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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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Ich habe über diesen Fall eine Akte anlegen lassen und den Urteilsspruch wie auch die wichtigsten Berichte abschreiben lassen und zu meiner persönlichen Verfügung mitgenommen. Höre also, Nachwelt, welche Worte das Gesetz durch mich sprechen ließ:

ICH, PONTIUS PILATUS

Vorgesetzter Präfekt des niederen Galiläa, verkünde hier zu Jerusalem, dass ich Jesus von Nazareth, einen aufrührerischen Menschen gegen das Gesetz seines Volkes, gegen Volk und Senat von Rom und gegen den allmächtigen Kaiser von Rom verurteile. Durch diesen Richterspruch setze ich kraft der mir erteilten Vollmacht fest, dass der Missetäter am Kreuz sterben soll, mit Nägeln an dasselbe befestigt, so lange, bis der Tod eintritt. Gebunden und gegeißelt soll er zum Kalvarienberg geführt werden, damit dort die Vollstreckung vorgenommen wird. Auch verbiete ich bei strenger Strafe, dass irgendjemand, wes Standes er auch sei, sich unterfange, den Lauf des Rechts zu hemmen.

    PONTIUS PILATUS,
    Iudex et Gubernator Galilaeae Inferioris
    Pro Romano imperio, qui supra propria manu
    a.d.IX.Kal.Mai.786 a.u.c.

    Und wie ich es befahl, so geschah es. Doch müssen sich wundersame Dinge während der Vollstreckung ereignet haben, wie aus dem Bericht des beauftragten Centurios zu entnehmen war. Ich zitiere diesen Bericht wie auch andere, da ich selbst nicht Zeuge der Ereignisse war:

Bericht des Cassius Longinus, Centurio der 4. Ital. Cohorte zu Jerusalem, an den ew. Präfekt von Judäa, Pontius Pilatus:Befehlsgemäß wurde heute zur neunten Stunde die Kreuzigung des Jesus von Nazareth zusammen mit zwei weiteren Übeltätern namens Dismas und Gesmas vorgenommen. Dies geschah zunächst ohne besondere Vorfälle, insbesondere leisteten die Verurteilten keinen Widerstand. Jener Jesus, den viele den König der Juden nannten, rief kurz vor seinem Tod: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen«, und »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.« Auch sicherte er einem seiner Mitdelinquenten zu, dass dieser noch heute mit ihm im Himmelreich sein werde. Dann verstarb er. Ich überzeugte mich persönlich von seinem Tod, indem ich – wie wir es in solchen Fällen zu tun pflegen – meine Lanze in seine Seite stieß. Es sind aber einige merkwürdige Dinge geschehen, die der amtlichen Erwähnung bedürfen: Schon zur sechsten Stunde war eine Sonnenfinsternis in der ganzen Stadt ausgebrochen, die du auch bemerkt haben wirst, ehrwürdiger Präfekt. Später erfuhr ich, dass der Vorhang im Tempel der Juden von oben nach unten zerriss, die Erde bebte und Felsen zersprengt wurden. Es sollen sogar Tote aus ihren Gräbern gekommen sein, doch darf man solchen absonderlichen Erzählungen keinen Glauben schenken. Ich hab jedenfalls keine gesehen.

    Cassius Longinus, prid.Non.Mai 786 a.u.c.

    Man sollte denken, dass diese Angelegenheit damit ihren Abschluss gefunden hätte, doch Fortuna war noch nicht fertig mit mir. Unmittelbar nach der Abnahme des Leichnams kam ein vornehmer Jude hohen Rangs namens Joseph von Arimatheia zu mir und bat um die Erlaubnis, den Körper des Toten in seinem Grab zu bestatten. Kaum hatte ich diese Erlaubnis gegeben, stand am nächsten Tag eine Abordnung des Sanhedrin vor meinem Haus und forderte, die Grabstelle müsse unbedingt streng bewacht werden. Es gäbe nämlich Pläne seiner Anhänger, den Leichnam zu stehlen und dann zu verkünden, er sei von den Toten auferstanden. Schließlich habe Jesus ja selbst verkündet, er werde am dritten Tag auferstehen. Ich fand das Verlangen höchst albern, gab aber um des Friedens willen entsprechenden Befehl. Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr, dass der Hingerichtete tatsächlicham dritten Tag aus dem Grab verschwunden war! Ich ließ sofort den Befehlshaber jener Einheit kommen, die das Grab bewacht hatte, und forderte einen schriftlichen Bericht von ihm:

Bericht des Marcus Vipsanius
Legionär der Zweiten Cohorte, Leg.X.Fret.
an den hochehrwürdigen Präfekt Pontius Pilatus

Wie befohlen haben wir das Grab des Exekutierten mit dem Namen Jesus von Nazareth mit einer Decurie bewacht. Ich versichere bei meinem Fahneneid, dass wir pflichtgemäß gehandelt und ordnungsgemäß gewacht haben. Das Grab war mit einer schweren Steinplatte verschlossen. Am Morgen des dritten Tages zog unsere Einheit ab. Später wurde uns gesagt, dass der Leichnam des Verurteilten abhanden gekommen sei. Von einigen jüdischen Priestern wurde uns danach Geld angeboten, damit wir aussagten, die Anhänger des Verurteilten
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