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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades
Autoren: Steven Saylor
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Zumindest die Ehrlichen.«
    Mummius schien große Mühe zu haben, seines Ärgers Herr zu werden. »Das ist doch lächerlich«, sagte er. »Man wird dich selbstverständlich bezahlen, wenn es das ist, worum du dich sorgst. Ich bin ermächtigt, dir das Fünffache deines üblichen Tagessatzes anzubieten für die Unannehmlichkeiten und die... Reise«, sagte er vorsichtig. »Fünf Tageshonorare Garantie plus sämtliche Spesen und Unkosten.«
    Er hatte meine volle Aufmerksamkeit. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Eco eine Braue hochzog, um mir anzudeuten, ich solle gerissen sein. Kinder von der Straße lernen früh, hart zu verhandeln. »Das ist sehr großzügig, Marcus Mummius, wirklich überaus großzügig«, sagte ich. »Aber vielleicht weißt du noch nicht, daß ich im letzten Monat mein Honorar erhöhen mußte. Die Preise sind dramatisch gestiegen, seit die Sklaven revoltieren und dieser unbesiegbare Spartacus Chaos verbreitend durch die Lande zieht -«
    »Unbesiegbar?« Mummius schien das für eine persönliche Beleidigung zu halten. »Spartacus unbesiegbar? Das werden wir bald sehen.«
    »Unbesiegbar von einer römischen Armee im Feld, meine ich. Spartacus und seine Anhänger haben bisher noch jedes römische Kontingent geschlagen, das man gegen sie in die Schlacht geschickt hat; sie haben sogar zwei römische Konsuln in Schimpf und Schande nach Hause geschickt. Aber wenn erst Pompejus -«
    »Pompejus!« Er spuckte den Namen förmlich aus. »Ja, wenn es Pompejus endlich gelingt, seine Truppen aus Spanien zurückzuführen, wird er diesem Sklavenaufstand ganz schnell ein Ende bereiten...« Ich plapperte weiter, weil das Thema meinen Gast offensichtlich irritierte und ich ihn ablenken wollte, während ich den Preis in die Höhe trieb.
    Mummius spielte auch wunderbar mit. Er rannte auf und ab und knirschte wütenden Blicks mit den Zähnen, wollte sich jedoch offenbar nicht dazu herablassen, weiter über eine so bedeutende Angelegenheit wie den Sklavenaufstand zu tratschen. In dem halbherzigen Versuch, mich zu unterbrechen, murmelte er nur mehrmals: »Das werden wir ja sehen.« Schließlich erhob er seine Stimme wieder zu gewohnter Kommandolautstärke und schnitt mir erfolgreich das Wort ab. »Wegen Spartacus werden wir sehen! Aber du wolltest gerade etwas über deine Honorare sagen.«
    Ich räusperte mich und trank einen Schluck warmen Wein. »Ja. Also, wie schon gesagt, jetzt wo die Preise völlig außer Kontrolle geraten sind -« »Ja, ja-«
    »Also, ich weiß ja nicht, was dein Auftraggeber über mein Honorar gehört hat. Ich habe ja keine Ahnung, woher er meinen Namen kennt und wer mich empfohlen hat.« »Das tut nichts zur Sache.« »Also gut. Das Fünffache, hast du gesagt...«
    »Ja, das Fünffache deines üblichen Tagessatzes!«
    »Im Vergleich zu dem üblichen Preis mag es einem recht viel vorkommen...«
    Eco war hinter den Mann getreten und zeigte mit dem Daumen höher, höher, höher. »Achtzig Sesterzen pro Tag«, sagte ich, aufs Geratewohl eine Zahl nennend - in etwa der zweifache Monatslohn eines einfachen Legionärs.
    Mummius sah mich eigenartig an, und einen Moment lang glaubte ich, zu weit gegangen zu sein. Nun denn, sollte er sich doch umdrehen und ohne ein weiteres Wort aus dem Haus stürmen, dann könnte ich wenigstens in mein warmes Bett zu Bethesda zurückkehren. Wahrscheinlich wollte er mich ohnehin zu einem nutzlosen Abenteuer überreden.
    Dann lachte er laut los.
    Sogar Eco war völlig perplex. Über Mummius Schulter sah ich wie er die Stirn runzelte. »Achtzig Sesterzen pro Tag«, wiederholte ich so gelassen wie möglich, bemüht, nicht ebenso Verwirrt zu wirken wie Eco. »Du verstehst mich doch?«
    »O ja«, erwiderte Mummius, während sein Kasernenhoflachen langsam einem Grinsen wich.
    »Das Fünffache macht-«
    »Vierhundert Sesterzen pro Tag!« fuhr er mich an. »Rechnen kann ich selbst.« Dann schnaubte er mit so tiefer Verachtung, daß ich wußte, ich hätte viel mehr verlangen können.
    Durch meine Arbeit habe ich häufig Kontakt mit den wohlhabenden Kreisen Roms. Für ihre Kämpfe untereinander brauchen die Reichen Anwälte; Anwälte wiederum brauchen Informationen, und die Beschaffung von Informationen ist meine Spezialität. Ich habe schon Honorare bekommen von Advokaten wie Hortensius oder Cicero, manchmal sogar von so vornehmen Klienten wie den bedeutenden Familien der Meteller oder der Messaller. Aber selbst die würden wahrscheinlich davor zurückschrecken, Gordianus dem
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