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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)
Autoren: Claire Gavilan
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rühren.
    „Ja“, hörte er ihre sanfte Stimme an seinem Ohr. „So ist es gut, mein Krieger! Das wird von nun an deine Aufgabe sein: Rose wird durch deine Hand sterben, wieder und wieder und wieder.“
    Alan krümmte sich, während sie immer weitersprach.
    „Du wirst versuchen, ihr aus dem Weg zu gehen, Alan, aber du wirst es nicht können. Jedes Mal, wenn du dich ihr näherst, werde ich da sein, um dich an deine Pflicht zu erinnern. Dann wirst du wissen, dass deine Hände von nun an einzig und allein eine Aufgabe haben: die Frau, die du liebst zu töten.“ Sie stieß ein tiefes, grollendes Lachen aus, das Alan aufstöhnen ließ. Dann ging sie mit einer fließenden, eleganten und gleichzeitig kraftvollen Bewegung in die Hocke, nahm Alans Kopf in beide Hände, zwang ihn zu sich herum und küsste ihn mitten auf den Mund. Ihre Zähne gruben sich in seine Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Er wehrte sich nicht gegen den Schmerz. Als Branwen endlich von ihm abließ, war von ihm nichts mehr übrig als ein Häuflein Elend, ein gebrochener Mann, der sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte als den Tod.
    Sein Blick glitt zu seinem Schwert, das nur wenige Zentimeter neben ihm lag. Seine Hand zitterte, als er sie danach ausstreckte.
    „Vergiss es!“, zischte Branwen. Dann gab sie ihm einen kräftigen Stoß gegen die Schulter. Er spürte, wie er fiel, aber das konnte doch gar nicht sein, denn er lag ja bereits am Boden. Und doch fiel er, er fiel so tief, dass Finsternis ihn umgab, so unendliche Finsternis, dass die seiner Seele dagegen kaum ankam.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als er es endlich wagte, die Augen wieder zu öffnen. Seinem Gefühl nach mussten es Stunden gewesen sein. Er lag an einem steinigen Strand, und das Wasser eines kalten Ozeans spülte über seine Beine hinweg. Er brauchte lange, bis er es schaffte, sich aufzurappeln. Rose war in der Nähe, das spürte er. Sie lebte? Sein Herz machte einen ungläubigen Satz, aber dann wurde es von schwärzestem Hass geflutet. Er kam auf die Füße und machte sich auf die Suche nach ihr ...
     
    2014
     
    Diesmal musste Rose Alan festhalten, aber sie schaffte es schneller, ihn aus seiner Erinnerung zurück in die Gegenwart zu holen, als es ihm bei ihr gelungen war.
    „Was hast du eben gemeint, als du sagtest, es war eine Scheißidee, mir die Erinnerungen nicht ...“
    „Stopp!“ Enora schnitt Rose mit einer harschen Handbewegung das Wort ab. Sehr finster wirkte sie nun, und Rose fragte sich kurz, was sie wohl für Gedanken hinter ihrer glatten Stirn verbarg. Kurz glaubte sie so etwas wie Abscheu in der Miene ihrer Freundin zu sehen, aber der Ausdruck war ebenso schnell wieder fort, wie er gekommen war. „Es reicht jetzt! Lasst uns lieber zu Glynis zurückkehren und nachsehen, wie weit sie mit dem Ritual ist!“
    Roses Gedanken wanderten zurück. Auf ihrer Fahrt von Paris nach Erdeven im 19. Jahrhundert: Hatte Alan da nicht Enora gefragt, ob sie Rose ihre Erinnerungen wiedergegeben hatte. Rose war zu diesem Zeitpunkt zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, um groß auf diese Worte zu achten, aber jetzt fielen sie ihr plötzlich wieder ein. In ihr machte sich Fassungslosigkeit breit. „Du kannst mir meine Erinnerungen wiederg...“
    „Rose!“ Ganz ruhig war Alans Stimme, aber er brachte sie gründlicher zum Verstummen, als Enoras gesamter Zorn zuvor es hätte tun können. „Bitte nicht.“
    Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Mechanisch nickte sie.
    Alan beugte sich zu ihr herüber und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Komm!“, sagte er, stand auf und zog sie hoch. „Gehen wir zu Glynis.“
     
    Glynis saß noch immer in dem Wohnzimmer des Ferienhauses auf dem Boden und murmelte ihre keltischen Formeln. Sie hatte inzwischen mehrere Schalen mit Räucherwerk angezündet, die den gesamten Raum einnebelten, und als Rose und die beiden anderen hereinkamen, reagierte sie überhaupt nicht.
    „Lassen wir sie besser in Ruhe“, flüsterte Enora und zog die Tür wieder zu.
    Zu dritt gingen sie in die Küche und bereiteten sich ein einfaches Mittagessen aus Brot, Käse und einer luftgetrockneten Mettwurst zu. Während sie aßen, kam Glynis plötzlich herein. Rose hatte erwartet, sie blass und übermüdet vorzufinden, aber sie glühte von innen heraus, und in ihren Augen stand ein Funkeln, das Rose an ein Kind zu Weihnachten erinnerte.
    „So, wie du aussiehst“, sagte Enora,
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