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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin
Autoren: wood
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bereits Anzeichen eines neuen Jahrtausendfiebers, denn die Menschen waren von der Nachricht überrascht worden, daß die zweitausend Jahre nicht am 31. Dezember 1999 zu Ende gegangen waren, sondern erst am 31. Dezember 2000 enden würden.
    Aber das beschäftigte sie im Augenblick nicht. Es gab Wichtigeres. Ihr war zwar von der ägyptischen Regierung die Lizenz für Grabungen in Ägypten auf Dauer entzogen worden, doch Catherine hatte bereits ein neues Projekt in Israel. Sobald die Verhandlungen abgeschlossen waren, würde sie nach Galiläa fahren.
    Michael schloß das katholische Gebetbuch, ließ es in die Tasche seiner Soutane gleiten und zog ein anderes, dünneres Buch hervor: Die Schriftrollen der Sahina.
    Catherine hatte die Schriftrollen weder der Kirche noch einem Museum und auch nicht der ägyptischen Regierung übergeben, sondern dem Generalsekretär der UNESCO. Dort hatte man ein internationales Team von Wissenschaftlern und Theologen zusammengestellt, um den Text zu prüfen und zu übersetzen. Das würde noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Catherines Übersetzung, die sie in den Tagen und Nächten mit Michael angefertigt hatte, war jedoch bereits veröffentlicht worden.
    Die Schriftrollen der Sahina hatte sich überall auf der Welt sofort an die Spitze der Bestsellerlisten gesetzt und erzielte Rekordauflagen.
    Immer noch stritten sich Wissenschaftler über die Echtheit, die Daten und darüber, wer ›der Gerechte‹ in Wirklichkeit gewesen sei. Die katholische Kirche hatte die Schriftrollen nicht offiziell als christliche Dokumente anerkannt. Theologen und Kleriker verurteilten die darin vertretene Haltung, die schlicht bedeutete, daß jeder sein eigenes Leben nach dem Tode schuf, während weltliche Kritiker von ›totaler Unsinn‹, xjedem sein eigener Himmel< oder höhnisch von einer ›Religion für Lieschen Müller‹ sprachen.
    Trotzdem nahmen viele hunderttausend Menschen Sabinas Botschaft ernst und fanden offenbar durch ihre Worte Frieden und Hoffnung. Catherine blickte auf den Sarg ihrer Mutter, der jetzt von einem unsichtbaren Mechanismus auf den Boden des Grabes hinabgelassen wurde.
    Die Schriftrollen hatten weder Nina Alexanders Ruf wiederhergestellt noch ihre Theorien bewiesen. Aber das war nicht wichtig. Nina war jetzt auf alle Ewigkeit mit ihrem geliebten Mann vereint. Obwohl der Papst noch auf dem Stuhl Petri saß, immer noch Männer die Kirche beherrschten, und es Frauen auch weiter verboten war, Priesterinnen zu werden, weil Catherine keine Beweise für die Theorie ihrer Mutter gefunden hatte, gab Catherine nicht auf. Irgendwo gab es den Beweis, und sie würde ihn finden.
    An den Gräbern von Nina und Frederick Alexander öffnete Vater Michael Garibaldi das kleine Buch und las die Worte, mit denen die siebte Schriftrolle endete: »Nun aber zur letzten und wundervollsten Nachricht…«

    Nun aber zur letzten und wundervollsten Nachricht von allen. Meine Stunde naht, aber trauert nicht um mich, liebe Schwestern. Mein Körper ist alt und müde, und ich bin bereit. Meine Seele ist gestärkt und wartet darauf, in das große Geheimnis einzugehen. Gestern nacht kam der Gerechte im Schlaf zu mir. Er fragte: »Glaubst du?«, und ich antwortete: »Ja«. Er sagte: »Dein Wille geschehe. Gib mir deine Hand und komme mit mir.« Und das, liebe Amelia, werde ich tun.

    Anmerkung der Übersetzer
    Wir danken Herrn Dipl.-Ing. Ulrich Pokert für die Hilfe bei der Klärung der vielen neuen Begriffe, die Cyberspace uns allen auch in der deutschen Sprache beschert.
    Dr. Manfred Ohl Hans Sartorius
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