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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa
Autoren: Peter Prange
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fortwischen – sie sollten einziehen in ihre Haut. Vielleicht, wer weiß, würden sie im Laufe der Zeit mit jenem Parfüm verschmelzen, von dem sie seit Jahren einen unsichtbaren Flakon bei sich trug, die Erinnerung an einen kostbaren, allumfassenden Augenblick, den sie einst mit einem anderen Menschen teilte.
    Clarissa zog die Vorhänge vor das Fenster und klopfte an die Trennwand, zum Zeichen, dass sie abfahren wollte.
    »Hüh!«
    Der Kutscher ließ die Peitsche knallen, die Rappen zogen an. Im Schritt rollte der Wagen den Aventin hinunter, und am Fuße des Hügels fielen die Pferde in einen ruhigen, gleichmäßigen Trab, in dem sie die Stadt durchquerten, den Corso entlang in Richtung der Porta Flaminia. Ein Zolloffizier hielt noch einmal die Kutsche an und prüfte die Papiere. Zwei Soldaten öffneten das Tor, wieder setzte sich der Wagen in Bewegung. Dann verließ die Kutsche die Stadt, rollte zwischen grauen Feldern über die Landstraße, weiter und weiter auf den Horizont zu, wo sie allmählich verschwand, ein kleiner, unruhiger Fleck, der eintauchte in das unendliche Meer der Zeit.

Dichtung und Wahrheit
    Dieser Roman ist ein Spiel. Basierend auf Motiven aus dem Leben von Lorenzo Bernini und Francesco Borromini, wurde hier und da die Chronologie der Ereignisse sowie manche Äußerlichkeit im Detail abgewandelt. Das geschah, um einen in sich geschlossenen Erzählkreis zu schaffen und die historischen Ereignisse, die aus dem Leben der zwei größten Baumeister des barocken Roms überliefert sind, in einen Sinnzusammenhang zu stellen. Denn die innere Wahrheit – ob einer Person oder Epoche – ist keine Abbildung bloßer Fakten, sondern die Verdichtung von Tatsachen und Legenden, von Geschehnissen und Meinungen, von Hoffnungen, Ängsten und Leidenschaften.
    Folgende Ereignisse, die im Roman zur Sprache kommen, gelten in der Forschung als gesichert:
     
    1623: Am Tag seiner Thronbesteigung ruft Papst Urban VIII. Bernini zu sich und beauftragt ihn mit dem Bau des Hochaltars von Sankt Peter; Bernini wird damit dem alten Dombaumeister Carlo Maderno beigeordnet, in dessen Diensten der Steinmetz Francesco Castelli arbeitet.
    1624: Beginn der Arbeiten am Hochaltar von Sankt Peter; neun Jahre lang fließt jährlich ein Zehntel der Jahreseinkünfte des Vatikanstaats in die Finanzierung des Projekts.
    1625: Zur Materialbeschaffung werden Bronzebalken aus der Vorhalle des Pantheon entnommen; wütende Proteste der Römer:
Quod non fecerunt barbari, fecerunt Barberini
. Beim Guss der Altarsäulen Annäherung zwischen Bernini und Castelli; Castelli beginnt für Bernini zu zeichnen.
    1626: Maderno ist so gebrechlich, dass er sich im Tragestuhl zur Arbeit nach Sankt Peter und zum Palazzo Barberini befördern lässt; auf beiden Baustellen übernimmt sein Assistent Castelli immer mehr Verantwortung.
    1628: Bernini unterschreibt den Ausführungsvertrag für denAltarbaldachin; die Arbeiten müssen in drei Jahren und vier Monaten abgeschlossen sein; durch Bernini verschuldete Fristüberschreitungen gehen zu seinen Kosten.
    1629: Maderno stirbt am 31. Januar; sechs Tage später wird Bernini Dombaumeister »auf Lebenszeit«, kurz darauf auch Architekt des Palazzo Barberini; auf beiden Baustellen wird Castelli sein Assistent. Erste gemeinsame Entwürfe für die Glockentürme von Sankt Peter.
    1630: Am 25. Februar stirbt Urbans Bruder Carlo. Bernini wird mit der Gestaltung der Trauerfeierlichkeiten für den Generale della Chiesa beauftragt; zusammen mit Castelli Bau des Katafalks. Zum Lohn erhält Bernini die Bürgerrechte der Stadt Rom. Castelli, inzwischen Architekt, geht leer aus; er trägt fortan den Namen Borromini.
    1631: Auf Veranlassung Berninis erhält Borromini fünfundzwanzig Scudi im Monat für seine Mitwirkung am Hochaltar: mehr als Berninis Gehalt als Dombaumeister (sechzehn zwei Drittel Scudi), doch nur ein Zehntel von Berninis monatlichem Honorar für den Baldachin. Im Frühjahr quittiert Borromini den Dienst auf der Palastbaustelle.
    1632: Zunehmende Spannungen zwischen dem Dombaumeister und seinem Assistenten; durch Berninis Empfehlung wird Borromini zum Architekten der Sapienza (Universität) ernannt; die Baustelle erweist sich aufgrund von Geldmangel für viele Jahre als
piazza morta
.
    1633: Borromini beendet im Januar seine Arbeit in Sankt Peter. Am Peter-und-Paulstag Enthüllung des Baldachins. Gesamtkosten des Altars: einhundertachtzigtausend Scudi, davon zehntausend für Bernini, trotz zweijähriger
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