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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Mitgift auszustatten, ein freier Mann. Er hatte sich im Laufe der Jahre einen hübschen Spargroschen beiseite gelegt und beabsichtigte, in Londinium eine Schule einzurichten.
    »Heute Nachmittag erreichen wir das Dorf am See«, teilte uns der Führer mit, der sich meiner Eskorte in Lindinis angeschlossen hatte.
    »Wenn wir dort ankommen, legen wir eine Rast ein«, bestimmte ich energisch.
    »Ich dachte, du könntest es kaum erwarten, den Tor zu besteigen«, sagte Korinthius freundlich. Vielleicht tat es ihm Leid, mich zu verlieren, dachte ich und lächelte zu ihm auf. Nach meinen beiden Brüdern, die außer der Jagd nichts im Kopf hatten, sei es, wie er sagte, eine Freude für ihn gewesen, jemanden zu unterrichten, der wirklich etwas lernen wollte.
    »Ich kann Avalon noch ein ganzes Leben lang genießen«, antwortete ich. »Da kommt es auf den einen Tag früher oder später auch nicht an.«
    »Und von Neuem mit dem Unterricht beginnen!« Korinthius lachte. »Es heißt, dass die Priesterinnen von Avalon das überlieferte Wissen der Druiden bewahrt haben. Die Aussicht, dass du nicht dein Leben lang einem fetten Magistrat den Haushalt führen und seine Kinder bekommen wirst, tröstet mich ein wenig darüber hinweg, dich zu verlieren.«
    Ich lächelte. Die Frau meines Vaters hatte mich davon zu überzeugen versucht, ein solches Leben sei die höchste Erfüllung für eine Frau, doch ich hatte schon immer gewusst, dass ich früher oder später nach Avalon gehen würde. Dass dies nun früher der Fall war, verdankte ich dem kriegerischen Aufstand des römischen Generals Postumus, durch den Britannien vom Römischen Reich abgeschnitten war. Solchermaßen ihres Schutzes beraubt, sahen sich die südöstlichen Küsten Überfällen ausgesetzt, und Prinz Coelius hatte es für das Beste gehalten, seine kleine Tochter in die Sicherheit von Avalon zu schicken, während er sich mit seinen Söhnen auf die Verteidigung von Camulodunum vorbereitete.
    Einen Augenblick lang schwand mein Lächeln, denn ich war der Augapfel meines Vaters gewesen, und der Gedanke, dass er in Gefahr sein könnte, behagte mir gar nicht. Doch ich wusste nur zu gut, dass mein Leben zu Hause während seiner Abwesenheit nicht glücklich gewesen wäre. Für die Römer war ich ein Kind der Liebe meines Vaters und hatte keine mütterlichen Verwandten, denn über Avalon durfte man nicht sprechen. In Wirklichkeit waren Korinthius und die alte Huctia, meine frühere Amme, meine Familie gewesen, und Huctia war im Winter zuvor gestorben. Es war für mich an der Zeit, in die Welt meiner Mutter zurückzukehren. Der Weg führte jetzt in sanften Windungen den Berghang hinab. Als wir aus dem Schutz der Bäume kamen, beschattete ich meine Augen mit der Hand. Das Wasser unter uns lag wie ein goldenes Tuch auf dem Land.
    »Wenn du ein Feenpferd wärst«, raunte ich meinem Pony zu, »könnten wir auf dem schimmernden Pfad bis nach Avalon galoppieren.«
    Doch das Pony schüttelte nur den Kopf und reckte den Hals nach einem Grasbüschel. Dann klapperten wir weiter Schritt für Schritt den Weg hinab, bis wir an die glitschigen Baumstämme des Dammes kamen. Jetzt sah ich die grauen Grashalme vom letzten Sommer, die sich im Wasser wiegten, und dahinter das Schilf, das die Wasserarme und Teiche säumte. Das tiefere Wasser war dunkel und geheimnisvoll. Welche Geister herrschten hier über die Marsch, wo die Elemente derart ineinander übergingen, dass man nicht genau zu bestimmen wusste, wo das Land zu Ende war und das Wasser begann? Ein leichtes Schaudern überlief mich, und ich richtete mein Augenmerk auf den hellen Tag.
    Gegen Abend stieg Nebel über dem Wasser auf. Wir ritten nur langsam voran, damit unsere Pferde sich selbst einen Halt auf den glitschigen Baumstämmen suchten. Seit ich laufen konnte, war ich auf Pferden geritten, doch waren die Tagesreisen bisher nur kurz gewesen, der Kraft eines Kindes angemessen. Der heutige Ritt, die letzte Etappe unserer Reise, war länger. Ich spürte den dumpfen Schmerz in den Beinen und im Rücken und freute mich bereits darauf, am Ende des Tages aus dem Sattel steigen zu können.
    Der Führer zügelte sein Pferd. Er zeigte auf einen spitz zulaufenden Hügel, der sich hinter dem Gewirr aus Marsch und Wald erhob. Man hatte mich von hier fortgebracht, als ich kaum ein Jahr alt war, dennoch wusste ich mit einer Sicherheit, die keiner realen Erinnerung entsprang, dass ich den heiligen Tor vor mir sah. Im Licht der letzten Sonnenstrahlen schien er
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