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Die Pferde vom Friesenhof 01 -  Start mit Hindernissen

Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen
Autoren: Margot Berger
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sich auch nach einer halben Minute nichts regte, öffnete Dr. Eichhorn die Augen wieder. Waren seine Töchter sprachlos vor Freude?
    Tatsächlich hatte es Lea und Klara die Sprache verschlagen - aber vor Schreck. Lea krümmte sich wie ein Boxer, den ein Schlag in die Magengrube getroffen hatte. Klara hielt sich in stummem Entsetzen den Kopf, als säße ein Wespenschwarm in ihrem Haar.
    Frau Eichhorn durchbrach das lähmende Schweigen. »Natürlich ziehen wir nur an die Küste, wenn ihr das auch wollt.«
    »Aus Hamburg wegziehen?«, wiederholte Klara.
    »Ihr meint... für immer?«, fragte Lea ungläubig. Unwillkürlich zog sie ihre Jacke enger um die Schultern.
    Meike Eichhorn nickte zögernd.
    Lea lief rot an. »Spinnt ihr total?«, schrie sie und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ihr Teller machte einen Satz und klatschte samt Torte auf den Boden. »Aus Hamburg wegziehen? In so ein Nest an der Nordsee? Nur über meine Leiche.«
    Verwirrt strich Meike Eichhorn ihr kurzes dunkles Haar zurück und wechselte einen Blick mit ihrem Mann. »Aber ... ich verstehe euch nicht. Ihr macht doch so gern Ferien hier.«
    »Mama!« Selbst Klara, die normalerweise für alles Ver- ständis hatte, schüttelte den Kopf. Vorwurfsvoll musterte sie ihre Eltern. »Für zwei Wochen ist es super hier oben. Aber länger - nee. Wir sind doch Hamburger. Wir gehören in die Großstadt. Hier oben gehe ich ein wie ..., wie ein verstoßener Seehund.«
    »Genau. Klara hat völlig Recht«, dröhnte es hohl unter der Tischplatte hervor. »Niemals kriegt ihr mich in diese Einöde.« Lea hockte unterm Tisch, sammelte Scherben ein und kratzte ächzend die Reste von Sahne und Pflaumenmus von den Steinen. Mit hochrotem Kopf kam sie wieder hoch und häufte den Abfall auf ihre Serviette.
    Markus Eichhorn rieb sich das Kinn. »Ihr habt uns doch ständig in den Ohren gelegen, dass ihr Pferde direkt am Haus haben wollt.«
    »Stimmt«, sagte Klara. »Aber in Hamburg, nicht hier! Mensch, Papa, meine Freundinnen wohnen alle in Hamburg. Leas Clique auch. Hier kennen wir niemand.«
    Lea kniff die Augen zusammen und warf ihren Müll in den Korb neben der Kastanie. »Wahrscheinlich gibt es nicht mal eine Schule hier oben.«
    Trotz der geladenen Stimmung musste Meike Eichhorn lachen. »Seit wann benutzt du denn freiwillig das Wort Schule? Aber du kannst beruhigt sein, Lea - auch in Nordfriesland lernen die Kinder lesen und schreiben.« Meike Eichhorn schob die Kuchenteller weg und breitete eine Landkarte auf dem Tisch aus. »So, und nun seid vernünftig und seht euch an, was wir Vorhaben.« Widerwillig beugten sich Lea und Klara über den Plan. Markus Eichhorn tippte auf drei Punkte.
    »Drei Bauernhöfe kommen in Frage. Der erste liegt hier in Westerbüll. Die zwei anderen bei Brunsbüttel. Westerbüll wäre ideal, weil Mama aus dieser Gegend stammt. Die Leute hier sind ein bisschen ... sagen wir mal wortkarg, aber eure Mutter weiß, wie man mit ihnen umgeht.«
    Meike Eichhorn war an der Küste aufgewachsen und erst mit vierzehn nach Hamburg gezogen. Der Hof am Leuchtturmweg Nummer 83, den sie sich ansehen wollten, stand schon in ihren Kindertagen dort.
    Nach einigem Widerstand willigten Lea und Klara ein, sich die Höfe wenigstens anzusehen. Das heißt, eigentlich war nur Klara dafür, Lea nicht. Nie im Leben wollte sie auf ihre Hamburger Freundinnen Mona und Laura verzichten. Schließlich konnte Klara ihre Schwester aber überreden.
    »Komm schon, Lea, Mama und Papa müssen die Chance haben, uns ihre komischen Höfe zu zeigen.«
    Sie kehrten dem Deich den Rücken und fuhren über den Leuchtturmweg ein kurzes Stück ins Binnenland. Kuhweiden mit wilden Heckenrosen begleiteten die Straße. Wo das Rosenstrauch-Dickicht aufhörte, schlossen sich Holzzäune an. Rechts kamen einige Bauernhäuser ins Blickfeld.
    »Wir sind da!«, rief Frau Eichhorn wenige Minuten später aufgeregt. »Leuchtturmweg 83.«
    Am Ende einer gepflasterten Einfahrt tauchte ein weißes Friesenhaus auf. Trotz seiner Größe wirkte es kuschelig und gemütlich, obwohl es eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Von den Rahmen der niedrigen Sprossenfenster blätterte der Lack ab. Die wuchtige Haustür brauchte dringend einen Anstrich. Aber alles in allem konnte man sich unter dem mächtigen Reetdach richtig wohl fühlen, daran gab es keinen Zweifel.
    »Mm, sieht gut aus«, räumte Klara widerstrebend ein. »Kann man das ganze Haus nicht ausgraben und nach Hamburg versetzen?«, fragte Lea und sprang
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