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Die Pilgerin von Montserrat

Die Pilgerin von Montserrat

Titel: Die Pilgerin von Montserrat
Autoren: Christa S. Lotz
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jetzt damit machen? Und wie bringen wir unsere Forschungen weiter?«
    »Sag es selbst, du weißt es, Teresa.«
    »Ja, ich kenne dich und mich und den Wagemut unserer Familie. Wir werden in das Kloster Agenbach reiten und schauen, wo dieses Familienerbstück geblieben ist.«
    »Genauso machen wir es. Die Abschrift versteckst du am bestenin deinem Ausschnitt. Wer weiß, ob dieser Raum nicht Augen und Ohren hat.«
    »Wer sollte so ein altes Pergament haben wollen?«
    »Bedenke, was da geschrieben steht: Der Besitz bringt seinem Eigentümer Reichtum, Macht und Glück. Dieser Kandelaber ist wundertätig.«
    Caspar kehrte mit dem Würzwein und dem Wasser zurück, setzte die Kannen auf dem Tisch ab und stellte zwei gefüllte, grün glasierte Becher auf das Pult. Mit einer weiteren Verbeugung entfernte er sich. Vater und Tochter tranken in langsamen Zügen. Teresas Lider wurden schwer.
    »Wir sollten zu Bett gehen«, meinte ihr Vater. »Morgen werden wir alles Weitere besprechen.«
    Heinrich leuchtete ihnen voran zu ihren Kemenaten. Er sah stets aus, als habe er etwas Anrüchiges im Sinn, fand Teresa. Sie schloss die eisenbeschlagene Tür und zog sich aus. Die Decke vor dem Fenster hielt die Kälte nur ungenügend ab. Es war so kalt, dass sie wieder hellwach wurde. Ihre Schlafstatt hatte eine hohe Lehne, die mit zierlichen Blumen bemalt war. Schnell glitt sie unter die Decke. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Durch den heißen Stein wurde ihr bald warm, und sie sank in den Schlaf.
    Teresa träumte. Sie schritt mit ihrem Vater durch einen düsteren Gang in einem Kloster. Am Ende schien ein helles Licht: Das war der Goldkandelaber. Er war besetzt mit den herrlichsten Edelsteinen; ein Funkeln und Leuchten ging von ihm aus, dass sie meinte, nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit erfüllte sie. Doch es währte nicht lange. Hinter sich hörte sie ein Trappeln und Keuchen, einen dumpfen Schlag und ein knirschendes Geräusch, als wenn ein Schädel splitterte. Im nächsten Moment spürte sie einen heftigen Schmerz und wachte auf.
    Sie starrte in die Dunkelheit. Ihr Herz klopfte schneller als je zuvor. Angestrengt lauschte sie, aber es war nichts zu vernehmen. Es war nur ein dummer Traum, sagte sie sich, drehte sich um undwollte weiter schlafen. Doch da hörte sie es, das Rufen von einem Menschen, gar nicht so weit entfernt. Sie sprang aus dem Bett, warf hastig ihre Kleider über und eilte zur Kemenate ihres Vaters. Die Tür war angelehnt, das Bett leer.
    Mein Gott, lass ihm nichts passiert sein, betete sie stumm.
    Wohin sollte sie sich wenden? Da war das Geräusch wieder: Es kam aus der Bibliothek. Sie riss die Tür auf. Im Schein des Kaminfeuers sah sie eine Gestalt, die sich auf dem Boden bewegte. Mit zitternden Fingern nahm sie eine Kerze, ging zum Kamin, und nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihr, sie anzuzünden.
    »Vater! Was ist passiert?«, rief sie und eilte zu Froben, der auf dem Boden lag und stöhnte. Von seinem Kopf rann Blut. Er öffnete mehrmals den Mund, um zu sprechen.
    »Sag jetzt nichts«, sagte Teresa. »Ich werde Verbandszeug holen.«
    In fieberhafter Eile nahm sie den Kerzenhalter und lief zur Küche. Auf der Feuerstelle glomm noch ein Rest des Feuers. Sie suchte die Regale nach Leinenstreifen und Ringelblumensalbe ab. Dabei tropfte ihr Wachs auf den bloßen Arm. Sie schlug sich mit der Hand an die Stirn. Ihr Vater hatte die Salbe doch nicht aus der Küche geholt – er bewahrte sie in seinem Zimmer auf! Endlich wurde sie fündig. Sie lief zurück in die Bibliothek, wo sich inzwischen die schlaftrunkenen Diener, Ursula, die Köchin und Kathrin, die Magd, eingefunden hatten. Sie standen um Froben herum, als wüssten sie nicht, was in einem solchen Fall zu tun war. Ursula besann sich als Erste und nahm Teresa Salbe und Verbandszeug aus der Hand.
    Sie langte in das Töpfchen, strich Froben mit der Salbe über den Kopf und wickelte saubere Tücher darum.
    »Ich habe ein Geräusch gehört und bin hier herüber in die Bibliothek gekommen«, sagte Froben mit schwacher Stimme. »Die Kerzen brannten, und in ihrem Schein sah ich, wie sich zwei vermummte Gestalten an meinem Pult zu schaffen machten. Ich rief sie an, doch statt einer Antwort nahm einer von ihnen den Kerzenständer, rannte aufmich zu und schlug ihn mir über den Kopf. Ich verlor das Bewusstsein und bin gerade erst wieder zu mir gekommen. Da«, er wies auf sein Hemd, »alles ist mit Kerzenwachs
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