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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Autoren: Claudia Jacobs
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oder die Beschäftigung mit Schachspielen oder
     dem Chemiebaukasten.
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    Das Gehirn lässt sich mit genau für diesen Zweck entwickelten Programmen leider nicht
     trainieren, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass sie die Intelligenz allgemein steigern. Und doch können uns diese Programme durchaus nützen. Wer schlecht
     im Kopfrechnen ist, kann seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet mit entsprechender Software sehr wohl verbessern. Intelligenter werden Menschen allerdings
     nur, indem sie sich mit „anspruchsvollen Inhalten“ beschäftigen.

Irrtum: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
    Der Satz von Hänschen und Hans gehört zum Typus des Supermythos. Supermythen sind von extremer Haltbarkeit und ihnen den Garaus zu
     machen ist ein schwieriges und langwieriges Unterfangen, erst recht, wenn sie unsere Alltagserfahrungen zu bestätigen scheinen. Wer als Erwachsener einmal
     einen Skikurs begonnen hat, weiß, was ich meine. Noch nach Tagen bieten nicht besonders sportliche Anfänger fortgeschrittenen Alters ein oft unfreiwillig
     komisches Bild, während die Truppe der kindlichen Beginner ohne Ausnahme und geschickt die Piste runterbrettert. Auch am Arbeitsplatz können wir
     beobachten, dass die Jungen den „Alten“ häufig überlegen sind: So muss die Autorin dieser Zeilen etwa dreimal im Monat die jüngeren Kollegen um Hilfe
     bitten, wenn der Computer mal wieder nicht zu zähmen ist.

    Und doch ist es falsch: Ältere Menschen lernen nicht schlechter als jüngere. Natürlich gibt es Ausnahmen und Einschränkungen: So sind
     älteren Menschen beim Erlernen einer Sportart selbstverständlich gewisse Grenzen gesetzt. In vielen Bereichen, z. B. auf
     mathematisch-naturwissenschaftlichem Gebiet, lernen Kinder jedoch mühsamer als Erwachsene, weil sie weniger Vorwissen mitbringen. Die geistige Entwicklung
     des Menschen lässt mit zunehmendem Alter noch lange nicht nach, die allgemeine Lernfähigkeit erfährt eher eine Steigerung. Bis ins hohe Alter ist das
     Gehirn fähig, immer wieder neue Verbindungen zwischen den Gehirnzellen zu knüpfen. Dank dieser sogenannten „neuronalen Plastizität“ kann sich das Gehirn
     den Bedürfnissen und Gewohnheiten eines Menschen bis ins hohe Alter anpassen. Die Möglichkeiten des Gehirns sind wohl begrenzter, als viele hoffen, diekognitive Leistungsfähigkeit älterer Menschen ist jedoch lange grandios unterschätzt worden. Die Forschungen britischer Neuropsychologen
     etwa sind ein Beleg für die Leistungsfähigkeit älterer Menschen. Versuche mit Londoner Taxifahrern zeigten unter anderem, dass die Kollegen, die ihren Job
     am längsten ausübten, auch über das beste räumliche Erinnerungsvermögen verfügten. Je erfahrener ein Taxifahrer, desto größer sein Hippocampus, ein
     Gehirnareal, das offensichtlich eine zentrale Rolle bei der Wegfindung spielt. Experimente an deutschen Taxifahrern sind mir nicht bekannt, aber wir haben
     Helmut und Loki Schmidt - den besten Beweis für neuronale Plastizität .

    Das alte Zirkustier, es lernt sehr wohl noch neue Tricks, doch es darf sich nicht den Schneid abkaufen lassen von Leuten etwa, die mit
     dem Zeitfenster-Zeigefinger drohen. Der Mensch lernt, solange er lebt. Doch allein das Wort „lernen“ reicht vielen Erwachsenen, um ungute Assoziationen
     zu haben. Viele verbinden die Wörter „Schule“ und „Lernen“ mit Druck und Zwang, mit Müdigkeit und Langweile, mit Anstrengung, Misserfolg und
     Demütigung.

    Kinder lernen in aller Regel unbekümmerter, sie sind weniger „streng“ mit sich selbst, und sie sind Unterricht und systematisches
     Lernen gewohnt. Außerdem haben sie in aller Regel mehr Zeit zum Lernen. Wer je auf einer Abendschule einen Abschluss nachgeholt hat, weiß, wie anstrengend
     das ist. Nicht, weil ein Erwachsener sich prinzipiell „schwerer tut“, sondern weil er noch zahlreiche andere ziemlich wichtige Dinge am Hacken hat: die
     Arbeit, die Familie, den Haushalt ... Jüngere Menschen, die mit Computern aufgewachsen sind, sind im Umgang mit Rechnern selbstverständlich virtuoser als
     Menschen, die erst im Laufe ihres Berufslebens damit Bekanntschaft machen. Es wäre schlimm, wenn dem nicht so wäre, denn vermutlich haben dieComputer-Zauberer einige hundert PC-Stunden mehr auf dem Buckel. Wer nicht alles kann, muss außerdem nicht alles machen. Manchmal kann es
     im Sinne der Energieeffizienz durchaus von Vorteil sein, sich ein bisschen dümmer zu stellen ...

    Es gibt allerdings
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