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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades
Autoren: Steven Saylor
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Sucher einen Tagessatz von vierhundert Sesterzen zu zahlen. Ich begann mich zu fragen, wie reich wohl der Klient war, den Marcus Mummius repräsentierte.
     Es stand jetzt außer Diskussion, daß ich den Auftrag annehmen würde. Dafür sorgte schon das Geld - Bethesda würde vor Entzücken schnurren, wenn so viel Silber in die Haushaltskasse floß, und vielleicht würden mich auch gewisse Gläubiger schon bald wieder mit einem Lächeln statt mit losgelassenen Hunden begrüßen. Der einzige echte Haken war meine Neugier. Ich wollte wissen, wer Marcus Mummius zu mir geschickt hatte. Andererseits wollte ich ihn nicht merken lassen, daß er mich eigentlich längst rumgekriegt hatte.
    »Es muß eine ziemlich wichtige Ermittlung sein«, sagte ich höflich und versuchte dabei so professionell distanziert wie nur möglich zu klingen, während vor meinem inneren Auge ein Brunnen mit Silbermünzen sprudelte. Endlich würde ich die Rückwand des Hauses restaurieren lassen können, die rissigen Fliesen im Atrium ersetzen, mir vielleicht sogar ein neues Sklavenmädchen leisten, das Bethesda bei ihren Pflichten zur Hand gehen konnte...
    Mummius nickte ernst. »Es ist wahrscheinlich der wichtigste Fall deines Lebens.«
    »Eine heikle Sache vermutlich.« »Sehr.«
    »Die Diskretion erfordert.« »Äußerste Diskretion.«
    »Ich nehme an, es geht um mehr als um bloßen Besitz. Steht jemandes Ehre auf dem Spiel?«
    »Mehr als die Ehre«, sagte Mummius ernst und mit einem gehetzten Augenaufschlag.
    »Dann um Leben und Tod? Ein Menschenleben ist in Gefahr?« Sein Gesichtsausdruck verriet mir, daß von einem Mordfall die Rede war. Ein fettes Honorar, ein mysteriöser Klient, ein Mord - mein Widerstand war vollends gebrochen. Ich tat mein Bestes, eine möglichst ausdruckslose Miene aufzusetzen. Mummius sah mich lange und ernst an - mit jenem Blick von Männern auf einem Schlachtfeld, nicht im ersten Rausch der Begeisterung vor dem Morden, sondern hinterher, inmitten des Blutbads und der Verzweiflung. »Nicht ein Leben«, sagte er langsam, »sondern viele Leben. Zahllose Leben -Männer, Frauen, Kinder - sind in Gefahr. Wenn wir nichts dagegen tun, wird das Blut fließen wie Wasser, und das Geschrei der Säuglinge wird bis in den tiefsten Schlund des Hades zu hören sein.«
    Ich trank meinen Wein aus und stellte den Becher ab. »Marcus Mummius, willst du mir nicht ganz offen sagen, wer dich geschickt hat und was man von mir verlangt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ohnehin schon zu viel gesagt. Vielleicht ist die Krise bei unserer Ankunft bereits überwunden, das Problem gelöst, und wir brauchen dich gar nicht. In diesen Fall ist es das beste, daß du weder jetzt noch irgendwann davon weißt.« Keine Erklärung?« Keine. Doch du wirst in jedem Fall bezahlt werden.«
    Ich nickte. »Wie lange werde ich von Rom fort sein?«
    »Fünf Tage wie schon gesagt.«
    »Du scheinst dir dessen sehr sicher zu sein.«
    »Fünf Tage« bestätigte er noch einmal. »Danach kannst du nach Rom zurückkehren. Vielleicht auch schon eher. Länger Wird es auf keinen Fall dauern. In fünf Tagen ist die Sache so oder so beendet, zum Guten... oder zum Schlechten.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, ohne ein Wort zu begreifen.
    Mummius preßte seine Lippen aufeinander.
    »Weil ich nämlich keineswegs sicher bin«, fuhr ich fort, »daß ich gerade jetzt Lust habe, durch die Landschaft zu stapfen ohne jede Ahnung, wohin es eigentlich geht. Wir haben zur Zeit einen kleineren Sklavenaufstand; ich meine mich zu erinnern, daß wir eben noch davon sprachen. Meine Informanten auf dem Lande raten mir dringend von unnötigen Reisen ab.« Deine Sicherheit wird garantiert«, erklärte Mummius mit der ganzen Autorität seiner Person.
    »Dann habe ich also dein Wort als Soldat - oder Exsoldat -, daß man mich keinerlei taktischen Gefahren aussetzen wird?«
    Mummius verengte die Augen. »Ich sagte, deine Sicherheit wird garantiert.«
     »Sehr gut. Dann werde ich Belbo zu Bethesdas Schutz hierlassen; ich bin sicher, dein Auftraggeber kann mir im Bedarfsfall einen Leibwächter stellen. Eco hingegen möchte ich mitnehmen. Ich nehme doch an, die Großzügigkeit deines Auftraggebers reicht aus, auch ihn mit Verpflegung und einem Schlafplatz zu versorgen?«
    Er sah sich mit einem skeptischen Funkeln in den Augen nach Eco um. »Er ist nur ein Junge.«
    »Eco ist achtzehn. Er hat schon vor mehr als zwei Jahren seine erste Männertoga angelegt.«
    »Stumm, nicht wahr?«
    »Ja. Geradezu
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