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Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Titel: Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein
Autoren: Josef Carl Grund
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„Meine Frau teilte mir etwas Wichtiges über einen Tanzkünstler mit.“ Dann nahm er die Kegelkugel in die Hand, wog sie, schwang sie dreimal hin und her, schob, und...
    „Alle Neune!“ riefen die Freunde. „Bravo, Sven-Wilhelm, bravissimo!“
    Vater Pollinger lächelte geschmeichelt. Daß er mit einem einzigen Schub alle neun Kegel auf einmal umgeworfen hatte, war für ihn ein größeres Wunder als für seine Frau ein tanzender Besenstiel. Bisher hatte er sehr häufig danebengeschoben und alle Neune zum erstenmal in seinem Leben geschafft.
     
     
     

Es muß nicht immer Kraft sein
     
    Hans-Heinrich und Roswitha kamen später als abgemacht nach Hause. Sie schnauften und hatten rote Gesichter. Das kam nicht allein vom schnellen Radfahren, sondern auch vom Trainieren. Der kleine Bim war immer und immer wieder gegen sie angeflogen; und wenn er auch nicht besonders kräftig war, so machte das dauernde Angeschubstwerden doch müde. Vor allem machte es hungrig.
    Hans-Heinrich und Roswitha freuten sich auf das Abendessen. Mutter hatte ihnen ihr Leibgericht versprochen: Bratwürste mit Sauerkraut und als Nachspeise Schokoladepudding mit Himbeersoße.
    Mutter öffnete die Haustür.
    „Bist du krank?“ erkundigte sich Roswitha besorgt.
    Mutter sah angegriffen aus und roch nach Franzbranntwein. Damit hatte sie sich die Schläfen eingerieben.
    Die Kinder machten lange Gesichter. Wenn Mutter sich mit Franzbranntwein parfümierte, hatte sie entweder Kopfschmerzen oder Probleme. Dann vergaß sie meist alles, was wichtig war; besonders das Essenkochen.
    So war es auch an diesem Abend.
    Bratwürste, Sauerkraut und Himbeeren kühlten noch im Kühlschrank; der Schokoladepudding lag als Pulver im Beutel.
    „Bist du krank?“ fragte Roswitha noch einmal.
    Mutter Pollinger setzte sich in den Fernsehsessel, schloß die Augen und sagte mit matter Stimme: „Kommt zu mir, Kinder.“
    Hans-Heinrich stellte sich links, Roswitha rechts neben den Fernsehsessel. „Ja, Mutti?“ fragten sie und guckten ergeben zur Decke hinauf.
    „Glaubt ihr, daß ich — nicht ganz richtig bin?“ stöhnte Mutter.
    „Du meinst verrückt?“ sagte Hans-Heinrich. „I wo!“
    „Hat das jemand behauptet?“ erkundigte sich Roswitha.
    „Behauptet nicht gerade“, antwortete Mutter Pollinger seufzend, „aber — ich hörte es heraus.“
    „Und wer war das Kamel?“ fragte Hans-Heinrich. „Vati“, sagte Mutter Pollinger. „Er meint, es wären die Nerven, weil ich — einen tanzenden Besenstiel gesehen habe.“
    Hans-Heinrich lachte. „Wenn’s weiter nichts ist, Mutti! Das erklären wir dir beim Abendessen. Es ist genauso einfach wie in der vergangenen Nacht, als Roswitha von Herrn Sim aufgefangen und in den sechzehnten Stock zurückgetragen wurde.“
    „Ja, Mutti“, bestätigte Roswitha. „Schade, daß du nicht zweimal dreizehn und kein doppelter Freitag bist. Sonst hättest du gemerkt, daß der Besenstiel nicht allein herumtanzte, sondern der kleine Bim mit ihm.“
    „Der Poltergeist mit dem Holzbein“, erklärte Hans-Heinrich.
    Mutter Pollinger sah die beiden lange an, dann fragte sie besorgt: „Habt ihr vielleicht einen Knall?“
    „Wir haben Hunger“, antwortete Hans-Heinrich. „Du hast uns Bratwürste mit Sauerkraut und Schokoladepudding mit Himbeersoße versprochen. Bevor wir nicht gegessen haben, können wir nichts erzählen.“
    „Ich helfe dir, Mutti“, sagte Roswitha. „Den Pudding und die Himbeersoße kriege ich hin.“
    „Also gut“, seufzte Mutter Pollinger.
    Eine halbe Stunde später saßen sie beim Abendessen. Der Fernseher blieb diesmal ausgeschaltet. Die Kinder erzählten, was sich auf dem Pengplatz abgespielt hatte, und Mutter hörte aufmerksam zu.
    Dann sagte sie etwas Seltsames. „Du, Roswitha“, sagte sie, „warst anfangs auch ein schwächliches Kind. Gerade deshalb hatte ich dich besonders lieb. — Es muß nicht immer Kraft sein.“
    „Bei einem Jungen schon“, behauptete Hans-Heinrich.
    Mutter schüttelte den Kopf. „Aber nein. — Manchmal sind gerade die Stärksten die allergrößten Dummköpfe — oder was noch schlimmer ist: die gemeinsten Kerle. — Doch nun zum kleinen Bim. Ist es denn gar so wichtig, ob ein Poltergeist laut oder leise heult und schrecklich oder etwas sanfter poltert?“
    „Für Herrn Sim ja“, sagte Hans-Heinrich. „Er möchte, daß der kleine Bim genausogut wird wie er selbst.“
    „Und Bim?“ fragte Mutter.
    „Wir wissen nicht, ob er so werden möchte wie sein Vater“,
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