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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades
Autoren: Steven Saylor
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ideal für einen Soldaten, würde ich meinen.« Mummius knurrte. »Dann nimm ihn halt mit.«
    »Wann brechen wir auf?« fragte ich.
    »Sobald du bereit bist.«
    »Also morgen früh?«
    Er sah mich an, als sei ich ein fauler Legionär, der vor der entscheidenden Schlacht noch ein Nickerchen machen wollte. Die befehlsgewohnte Schärfe kehrte in seine Stimme zurück. »Nein, sobald du bereit bist! Wir haben sowieso schon genug Zeit vergeudet!«
    »Meinetwegen!« sagte ich gähnend. »Ich werde Bethesda sagen, sie soll rasch ein paar Sachen zusammenpacken -«
    »Das wird nicht nötig sein.« Mummius reckte sich zu voller Größe empor. Er sah noch immer erschöpft aus, schien jedoch froh, endlich wieder das Kommando zu führen. »Was du brauchst, wirst du bekommen.«
    Natürlich; ein Klient, der bereit war, vierhundert Sesterzen pro Tag zu bezahlen, konnte bestimmt ein paar alltägliche Notwendigkeiten wie Kleidung zum Wechseln, einen Kamm oder einen Sklaven bereitstellen, der meine Sachen schleppte. »Dann werde ich mich nur kurz von Bethesda verabschieden.« Ich wollte den Raum gerade verlassen, als Mummius sich räusperte. »Noch etwas, nur um sicherzugehen«, sagte er und sah erst mich und dann Eco an.
    »Ihr werdet doch nicht etwa seekrank?«
    ZWEI
    »Wohin bringt der Mann dich?« verlangte Bethesda zu wissen. (Ja, sie »verlangte«, ungeachtet ihres Status als Sklavin. Wer solche Dreistigkeit schwer nachvollziehbar findet, kennt Bethesda nicht.) »Wer ist er? Was macht dich glauben, daß du ihm vertrauen kannst? Was, wenn einer deiner alten Feinde ihn geschickt hat, um dich aus der Stadt zu locken und dir die Kehle durchzuschneiden, ohne daß jemand es sieht?«
    »Bethesda, wenn mir jemand die Kehle aufschlitzen wollte, müßte er nicht solche Umstände machen, sondern könnte die Sache direkt hier in der Subura erledigen. Er könnte an jeder Straßenecke einen Mörder dingen.«
    »Ja, und deswegen hast du auch Belbo als Leibwächter. Warum nimmst du ihn nicht mit?«
    »Weil es mir lieber ist, wenn er hier bleibt, um dich und die anderen Sklaven während meiner Abwesenheit zu beschützen, damit ich mir unterwegs keine Sorgen machen muß.«
    Selbst mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen, sah Bethesda fantastisch aus. Ihr schwarzes, von einzelnen silbernen Strähnen durchzogenes Haar fiel in seiner ganzen, ungebändigten Pracht um ihr Gesicht. Auch schmollend bewahrte sie jene Aura unerschütterlicher Würde, durch die ich vor fünfzehn Jahren auf dem Sklavenmarkt von Alexandria auf sie aufmerksam geworden war. Ich spürte einen Anflug von Zweifel wie jedesmal, wenn ich mich von ihr trennen mußte. Die Welt ist ein unsicherer und ungewisser Ort, und das Leben, für das ich mich entschieden habe, fordert die Gefahr geradezu heraus. Doch ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, meine Zweifel nicht offen zu zeigen Bethesda hingegen tat das genaue Gegenteil.
    »Es geht um sehr viel Geld«, erklärte ich ihr.
    Sie schnaubte verächtlich. »Wenn er die Wahrheit sagt.«
    »Ich glaube, das tut er. In einer Stadt wie Rom kann man nur so lange überleben wie ich, wenn man sich eine gewisse Menschenkenntnis aneignet. Marcus Mummius ist ehrlich, soweit er das eben sein kann. Nicht gerade mitteilsam, wie ich zugeben muß -«
    »Er sagt dir ja nicht einmal, wer ihn geschickt hat!« »Das will er mir in der Tat nicht verraten, aber er gibt es ganz offen zu. Mit anderen Worten, er sagt die Wahrheit.«
    Bethesda machte ein obszönes Geräusch mit den Lippen. »Du klingst schon wie einer dieser Redner, für die du immer arbeitest, wie diese Witzfigur Cicero, der behauptet, Wahrheit ist Lüge und Lüge Wahrheit, gerade wie es ihm in den Kram paßt.«
    Ich biß mir auf die Zunge und atmete tief ein. »Vertrau mir, Bethesda. Bis jetzt habe ich doch auch immer überlebt, oder nicht?« Ich blickte in ihre Augen und meinte inmitten des eisigen Feuers eine Spur von Wärme erkennen zu können. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie schüttelte sie ab und drehte sich weg. So ging das immer.
    Ich machte einen Schritt auf sie zu, schob meine Hand unter ihr wallendes Haar und legte sie in ihren Nacken. Sie hatte kein Recht, mich abzuweisen, und sie rührte sich nicht von der Stelle, doch als meine Finger ihre Haut berührten, versteifte sie sich und hielt den Kopf hoch, selbst als ich mich zu ihr hinabbeugte, um ihr Ohr zu küssen. »Ich komme bestimmt zurück«, sagte ich. »In fünf Tagen bin ich wieder da. Das hat der Mann mir
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