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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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er sich mit einem Seufzer zurück. »Ich sollte dir sagen, dass es für den wahren Philosophen ohne Belang ist, dass ein tugendhafter Mensch keine Anerkennung braucht. Aber ist das ein Trost für ein Kind? Gleichwohl ist es wahr. Es wird Menschen geben, die dich nicht mögen, ganz gleich, was du auch tust, und wenn das geschieht, kannst du nur versuchen, der Wahrheit zu dienen, wie du sie siehst. Aber ebenso, wie du mein Herz gewonnen hast, wird es gewiss andere geben, die dich genauso lieben. Halte nach denen Ausschau, die deine Liebe brauchen, und du wirst reichlich belohnt werden.«
    Seine Worte schenkten mir neuen Mut. Ich schluckte und brachte ein Lächeln zustande. Ich war Prinzessin und würde eines Tages auch Priesterin sein. Man durfte mich nicht weinen sehen.
    Am Eingang bewegte sich etwas. Die Rindslederklappe wurde beiseite geschoben, und ich erblickte ein Kind, das einen zappelnden Welpen auf dem Arm trug. Die Frau des Häuptlings sah den Kleinen und schimpfte im Dialekt der Menschen vom See. Ich schnappte das Wort für Hund auf und erkannte, dass er den Hund fortbringen sollte.
    »O nein - ich mag Welpen!«, rief ich aus. »Bitte, ich möchte ihn mir ansehen!«
    Die Frau zögerte noch, doch Korinthius nickte. Der Junge kam grinsend zu mir und ließ das Tier in meine ausgestreckten Arme fallen. Als ich das zappelnde Fellbündel zu packen bekam, musste ich auch lächeln. Ich sah bereits, dass es sich hierbei nicht um einen der anmutigen Vorzeigehündchen handelte, die sich in vornehmer Würde in der Halle meines Vaters zu rekeln pflegten. Der Welpe war zu klein, sein beigefarbenes Fell schon zu dick, und sein Schwanz zu stark eingerollt. Doch die braunen Augen glänzten vor Interesse, und die Zunge, die unter der feuchten schwarzen Knopfnase hervorschoss, um mir die Hand zu lecken, war rosa und warm.
    »Na, na, komm schon, bist du nicht ein süßer kleiner Kerl?« Ich drückte den kleinen Hund an meine Brust und lachte wieder, als er versuchte, auch mein Gesicht abzuschlecken.
    »Ein Geschöpf ohne Erziehung und Manieren«, sagte Korinthius, der Tiere nicht mochte. »Und wahrscheinlich hat er Flöhe…«
    »Nein, Herr«, antwortete der junge, »es ist ein Feenhund.«
    Korinthius hob vielsagend eine Augenbraue, und der Junge blickte ihn finster an.
    »Ich sage die Wahrheit!«, rief er. »Es ist gerade passiert. Seine Mama hat sich verlaufen, zwei, drei Tage. Hat nur den einen Welpen, weiß wie der hier. Feenhund lebt lange, und wenn er nicht stirbt, verschwindet er, wenn alt. Hund sieht Geister und kennt Weg in die jenseitige Welt!«
    Ich spürte die lebendige Wärme des Tieres auf meinen Armen und versteckte das Gesicht im weichen Fell, um mein Lächeln zu verbergen, denn die anderen Menschen vom See nickten feierlich, und ich wollte sie nicht kränken.
    »Sie ist Geschenk, soll dich beschützen…«, sagte der Junge.
    Ich unterdrückte einen Lachreiz bei der Vorstellung, dass dieser wuschelige Ball irgendetwas beschützen könnte, dann richtete ich mich auf und schenkte dem Jungen ein Lächeln.
    »Hat er einen Namen?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Das Feenvolk weiß es. Vielleicht sagt dir eines Tages.«
    »Ich werde ihn Eldri nennen, bis sie es mir sagen, denn er ist so weiß und zart wie eine Holunderblüte.«Ich betrachtete den Hund, während ich es sagte, dann schaute ich den Jungen wieder an. »Und du - hast du einen Namen?«
    Leichte Röte überzog sein blasses Gesicht. »Er heißt ›Otter‹ in eurer Sprache«, sagte er, und die anderen lachten.
    Ein Rufname, dachte ich. Zu seiner Initiation würde er einen anderen bekommen, der nur innerhalb des Stammes benutzt wurde. Wie sollte ich ihm antworten? In der Welt meines Vaters war ich Julia Helena gewesen, doch das schien hier ohne Bedeutung.
    »Ich danke dir«, sagte ich. »Du darfst Eilan zu mir sagen.«

    Ich wachte aus einem Traum von einer großen Wasserfläche auf, die im Morgenlicht glitzerte. Ich hatte in einem langen Flachboot gesessen, das still durch wogende Nebelschwaden glitt, bis diese sich schließlich teilten und eine herrliche grüne Insel vor mir lag. Doch dann hatte sich die Szene gewandelt, und ich war an Bord einer Galeere, die sich einem endlosen, flachen Marschland näherte und einem breiten, sich in unzählige Kanäle verzweigenden Fluss, der schließlich im Meer mündete. Noch einmal hatte sich das Bild verändert, und ich sah ein Land aus goldenen Steinen und Sand vor mir, das von einem strahlend blauen Meer
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