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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche
Autoren: Josef Carl Grund
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nebeneinander hindurchgehen konnten, und gerade so hoch, daß erwachsene Neandertaler die Köpfe nicht einziehen mußten. So konnte der Unterschlupf der Horde im Notfall von nur zwei Männern gegen Angreifer verteidigt werden. Zwei Mammutfelle schirmten die Wohnstätte gegen Wind und Wetter ab. Jetzt waren sie zurückgeschlagen. Die „Tür“ stand offen.
    Als die Pollinger-Kinder aus dem Sonnenlicht ins Dunkel der Höhle traten, nahmen sie zunächst nur den Schimmer wahr, der von einem Feuer ausging. Es roch nach Rauch, schwelendem Holz und verbrutzeltem Fleisch.
    Der Häuptling krächzte einen Befehl. Die Hüterin der Flamme, eine betagte Neandertalerfrau, legte trockene Zweige nach. Das Feuer loderte hell auf.
    Jetzt erkannten die Pollinger-Kinder Einzelheiten.
    Die Höhle war ein großer natürlicher Raum, der sich weit in den Fels hineinzog. Das Ende verschwand im Dunkel, der Feuerschein erreichte es nicht mehr.
    Um die Feuerstelle herum lagen Tierfelle auf dem Steinboden, vermutlich die „Betten“ der Urmenschen. Etwas weiter im Hintergrund waren Geräte und Waffen griffbereit zusammengelegt: Faustkeile, Schaber und Kratzer aus behauenen Steinen, Keulen und Speere aus Holz. Die Speerspitzen waren im Feuer gehärtet.
    Und dann...
    „Mensch Meier!“ stießen die Pollinger-Kinder erschrocken hervor.
    Da waren Schädel und Knochen aufgestapelt! Im Schein der zuckenden Flamme schienen sie sich zu bewegen. Es waren riesige Schädel und riesige Knochen. Jemand hatte sie in einer Nische der Wohnhöhle zu einer schrecklichen Pyramide aufgetürmt.

    „Es sind Schädel und Knochen der Höhlenbären, die wir erlegt haben“, erklärte der Häuptling stolz. Dann grinste er die Pollinger-Kinder an. „Euer mächtiger Jagdzauber wird uns sehr bald drei oder vier weitere Höhlenbären erlegen lassen.“ Er sagte es in der primitiven Sprache der Urmenschen. Gerade deshalb klangen seine Worte so drohend.
    „Chä!“ kreischte die Horde. Männer, Frauen und Kinder drängten sich vor und bildeten um die Pollinger-Kinder einen dichten Halbkreis. Auch nach rückwärts gab es kein Entrinnen. Dort war die Felswand mit der Knochenpyramide.
    „Wir möchten nach Hause“, stöhnten die Pollinger-Kinder erschrocken. „Sim...!“ Weiter kamen sie nicht. Vier Neandertalermänner sprangen auf sie zu. Zwei umklammerten Hans-Heinrich und Roswitha mit langen, kräftigen Armen, zwei andere preßten ihnen die Hände auf den Mund. Ein Wink des Häuptlings hatte genügt.
    „Sim ist der Anfang des Verschwindezaubers mächtiger Schutzgeister“, sagte der Häuptling höhnisch. „Aber ihr sollt nicht verschwinden. Ihr sollt uns vier Höhlenbären vor unsere Steine, Speere und Knüppel zaubern und machen, daß niemand dabei verletzt wird!“
    „Chä, chä!“ schrien die anderen.
    „Nun?“ fragte der Häuptling. „Was sagt ihr dazu?“
    Die Pollinger-Kinder sagten gar nichts, weil die Wächter ihnen noch immer die Hände auf den Mund preßten. Sie konnten nur nicken.
    Der Häuptling grinste zufrieden. „Laßt sie frei!“ befahl er den Athleten.
    Die Pollinger-Kinder schnauften tief. Zu simsalabimmen wagten sie nicht mehr, denn die Wächter blieben dicht neben ihnen stehen, rollten die Augen und ließen die Muskeln spielen.
    „Macht jetzt den Jagdzauber!“ grunzte der Häuptling.
    „Chä, chä, chä!“ schnatterten die anderen.
    „Weißt du vielleicht, wie?“ flüsterte Roswitha dem Bruder zu.
    „Keine Ahnung“, murmelte Hans-Heinrich mit zitternder Stimme.
    „Los!“ schrien die Neandertaler und fuchtelten mit Steinen und Knüppeln herum.
    Die Hüterin des Feuers warf noch einmal dürres Holz in die Glut, daß die Flamme hoch aufloderte.
    „Ich probier’s“, sagte Hans-Heinrich leise, und Roswitha kniff die Daumen ein. Hans-Heinrich hob die Hände und sagte beschwörend: „Hokuspokus...“
    Mehr konnte er nicht sagen. Diesmal preßte ihm der Häuptling die Hand auf den Mund. „Hokuspokus ist der Zauber der bösen Geister“, zischte er aufgeregt. „Mach sofort den Zauber der guten!“
    „Der guten Geister!“ heulte die Menge und rückte näher.
    Die Pollinger-Kinder wichen zurück, und da geschah das Schreckliche: Roswitha stieß gegen die Knochenpyramide. Diese fiel klappernd zusammen.
    Einen Herzschlag lang standen die Neandertaler wie gelähmt, dann schrien sie auf, warfen sich nieder und trommelten mit Steinen und Knüppeln gegen den Felsboden.
    Unwillkürlich schlossen die Pollinger-Kinder die Augen.
    Da fühlten
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