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Die Perle

Die Perle

Titel: Die Perle
Autoren: Jack London
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ich habe draußen gelauscht. Toriki ist auch ein Narr. Du kannst sie ihm billig abkaufen. Denk daran, dass ich dir zuerst davon erzählt habe. Hast du ein bisschen Tabak übrig?«
    »Wo ist Toriki?«
    »Im Haus von Captain Lynch, sie trinken Absinth. Er ist schon eine Stunde drin.«
    Und während Levy und Toriki Absinth tranken und um die Perle feilschten, lauschte Huru-Huru und vernahm, wie sie sich auf den horrenden Preis von fünfundzwanzigtausend Franc einigten.
    Zu diesem Zeitpunkt liefen sowohl die OROHENA als auch die Hira nahe ans Ufer auf und begannen, Schüsse abzufeuern und wild zu signalisieren. Die drei Männer traten gerade rechtzeitig nach draußen, um zu sehen, wie die beiden Schoner hastig wendeten und Kurs auf die offene See nahmen. Auf der Flucht vor der Sturmbö, die ihre Klauen in sie schlug und die Masten tief auf das schäumende Wasser herunterdrückte ließen sie Hauptsegel und Klüver fallen. Dann waren sie hinter einem Regenvorhang verschwunden.
    »Sie kommen zurück, wenn es vorüber ist,« sagte Toriki. »Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen.«
    »Vermute, das Glas ist noch weiter gefallen,« sagte Captain Lynch.
    Er war ein weißbärtiger Seemann, zu alt, um noch auf der Brücke zu stehen, und er hatte die Erfahrung gemacht, dass er nur auf Hikueru einigermaßen angenehm mit seinem Asthma leben konnte. Er ging hinein, um nach dem Barometer zu sehen.
    »Großer Gott!« hörten sie ihn ausrufen und eilten ihm nach, um ebenfalls die Skala anzustarren, die auf Neunundzwanzig-Zwanzig stand.
    Wieder gingen sie hinaus, diesmal um Meer und Himmel mit besorgten Blicken zu mustern. Die Sturmbö war vorübergezogen, aber der Himmel blieb bedeckt. Sie konnten die beiden Schoner sehen, zu denen sich ein dritter gesellt hatte, wie sie sich unter vollen Segeln zurückkämpften. Ein Umschlagen des Windes zwang sie, die Segel aufzufieren, und als er fünf Minuten später plötzlich erneut umsprang, erwischte er alle drei Schoner von achtern und die am Strand Zurückgebliebenen sahen, wie sie die Großschoten schleunigst nachließen oder loswarfen. Das Donnern der Brandung klang hohl und bedrohlich und eine schwere Dünung setzte ein. Ein furchterregendes Wetterleuchten brach vor ihren Augen los und erhellte den düsteren Tag, während wildes Donnergrollen aus allen Richtungen heranrollte.
    Toriki und Levy machten sich im Laufschritt auf den Weg zu ihren Booten, wobei letzterer schaukelte und stampfte wie ein in Panik geratenes Nilpferd. Als ihre beiden Boote zur Durchfahrt hinausgespült wurden, begegnete ihnen das Boot der Aorai, das gerade hereinkam. Auf dem Achterdeck stand Raoul und feuerte die Ruderer an. Er konnte das Bild der Perle nicht aus seinem Kopf kriegen, deshalb kam er zurück, um Mapuhis Preis eines Hauses zu akzeptieren.
    Er landete am Strand inmitten eines peitschenden Gewitterschauers, der so dicht war, dass er mit Huru-Huru zusammenstieß, bevor er ihn sehen konnte.
    »Zu spät,« brüllte Huru-Huru. »Mapuhi hat sie für vierzehnhundert Chile-Dollar an Toriki verkauft, und Toriki hat sie Levy für fünfundzwanzigtausend Francs verkauft. Und Levy wird sie in Frankreich für hunderttausend Francs verkaufen. Hast du ein bisschen Tabak übrig?«
    Raoul fühlte sich erleichtert. Seine Sorgen wegen der Perle waren vorüber. Er musste sich keine Gedanken mehr machen, selbst wenn er die Perle nicht hatte. Aber er glaubte Huru-Huru nicht. Mapuhi mochte sie wohl für vierzehnhundert Chile-Dollar verkauft haben, doch dass Levy, der etwas von Perlen verstand, fünfundzwanzigtausend bezahlt haben sollte, schien eine zu große Spanne. Raoul beschloss, Captain Lynch zu dem Thema zu befragen, aber als er beim Haus des alten Seebären anlangte, fand er ihn vor, wie er mit weit aufgerissenen Augen das Barometer anstarrte.
    »Was sehen Sie da?« fragte Captain Lynch besorgt, putzte seine Brille und starrte wieder das Instrument an.
    »Neunundzwanzig-Zehn,« sagte Raoul. »Ich habe es noch nie so niedrig erlebt.«
    »Das glaube ich gerne!« schnaubte der Kapitän. »Fünfzig Jahre auf allen sieben Meeren, von Kindesbeinen an, und so tief habe ich es noch nie fallen sehen. Hören Sie!«
    Sie lauschten eine Weile, während die Brandung donnerte und das Haus erzittern ließ. Dann gingen sie nach draußen. Der Schauer war vorübergezogen. Sie konnten die Aorai eine Meile entfernt in einer Flaute liegen und wie ein Korken in den gewaltigen Wellenzügen stampfen und schlingern sehen, die in
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