiffbruch erlitten hatte.
    Catherine entdeckte schließlich einen Anhaltspunkt im Alten Testament, der zu ihrem Entschluß führte, an dieser Stelle zu graben.
    Exodus 13:21/22: ›Der Herr zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. So konnten sie Tag und Nacht unterwegs sein.
    Die Wolkensäule wich bei Tag nicht von der Spitze des Volkes, und die Feuersäule nicht bei Nacht.‹ Catherine erkannte nicht als erste, daß diese Bibelstelle sehr wohl einen aktiven Vulkan beschreiben mochte.
    Sie wußte, es gab auf der Sinaihalbinsel keine vulkanischen Gebirge, dafür aber in Saudi-Arabien im Osten des Golfs von Akkaba. Man nannte das Gebiet dort ›das Land Midian‹. Deshalb kam sie zu folgendem Schluß: Das Gebirge befand sich an der Westküste Arabiens. Die Israeliten waren dem Feuer und Rauch des Vulkans gefolgt und an diesen Ort an der Ostküste, auf der anderen Seite des Golfs gelangt, denn dort
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