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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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hätten die Leiche weggeschafft. Tatsächlich haben einige meiner Männer das Geld angenommen, die geforderte Aussage aber nicht geleistet, und sie wäre auch unwahr gewesen, denn niemand ist gekommen, um die Leiche zu stehlen. Einer der Männer sprach wohl von einem gleißenden Blitz und einer weiß gekleideten Gestalt, die plötzlich erschienen sei, doch trinken die Männer – entgegen der Dienstvorschrift – auf einer solch langen Wache manchmal einen Schluck Wein, was ihre Auffassungsgabe offenbar beeinträchtigt. Wie die Leiche des Delinquenten aber wirklich abhanden kam, kann ich nicht sagen, jedenfalls war sie weg und wurde nicht wieder gefunden.
Mögen die Götter unseren Kaiser und dich ew. Präfekten schützen!

    Marcus Vipsanius

    Rätsel über Rätsel! Was war mit dem Gekreuzigten geschehen? Ich weiß es bis heute nicht, obwohl ich, nach allem, was ich inzwischen weiß, die Möglichkeit nicht mehr ausschließe, dass er tatsächlich von den Toten auferstanden ist, denn er war ein außergewöhnlicher Mann.Ja, mehr noch, es mag sich tatsächlich um einen Gott gehandelt haben, statten doch auch unsere Götter den Menschen hin und wieder Besuche ab!
    Nach diesem Ereignis war jedenfalls nichts mehr wie zuvor. Cornelius, der der Kreuzigung übrigens auch beigewohnt hatte, bat um seine Entlassung aus dem Dienst, und ich gewährte sie ihm. Soweit ich später erfuhr, hat er sich den Männern und Frauen angeschlossen, die immer noch dem Gekreuzigten anhängen. Ihre Zahl scheint im ganzen Land stetig zuzunehmen. So verlor ich einen Freund, doch harrte meiner Schlimmeres: Seit jenem Tag sprach mein Weib Claudia kein Wort mehr mit mir, als hätte ich mit dem Urteilsspruch zugleich auch das Urteil über unsere Liebe gesprochen. Schweigsam schlich sie durch die Räume des Palastes und blickte stets in eine unendliche Ferne. Versuche, mit ihr zu sprechen, waren stets zum Scheitern verurteilt. Wenn sie mich anschaute, war eine solche Leere und Trauer in ihren Augen, dass man verzweifeln konnte.
    Und eines Tages verschwand sie aus Cäsarea, wohin ich endlich zurückgekehrt war, und ich sah sie nie wieder. Es war, als hätte es sie nie gegeben. Zwar ließ ich sie mit allem suchen, was mir zur Verfügung stand, doch ohne Erfolg. Viel später erst hörte ich, dass sie auch zu den Anhängern jenes Jesus von Nazareth geflüchtet war und bei ihnen Unterschlupf gefunden hatte. Man stelle sich das vor: Die Frau des Präfekten reist mit solchen Männern herum, es schaudert mich noch heute bei diesem Gedanken.
    Irgendwie muss die Nachricht von der Hinrichtung des Nazareners nach Rom gelangt sein, jedenfalls erhielt ich die Aufforderung, den Sachverhalt nach Rom zu berichten. Das tat ich:

Pontius Pilatus, Präfekt von Judäa, grüßt seinen erhabenen Kaiser Tiberius Claudius Nero Augustus!

Vor kurzem trug sich etwas zu, was ich selbst aufdeckte: Die Juden haben nämlich aus Neid und Hass auf sich selbst und ihre Nachkommen ein furchtbares Strafgericht herabgezogen. Da nämlich ihre Vorväter die Verheißung hatten, dass ihr Gott ihnen einen seiner Heiligen vom Himmel her senden würde, der dann natürlich ihr König genannt werden musste, verhieß er ihnen,diesen durch eine Jungfrau auf die Erde zu senden. Dieser also kam in meiner Statthalterschaft nach Judäa.
Und sie sahen, wie er Blinden zum Licht verhalf, Aussätzige rein machte, Gelähmte heilte, Dämonen aus den Menschen vertrieb, Tote auferweckte, Winde bedrohte, auf Meereswogen wandelte und viele andere Wunder tat und wie das ganze Judenvolk ihn Gottes Sohn nannte. Von Neid nun gegen ihn getrieben, nahmen ihn die Hohepriester fest und überlieferten ihn mir und, Lügen auf Lügen häufend, sagten sie, er sei ein Zauberer und handle gegen ihr Gesetz.
Ich aber glaubte, dass es sich wahrhaft so verhielte, ließ ihn geißeln und überließ ihn ihrem Willen. Sie aber kreuzigten ihn, und als er begraben war, stellten sie Wächter bei ihm auf. Er aber, während meine Soldaten ihn bewachten, stand am dritten Tage auf. So weit aber entbrannten die Juden in ihrer Schlechtigkeit, dass sie den Soldaten Geld gaben und sprachen: »Saget, seine Jünger hätten seinen Leib gestohlen.« Sie nahmen das Geld, konnten aber, was geschehen war, nicht verschweigen. Denn sie haben bezeugt, sowohl dass sie jenen haben auferstehen sehen, als dass sie von den Juden Geld bekommen haben.
Dies aber habe ich deshalb vor deine Majestät gebracht, damit nicht ein anderer Lügen vorbringe und du meinst,
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