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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin
Autoren: Martin Davies
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Anderson beruhigt und kopfschüttelnd auf die Polizei gewartet. Das Hotel war in Aufruhr, Einzelheiten wurden erläutert, und es wurde ausgiebig geflucht. Als ich sah, dass der Vogel weg war, zerriss ich die Vereinbarung mit Anderson und gab ihm die Fetzen zurück. Mittlerweile hatte ich genug Respekt vor Potts, um zu wissen, wie äußerst unwahrscheinlich es war, dass wir den Vogel oder sein Behältnis je wiedersehen würden. Potts würde nicht so dumm sein, der Polizei mit einem ausgestopften Vogel in seinem Besitz in die Arme zu laufen. Gegen drei waren Katya und ich fix und fertig, ließen Anderson und Gabriella in der Hotelbar zurück und legten uns schlafen. Wie es den anderen ging, weiß ich nicht, aber ich selbst träumte in dieser Nacht nicht einmal.
    Als wir am nächsten Tag auscheckten, fing es gerade an zu schneien. Für eine weiße Welt war es zu wenig, aber die Verwehungen auf den Pflastersteinen wirkten seltsam beruhigend. Ich glaube, wir empfanden es beide so. Katya hängte sich bei mir ein, als wir zum Auto gingen.
    »Was wird Potts damit machen?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Wenn er keine Bilder in dem Kasten findet, schmeißt er ihn vielleicht einfach in den Fluss. Oder er versteckt ihn irgendwo, bis sich die Aufregung gelegt hat, und dann schafft er ihn heimlich nach Amerika, um zu sehen, was Ted Staest dafür zahlt.«
    »Und Anderson?«
    »Der wird ihn wahrscheinlich als Verlustgeschäft abschreiben. Er wird schon bald ein anderes Projekt finden. Ich hab das Gefühl, dass er - Vogel hin oder her - das Geld auftreiben wird, mit dem Gabriella ihr Projekt weiter finanzieren kann. Das hat für ihn wohl nichts mit Geschäften zu tun.« Ich musste über meine eigenen Widersprüche lächeln. »Die beiden geben ein gutes Paar ab.«
    »Dass er den Vogel gestern Abend gesehen hat, war ihm, glaub ich, wichtig.«
    »Ja. Und mir ist nicht wohl dabei.«
    Katya drückte leicht meinen Arm. »Meinst du, er kommt irgendwann drauf?«
    »Vielleicht. Mit der Zeit. Aber eigentlich hoffe ich’s nicht.«
    »Ja.« Sie nickte. »Es ist besser für ihn, wenn er’s nicht weiß. Aber sag mal, war der ganze Aufwand wirklich nötig? Die viele Arbeit, die du dir gemacht hast...«
    »Ich denke schon. Sonst hätten Potts und Anderson die Suche nie aufgegeben. So können sie das Ganze vergessen und uns in Ruhe lassen.«
    Winzige Schneeflocken ließen sich auf Katyas Haar nieder, während wir redeten, und sie schlug ihren Mantelkragen hoch.
    »Und Gabriella?«, fragte sie. »Hast du dich von ihr verabschiedet?«
    »So ähnlich. Ich glaub, es hat ihr nichts ausgemacht.«
    »Auch nicht, dass Anderson deinetwegen der Vogel durch die Lappen gegangen ist?«
    »Nein.«
    Wir waren am Auto angekommen. Eine feine Schneelinie lag auf den Scheibenwischern.
    »Was hättest du gemacht, wenn Potts ihn nicht gestohlen hätte?«, fragte Katya.
    »Keine Ahnung. Aber ich war mir sicher, dass er irgendwas probieren würde. Er ist einfach der Typ dafür.«
    Wir stiegen ein, knöpften geübt unsere Mäntel zu und zogen unsere Schals fester. Es war vertraut und gemütlich im Auto.
    »Ist es weit?«
    »Ungefähr eine Dreiviertelstunde mit der Karre«, grinste ich und tätschelte liebevoll das Lenkrad. »Also, fahren wir los und sehen wir, ob wir’s hier drin nicht ein bisschen wärmer kriegen.«
    Als wir Lincoln hinter uns hatten, gerieten wir unversehens in ein Schneegestöber, richtige dicke, dicht an dicht fallende Flocken, die den Scheibenwischern einiges zu tun gaben. Fast ebenso plötzlich war es wieder vorbei, und die Sonne schien. Ungleichmäßige weiße Furchen zogen sich durch die Felder.
    Wir unterhielten uns, heiter und unbeschwert jetzt, nahmen uns Zeit, alles zu verstehen, was Bert Fox mir von seiner Familiengeschichte erzählt hatte.
    »Dann hat also Fox’ Urgroßvater eine Sophia Burnett geheiratet?«
    »Sein Ururgroßvater. Bert hat es mir erzählt, als ich das erste Mal bei ihm war, aber nachdem er Ainsby erwähnt hatte, war ich so aus dem Häuschen, dass ich mir gar nicht überlegt habe, ob sein Burnett und unser Burnett verwandt sein könnten.«
    »Mary Burnett hat ihre Tochter also nach Lincolnshire gebracht. Was mag dann aus ihr geworden sein?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren. Aber wir wissen, dass Sophia Matthew Fox geheiratet hat, einen Kleinbauern. Und rate mal, wie sie ihren Sohn genannt haben.«
    »Doch nicht...«
    »Genau. Joseph. Joseph Fox’ Sohn hieß wieder Matthew und wurde um die Jahrhundertwende bei
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