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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)
Autoren: Rolf D. Sabel
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hatte den Wagen zwei Ecken weiter in der Komödienstraßeabgestellt, natürlich im Halteverbot, und wunderte sich jetzt darüber, dass die Stadt Köln keinen kostenpflichtigen Gruß an seinen Scheibenwischer geheftet hatte. Natürlich hatte er sich auf dem kurzen Weg mindestens viermal umgedreht und nach etwaigen Verfolgern Ausschau gehalten, aber solche gab es nicht. Auch das Einsteigen in den Wagen erfolgte unter ähnlichen, aber überflüssigen Maßnahmen.
    Erleichtert schnallte er sich an und drehte das Radio auf. In diesem Fahrzeug gab es keine Funkverbindung mit dem Polizeipräsidium, stattdessen fetzte zu seinem Entsetzen ein Rapper namens Crabbilla durch die altersschwachen Boxen. In fliegender Hast suchte er einen neuen Sender, konnte gerade noch einem marodierenden Fahrradfahrer ausweichen und landete bei der Hitparade der Volksmusik auf WDR 4. Und so fuhr er wenig später unter den beschwingten Klängen des Naabtalduos über die Tunisstraße zur Deutzer Brücke. Über den Verhandlungen im Generalvikariat war es Abend geworden und jetzt kam zu dem abendlichen Berufsverkehr auch noch Schnee dazu, der immer dichter fiel und die Sicht erschwerte. »Ich hab natürlich Sommerreifen drauf«, durchfuhr es ihn. »Wie die meisten hier!« Prost Mahlzeit, das konnte was werden.
    Seine Gedanken schweiften ab zu seinem abendlichen Date. Eine geradezu kindliche Vorfreude erfüllte ihn, so wie früher zu Weihnachten. Die schöne Jutta! Unglaublich, wieso hatte sie so schnell Ja gesagt? Es konnte doch wohl kaum sein Charme gewesen sein, der sie dazu verleitet hatte, oder? Er musterte sich im Rückspiegel. Ein volles, freundliches, aber schlecht rasiertes Gesicht starrte ihm entgegen, von einigen Falten durchzogen, die das Leben eingeprägt hatte. Zweifellos musste er wieder etwas mehr Zeit (und Geld?) in seine zusehends verblassende Schönheit investieren.
    Auf der Cäcilienstraße, kurz vor der Brücke, kam es zu dem üblichen Stau. Seitdem hier die Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Ausbau der U-Bahn im Gang waren, gehörten Staus zur Tagesordnung, erst recht, wenn es schneite.
    Allenstein lehnte sich entspannt zurück und lauschte Maria Hellwig und ihrer Tochter (oder waren es Schwestern?), die, wie Allenstein meinte, seit fast hundert Jahren die gleiche Musik machten.Langsam ging es vorwärts. Eine rote Ampel. Stehen bleiben. Rutschen. Wieder dreißig Meter fahren. Die Brücke kam in Sicht. Jetzt ging es schneller. Noch eine Rotphase, dann hatte er die Brücke geschafft. Er beschleunigte behutsam, als er über die Brücke fuhr, und ging wieder vom Gas, als er bemerkte, dass die hinteren Räder leicht ins Schleudern kamen. Bis zum Polizeipräsidium in Kalk waren es höchstens noch zehn Minuten. Sein Blick streifte das Dompanorama, das ihn immer wieder, eigentlich bei jeder Fahrt über eine der Kölner Brücken, beeindruckte. Eine leichte Schneedecke hatte sich über die Kirchen und enggiebligen Häuser gelegt und verstärkte den romantischen Eindruck. Er hatte jetzt die Deutzer Brücke überquert und wollte halb rechts in die Deutzer Freiheit einbiegen. Soeben hatten die Randfichten die musikalische Regie übernommen. Dann geschah es ...
    Von rechts brauste plötzlich auf der Siegburger Straße ein Ungetüm von LKW heran. Offenbar versuchte der schwere Wagen zu bremsen, aber die Bremsen griffen auf dem rutschigen Belag nicht. Allenstein sah noch die Schrift Schauerte und Söhne – Internationale Spedition Wien – Budapest – Prag in seinem rechten Außenspiegel auftauchen, versuchte verzweifelt das Lenkrad nach links zu reißen, dann bohrte sich das Ungetüm mit kreischenden Bremsen in seinen kleinen Mondeo, und die Welt um ihn versank in einem Inferno aus Blech, Lärm, Flammen und Geschrei. Allensteins letzte Gedanken kreisten albernerweise um eine verfehlte Portion Spaghetti Carbonara, dann knipste irgendjemand das Licht aus.
    Zeugen sagten nachher aus, dass man den bewusstlosen Fahrer des Mondeos mit drei Helfern gerade noch rechtzeitig aus dem Inferno hatte bergen können. Der österreichische LKW-Fahrer verbrannte in seinem Führerhaus. Minuten später war die Straßenkreuzung mit den Sirenen von Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr erfüllt. Von dem Mondeo blieb nicht viel übrig, was an einen PKW erinnerte.

XXXXIX.
     
    Der Rest ist schnell erzählt, denn die Zeit eilt. Man muss zu einem Abschluss kommen! Noch am gleichen Tag wurde Jesus von Nazareth gemäß dem von mir gefertigten Urteilsspruch gekreuzigt.
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