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Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein

Titel: Die Pollinger-Kinder und der Poltergeist mit dem Holzbein
Autoren: Josef Carl Grund
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Ofenrohr macht.“ Und leise, so daß nur Hans-Heinrich es hörte, setzte sie hinzu: „Du bist ein Idiot, Hans-Heinrich! Wir haben verabredet, dem kleinen Bim Mut zu machen, und du quatschst jetzt so dumm daher!“
    Mutter Sala dachte wie Roswitha.
    Vater Sim guckte unzufrieden von der Pengmauer herunter. Er hätte es viel lieber gesehen, wenn sein Sohn auch ohne Rohr zum Fürchten geheult hätte.
    Aber es kam noch schlimmer für ihn.
    Roswitha erklärte ihre Idee mit dem Besenstiel. „Für oben hat Bim das Ofenrohr“, sagte sie. „Jetzt braucht er nur noch etwas für hinten.“ Sie nahm den Besenstiel, an den Hans-Heinrich das Plakat nageln wollte, und winkte den kleinen Bim zu sich heran. „So“, befahl sie, „jetzt wickle dich mit deiner unteren Hälfte rund um den Stecken herum — genauso, wie unser Opa den Verband um sein Gichtbein wickelt.“
    Der kleine Bim gehorchte. Roswitha machte in sein unteres Ende auch noch einen Knoten, damit der Besenstiel nicht abrutschen konnte.
    „Und was soll ich damit?“ fragte der kleine Bim.
    „Poltern“, sagte Roswitha und klatschte in die Hände. „Los, trommle doch mal in das Blechzeug hinein!“
    „Ui!“ rief der kleine Bim begeistert, denn jetzt hatte er begriffen. Er schlug mit dem Besenstiel gegen den Kanonenofen, dann gegen die Blechschachtel, auf das kaputte Fahrrad, in die Flaschen und Konservenbüchsen und freute sich wie ein Schneekönig.
    Mutter Sala mußte ihn ermahnen, mit dem ganz lauten Poltern bis zur Geisterstunde zu warten; aber auch sie war glücklich — weil Bim sich freute.
    Vater Sim verzog abermals das Gesicht. „Jetzt ist er ein Poltergeist mit einer Ofenrohrstimme und einem Holzbein dazu“, murmelte er vor sich hin.
    „Ein Poltergeist mit einem Holzbein!“ rief Hans-Heinrich. „So was hat’s noch nie gegeben!“
    „Na und?“ fragten Mutter Sala und Roswitha.
    „Na und?“ fragte auch der kleine Bim und trommelte mit dem Besenstiel auf das Ofenrohr.
    Peng! — Peng! — Peng!
    Da quiekte es am Waldrand. Dürre Äste knackten, kurz darauf sprang ein Motor an, und ein Auto verschwand in Richtung der Stadt.
    „Dem Quieken nach war’s Mutti“, sagte Hans-Heinrich.
    „Du spinnst“, spottete Roswitha.
    Hans-Heinrich hielt ihr die Hand hin. „Wetten, daß ich nicht spinne?“
    Roswitha schlug ein. „Wetten, daß ja!“
    Sie wetteten um einen Kaugummi.
    Vater Sim und Mutter Sala flogen dem Wagen nach, kamen kurz darauf zurück und berichteten: „Es ist eine grüne Kutsche, die ohne Pferde fährt. Hintendran hängt ein Schild mit drei Buchstaben und der Zahl siebenhundertfünfunddreißig.“
    „Na also“, triumphierte Hans-Heinrich, „Vatis Fiat. Wenn Vati zum Kegeln geht, gibt er Mutti die Wagenschlüssel. — Ich möchte einen Kaugummi mit Zitronengeschmack.“
    Roswitha wunderte sich. „Warum ist Mutti uns bloß nachgefahren?“ fragte sie. „Und warum hat sie so gequiekt?“
    Das wußten auch Hans-Heinrich und die Poltergeister nicht...
    Es war tatsächlich Mutter Pollinger.
    Sie hatte zwar nicht recht an Roswithas Geschichte von den Poltergeistern geglaubt, aber sie war neugierig geworden. Also hatte sie sich in den Fiat gesetzt, war losgefahren und hatte Hans-Heinrich und Roswitha aus einem sicheren Versteck heraus beobachtet.
    Sie fand es komisch, daß die beiden immer wieder in die Luft hineinredeten; und komisch war auch, daß es hin und wieder leise dröhnte, als ob ein Luftzug durch ein Blechrohr strich. Dabei war völlige Windstille.
    Doch dann...
    Alle guten Geister!
    Mutter Pollinger quiekte erschrocken; denn plötzlich tanzte ein Besenstiel ganz von selbst herum und schlug auf den Abfall neben der Pengmauer ein.
    Das war zuviel für Mutter Pollinger. Sie lief davon, sprang ins Auto und brauste ab.
    Kurz darauf holte sie ihren Mann von seinen Kegelbrüdern weg. „Denk dir, Sven-Wilhelm“, japste sie völlig außer Atem, „unsere Kinder können hexen! Sie lassen einen Besenstiel tanzen und gegen Gerümpel trommeln, ohne ihn zu berühren! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und mit meinen zwei Ohren gehört.“
    „Und deswegen holst du mich vom Kegeln weg?“ grollte Vater Pollinger. „Deine Nerven haben dir wieder einmal einen Streich gespielt. Fahr nach Hause und ruh dich aus. Ich werde heute früher als sonst heimkommen. Tschüs, meine Liebe.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger ans rechte Ohr und ging zu seinen Kegelbrüdern zurück.
    „Ich bitte vielmals um Entschuldigung“, sagte er zu ihnen.
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