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Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche

Titel: Die Pollinger-Kinder und die Knüppelknilche
Autoren: Josef Carl Grund
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sagte Hans-Heinrich.
    „Klar tauschen wir!“ rief Herbert. „Egal, was es ist.“
    „Ich tausche meinen Stickrahmen mit Leinwand und Stickgarn“, sprudelte Brigitte heraus. „Alles ganz neu und überhaupt nicht gebraucht.“
    „Und ich tausche meinen prima Bumerang“, sagte Herbert eifrig. „Den hat ein australischer Buschmann geschnitzt, weil Made in Austria draufsteht.“
    Die Zwillinge wiesen auf ihre Schätze. „Einverstanden“, sagte Hans-Heinrich. „Einen australischen Bumerang hab ich mir schon immer gewünscht.“
    „Und ich einen Stickrahmen mit Dingsbums dazu“, sagte Roswitha. „Ich meine mit Garn und mit Leinwand. Handarbeiten mache ich manchmal ganz gern.“
    „Was kriegen wir dafür?“ erkundigte sich Herbert.
    Die Pollinger-Kinder nahmen die Hände hinter dem Rücken hervor. Sie hielten den Zwillingen zwei kleine Pappschachteln hin, in die Luftlöcher gestochen waren. Dahinter raschelte es leise.
    Gespannt griffen die Zwillinge nach den Schächtelchen.
    „Vorsicht!“ warnte Roswitha. „Macht die Deckel nur einen Spaltbreit auf, sonst springen sie heraus und hauen ab.“
    „Wer?“ fragte Brigitte.
    „Na, die Mäuse“, sagte Hans-Heinrich.
    „Ui!“ riefen die Zwillinge, lüpften die Deckel ein wenig und lugten in die Kartons hinein. Mit sichtlichem Vergnügen betrachteten sie die beiden Mäuslein, die auf weicher Holzwolle hin und her krabbelten. Es waren ganz gewöhnliche graue Gartenmäuse mit nackten Schwänzen, aber sie hatten wunderhübsche Knopfaugen und allerliebste Schnurrbarthaare.
    Die Zwillinge waren begeistert. Der Tausch wurde mit Handschlag bekräftigt.

    Hans-Heinrich erzählte, daß sie die Mäuse gestern nachmittag gegen vier Kaugummis von Siegfried Spitzeder eingetauscht hätten, der sie im Schrebergarten seiner Eltern mit einem Schmetterlingsnetz gefangen hatte.
    „Wir hätten sie gern behalten“, sagte Roswitha, „aber als wir sie nach Hause brachten, fing Mutti an zu quieken. Da verlangte Vati, daß wir das Ungeziefer verschwinden lassen sollten. Dabei sind es so liebe Mäuslein!“
    „Wir verstecken sie vor unserer Mutti“, versprach Brigitte, „und bei uns sollen sie es guthaben.“
    Die Pollinger-Kinder waren beruhigt. Roswitha hob Rahmen, Leinwand und Garn auf, Hans-Heinrich das Wurfholz. Dann sausten sie die Treppe hinauf, damit Roswitha das Stickzeug in ihr Zimmer legen konnte. Hinterher wollte sie mit Hans-Heinrich nach unten fahren und den Bumerang auf der großen Wiese am Stadtrand ausprobieren.
    Die Krause-Zwillinge huschten unbemerkt in ihre Wohnung zurück. Sie brauchten nicht zu läuten. Beide trugen einen Wohnungsschlüssel an einer Kordel um den Hals.
    Wenige Minuten später stiegen die Pollinger-Kinder aus dem Fahrstuhl und rannten aus dem Haus zur Wiese am Stadtrand. Hans-Heinrich schwenkte seinen Bumerang. Von Zeit zu Zeit stieß er Schreie aus, die an das Jaulen eines getretenen Dackels erinnerten.
    Auf der großen Wiese war kein Betrieb. Nur im Hintergrund, wo sie in den weitgedehnten Kiefernwald überging, werkelten ein paar Leute in ihren Schrebergärten herum.
    „Jetzt zeige ich dir, daß mein Bumerang genauso zu mir zurückkommt wie die Fernsehbumerangs zu den australischen Buschmännern“, sagte Hans-Heinrich zu Roswitha. Er stellte sich in Positur, wiegte das Krummholz in der Hand und holte zum Wurf aus.
    Roswitha kniff die Daumen ein.
    Der Bumerang flog, überkugelte sich einige Male in der Luft, trudelte in knapp zehn Metern Entfernung zu Boden, schlug auf und blieb liegen.
    „Vielleicht hat er einen Fehler“, meinte Roswitha.
    „Quatsch!“ brummelte Hans-Heinrich. „Ich hab zu flach geworfen, das ist alles. Beim nächstenmal klappt es.“ Er lief und hob den Bumerang auf.
    Roswitha lief ihm nach.
    Wieder wog Hans-Heinrich das Krummholz in der Hand, und Roswitha zählte: „Eins — zwei — drei!“
    Der Bumerang stieg steil in die Höhe, drehte sich um sich selbst, zog eine Schleife und — geriet abermals ins Trudeln. Er sackte ab und fiel lächerliche sechs Meter vor den Pollinger-Kindern ins Gras.
    „So ein Mist!“ schimpfte Hans-Heinrich. „Und für so was hab ich meine erstklassige Gartenmaus hergegeben!“
    Roswitha lief zum Bumerang und hob ihn auf. „Laß mich mal!“ rief sie zu Hans-Heinrich zurück. Und ohne seine Erlaubnis abzuwarten, schleuderte sie den Krummknüppel in die Wiese hinein.
    Der Bumerang kehrte auch jetzt nicht zurück, aber er schwebte bedeutend eleganter als bisher und landete erst
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