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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)
Autoren: Claire Gavilan
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geschah.
    „Branwen!“, hörte Rose Enoras Stimme kreischen. Und dann: „Glynis hat dich erschaffen, aber die Göttin Morgana gab mir die Macht, dich wieder zu vernichten!“
    Der Sinn dieser Worte erreichte Roses Verstand nicht. Sie sah Glynis in der Tür des Wohnzimmers stehen, ein Lächeln auf den Lippen.
    Warum lächelte sie?
    Rose riss die Haustür des Ferienhauses auf. Dass Enora die Hände nach Branwen ausstreckte, sah sie nicht mehr. Wie von Furien gehetzt rannte sie davon.
     
    Sie rannte schneller, als sie jemals zuvor gerannt war. Der unebene Boden flog unter ihren bloßen Füßen dahin, sie kämpfte sich durch Schlamm, durch Dornenbüsche, die ihr die Hände und die Wangen aufrissen. Das Bettlaken, mit dem sie sich bedeckt hatte, hatte sie längst verloren, sie musste ihr nacktes Leben retten. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Ein panisches, furchtbares Lachen drängte in ihrer Kehle nach oben, und sie glaubte, verrückt zu werden. Wenn er sie jetzt packte und umbrachte, würde sie sich in den Zeiten verlieren. Alle Mühe, die Glynis sich mit dem Ritual gemacht hatte, würde vergebens gewesen sein. Rose hörte Alans Körper hinter sich, seinen schweren Atem, seine Schritte auf dem weichen Boden. Einmal warf sie einen Blick zurück, aber sie konnte den Ausdruck in seinem Gesicht nicht ertragen, diesen grausamen Ausdruck, der von reiner Mordlust sprach.
    Und dann, ganz plötzlich, war jemand direkt vor ihr. Rose prallte gegen einen Körper und ging zu Boden. Ihre Zähne schlugen hart aufeinander, die Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, und nur undeutlich sah sie Branwens Gestalt über sich aufragen.
    „Wohin so eilig?“, fragte die Morrigan mit einem sanften Lächeln. „Dein Liebster ist dort!“ Sie wies auf eine Stelle hinter Roses Rücken, und Rose drehte sich um, ohne aufzustehen.
    Alan stand vor einem Ginsterbusch, und alles an ihm – seine Haltung, seine Miene, das Muster auf seiner Haut – sprach von der Macht, die Branwen über ihn hatte. Ein Lächeln teilte seine Lippen und drehte Rose den Magen um.
    „Warum?“, schluchzte sie und wandte sich wieder Branwen zu, weil sie es nicht ertragen konnte, es mit anzusehen, wie der Tod langsam auf sie zukam. Wo war nur Enora? Hatte Branwen sie überwältigt, getötet gar?
    Roses Entsetzen war so mächtig, dass sie plötzlich ganz ruhig wurde. „Warum quälst du uns so?“, fragte sie Branwen. Wieder fühlte sie sich allen Lichts und aller Zuversicht beraubt. Plötzlich war da eine finstere, alles umfassende Sehnsucht in ihr. Die Sehnsucht nach Schlaf, nach ewigem Schlaf.
    „Weil es Spaß macht, Schwesterherz!“, bekam sie als höhnische Antwort. „Weil es der einzige Spaß ist, den ich habe. Im Gegensatz zu dir.“ Sie winkte Alan näher.
    Rose kämpfte gegen die Todessehnsucht an, die wie Gift durch ihren Körper rann. „Nach all diesen vielen Jahrhunderten“, zwang sie sich zu sagen, „kannst du mir noch immer nicht verzeihen?“
    Branwen warf den Kopf in den Nacken. Ihre Augen glommen bösartig. „Eine Morrigan verzeiht niemals!“
    Rose erhob sich. Alan stand nur wenige Schritte von ihr entfernt. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und ließ sie neben seinen Oberschenkeln herabhängen. Rose hatte eine Vision davon, wie er sie um ihren Hals legen würde. „Wenn du mich so sehr hasst“, wandte sie sich wieder an Branwen, „dann töte du mich! Lass Alan frei!“
    „Nein!“ Das eine Wort kam gequält und langgezogen aus Alans Mund. Er schwankte. Das Muster auf seiner Haut leuchtete grell.
    Branwen entblößte ihre weißen Zähne. „Dann wäre ja der ganze Spaß vorbei!“ Sie gab Alan einen Wink.
    Er hob die Hände, näherte sie Roses Kehle.
    Rose richtete den Blick in seine Augen, suchte nach dem Mann, den sie liebte, aber sie konnte ihn nicht finden. Er war hinter dem Hass, der ihr ins Gesicht schlug, vollständig verborgen, und sie stellte sich vor, wie er in diesem mordlüsternen Körper gefangen war. Erlebte er bei vollem Bewusstsein mit, zu was Branwen seinen Körper zwang?
    Tränen schossen Rose in die Augen. Sie hatten wieder versagt. Das Ritual war ein weiteres Mal gescheitert. Sie und Alan würden auf ewig durch die Zeiten reisen, getrieben vom Hass dieser Morrigan und verzweifelt auf der Suche nach einem Ausweg, den es niemals geben würde.
    Rose wich nicht aus, als sich Alans Hände um ihren Hals klammerten, und als er zudrückte, fand sie ganz hinten in seinen Augen doch noch einen Rest von ihm. Sie konnte sehen, wie
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