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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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ausgeliefert zu sein.
    Schwester Anne registrierte den Gemütszustand ihres Patienten, kontrollierte aber ungerührt den Beutel, der am Bett hing, und nickte zufrieden.
    »Gut, dann kriegen Sie jetzt Ihre Pillen und ein paar Spritzen. Sie werden sehen, in vierzehn Tagen sieht alles anders aus.«
    »Vierzehn Tage, das glauben Sie ja selbst nicht. Ich muss hier raus, arbeite an einem wichtigen Fall. Wo ... wo bin ich hier eigentlich?«
    »Sie haben Glück gehabt, Herr Kommissar, mit dem Unfall und mit dem Krankenhaus. Sie sind hier im Eduardus-Krankenhaus, kaum zehn Minuten vom Unfallort entfernt.«
    »Nennen Sie mich nicht immer Kommissar«, gab Allenstein mürrisch zurück, »ich bin Kriminalobermeister!« Aber der Titel wäre nicht schlecht, dachte er und verzog schmerzlich die Lippen.
    »Schmerzen?«, fragte die resolute Schwester prompt und verlieh ihrer Stimme den Hauch von Anteilnahme. Doch Allenstein schüttelte den Kopf. Er wollte allein sein und sich ganz dem Schmerz dieser Welt hingeben. Er hatte es wieder vermasselt ...
    Behutsam öffnete sich die Tür. Ein nussbrauner Pferdeschwanz lugte um die Ecke, und ein großer Strauß von Winterblumen schob sich durch die Tür.
    »Alles fit, Kollege?« Jutta Barg trat lächelnd herein. »Ich dachte, ich statte dem Unfallopfer noch schnell vor Dienstantritt einen kleinen Besuch ab.«
    Schwester Anne quittierte den frühen Besuch mit einem missmutigen Stirnrunzeln.
    »So früh ist noch keine Besuchszeit, meine Dame!«

    »Sorry«, gab Jutta Barg zurück, »ich bin auch gleich wieder weg. Aber um halb acht muss ich im Präsidium sein und ...«
    »Na gut, aber nur ein paar Minuten.«
    Mit wehendem Kittel verließ die Schwester den Raum, ihre Miene drückte höchste Missbilligung aus.
    »Und wie geht’s dir?«
    »Ging schon mal besser. Was ist eigentlich passiert?«
    »Ein LKW aus Österreich hat dich gerammt. Auf dem Schneeboden haben seine Bremsen versagt. Außerdem hat der Fahrer die Lenkzeit weit überschritten. Er ist ... er ist übrigens tot!«
    Allenstein schluckte. Hätte er auch sein können! Dann durchfuhr ihn ein eisiger Schreck. Dass er daran bislang nicht gedacht hatte.
    »Was ... was ist mit den Rollen? Ich meine, die Schriftrollen in meinem Wagen. Vom Generalvikariat!« Er beugte sich nach vorne und umklammerte den Arm seiner Kollegin.
    »Sag nicht ...!«
    »Ein Raub der Flammen«, sagte die Kollegin mit düsterer Miene. Ein behutsames Streicheln erreichte seinen Arm.
    »Nichts davon zu retten. Mann, sei froh, dass du überlebt hast.«
    Allenstein legte sich erschöpft zurück. Scheiße! Die wertvollen Rollen! Was würde der Erzbischof dazu sagen?
    »Die Zeit ist vorbei«, tönte eine fröhliche Stimme von der Tür. »Zeit für einen Katheterwechsel!«
    »Wie prickelnd!«, meinte Jutta Barg und warf dem Kranken einen schelmischen Blick zu, »ich werde mich lieber verabschieden.«
    »Kommst du wieder?«
    »Ja«, sagte sie einfach. Ihr Blick fiel auf die resolute Krankenschwester.
    »Und viel Spaß beim Wechseln!«
    Nur knapp verfehlte das Fieberthermometer, das Allenstein nach ihr warf, ihren Kopf.

    ***

    Bedrückt saß Frau Emmerich auf ihrem Lieblingssessel. Nicht dass die Sache mit diesem merkwürdigen Menschen und der Polizei gestern Abend sie so sehr aufgeregt hätte. Nein, das empfand sie eher als willkommene Abwechslung. Man erlebt nicht jeden Tag einen »Tatort« in der eigenen Wohnung, und schließlich war die Polizei ja rechtzeitig gekommen. Seltsam nur, dass sie den Ganoven nicht finden konnte. Sie seufzte. Viel schlimmer war das mit der Rolle. Sie hatte zwar immer noch keine Ahnung, was da unter ihren Fingern zerbröselt war, aber dass sie etwas falsch gemacht hatte, war ihr klar.
    Und jetzt hatte die reizende Conny Baumeister auch noch angerufen und ihren Besuch angekündigt. In einer halben Stunde wollte sie mit ihrem Freund kommen. »Grundgütiger, was soll ich ihr nur sagen?«
    In solchen Notsituationen half ein wenig Likör. Sie goss sich ein weiteres Gläschen von dem leckeren Kirschlikör ein. Aber helfen tat es kaum.
    Zehn Minuten später klingelte es. Sie ging schwerfällig zur Tür und schaute durch den Spion. Das strahlende Lächeln ihrer Nachbarin blickte ihr entgegen. Seufzend öffnete sie die Tür. Mit einem kleinen Weihnachtsstern in der Hand stand Conny Baumeister vor der Tür, sie hatte sich bei ihrem Freund eingehakt. Außerdem stand ein älterer Mann bei ihnen, der sie neugierig anblickte. Sie drückte der alten Frau das
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