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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Autoren: Lori Handeland
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Mord zu?“
    „Es ist kein Geheimnis, dass du scharfe Werkzeuge in Leute steckst, die dich nerven.“
    Jimmy blickte missmutig drein. „Bei dir habe ich es bislang noch nicht getan.“
    „Ja, aber bestimmt hast du schon davon geträumt.“
    Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Wenn ich von dir träume, dann träume ich nicht von Messern. Eher von Peitschen, Ketten, Fesseln und geschlagener Sahne.“
    „Komisch, wenn ich von dir träume, dann sind immer Messer dabei.“
    Sein Grinsen erstarb. „Haben die Bullen dir gesagt, dass Ruthie an einem Messerstich gestorben ist?“
    „Ich dachte, du hättest an der Tür gelauscht?“
    „Ja, stimmt, ist aber eine gute Tür. Ich habe nur Bruchstücke verstanden.“
    „Sie haben mir erzählt, sie hätten ein Messer gefunden, und der Beschreibung nach ist es deins. In Verbindung mit den Fingerabdrücken und der Brüllarie, die du dir mit Ruthie geliefert hast, stehst du auf der Hitliste ganz oben.“
    „Hoffentlich hast du ihnen nicht erzählt, dass mich als Kind scharfe, glänzende Sachen magnetisch angezogen haben.“
    „Das haben sie anscheinend schon gewusst.“
    Jimmy fluchte leise vor sich hin. Anderen wären wahrscheinlich die Ohren beim Zuhören abgefallen, aber ich kannte seine Flüche schon vor meinem fünften Geburtstag alle.
    „Vielleicht solltest du dich stellen…“, fing ich an.
    „Nein.“
    Er brachte das Wort abgehackt und beinahe verzweifelt hervor. Als Kind hatte Jimmy einmal eine Zeit lang im Gefängnis gesessen und es nie ganz verwunden. Ich verstand ihn, trotzdem…
    „Aber wenn du es doch gar nicht warst…“
    „Das zu beweisen wird mir aber schwerfallen, zumal sie das Messer haben.“ Er neigte den Kopf, als habe er etwas gehört. Ehe ich auch nur ahnte, was er vorhatte, war er auch schon aus dem Zimmer geschlüpft.
    Ich eilte ihm nach und erreichte die Tür nur Sekunden später. Aber als ich auf den Gang hinaustrat, war alles leer.
    „Wie macht er das bloß?“, murmelte ich.
    Jimmy und seine Fähigkeiten wie der große Houdini einfach verschwinden zu können, er sollte mal verdeckt ermitteln. Wahrscheinlich lag es an unserer Geschichte: Bis wir zu Ruthie kamen, waren wir uns mehr oder minder selbst überlassen gewesen, da lernt man, sich in Luft aufzulösen.
    Selbst in einer Menschentraube konnte ich mich unsichtbar machen. Auch wenn Jimmy als Künstler Aufmerksamkeit auf sich und seine Arbeit zog – wenn es die Situation erforderte, konnte er sehr unauffällig sein.
    „Warum sind Sie denn aufgestanden?“
    Eine Krankenschwester war auf ebenso mysteriöse Weise aufgetaucht, wie Jimmy verschwunden war. Sie scheuchte mich wieder ins Zimmer zurück und steckte mich eiligst zurück ins Bett.
    „Habe Sie gesehen, wie gerade jemand das Zimmer verlassen hat?“
    „Die Kriminalbeamten.“
    „Und danach?“
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre Aufmerksamkeit wurde sogleich von dem Schwesternruf in Anspruch genommen, der weiter unten im Korridor läutete. Auf das, was sie gesehen oder nicht gesehen hatte, konnte ich mich nicht verlassen, denn sie hatte andere Sorgen als mich und meinen Besuch. Aber lange würde ich nicht mehr ihre Patientin bleiben.
    Die Ärzte konnten bei mir nichts feststellen, und wenngleich sie mich gerne noch länger dabehalten hätten, konnten sie mich doch nicht am Gehen hindern.
    Innerhalb einer Stunde war ich draußen und auf dem Weg nach Hause.

 
    4
    F riedenberg war ein Mekka für Yuppies. Es lag im Norden von Milwaukee und war die älteste deutsche Siedlung dort. Deshalb wimmelte es hier wohl auch von steinernen Kirchen mit der Lutherrose, dem Wappen Martin Luthers.
    Jahrzehntelang hatte es rund um Milwaukee außer Kühen gar nichts gegeben. Als es dann in der Stadt gefährlich wurde, zogen die Leute mit Geld in den Norden.
    Dort entdeckten sie ein idyllisches Städtchen, dessen Hauptverkehrsweg entlang des Milwaukee River verlief. Erstklassige Lage für jegliche Art von Gewerbe, das von einer Wasseranbindung Richtung Osten sehr profitieren konnte.
    Doch der eigentliche Grund für das schnelle Anwachsen von Friedenberg war sein weites Ackerland. Als mit Milch und Käse kein Geld mehr zu machen war, verkauften die Bauern das Einzige, was sie noch hatten: ihr Land. Und schon war ein neues Wohngebiet entstanden. Ein sehr wohlhabendes zudem. Die Preise für Häuser im Umkreis von Friedenberg fingen bei einer halben Million Dollar an.
    Ich lebte in dem alten Stadtkern, den die Einwohner scherzhaft Getto nannten.
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