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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut
Autoren: Jane Feather
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Tradition verhinderten, dass in diesen geheiligten Hallen moderne Annehmlichkeiten Einzug hielten.
    »Mich wundert, dass es eine Gaslampe gibt«, murmelte sie. »Ich dachte, hier wäre man nicht über Ö llaternen und Kerzen hinausgelangt.«
    »Sollen wir hinaufgehen?«, fragte Chastity ebenso leise.
    »Deshalb sind wir ja da.« Prudence hörte sich zuversichtlicher an, als ihr zumute war. Sie erklomm die erste Stufe, und Chastity ging hinter ihr, da man auf der engen Treppe nicht nebeneinander gehen konnte.
    Die Tür am Ende der Treppe stand einen Spalt offen. Prudence klopfte an, gleich darauf noch einmal, doch diesmal beherzter. Eine brüchige Stimme bat sie einzutreten. Das kann unmöglich Sir Gideon Malvern sein, ging es ihr durch den Kopf. Von ihrem Vater wusste sie, dass er der jüngste Anwalt war, der seit vielen Jahren zum Kronanwalt ernannt worden war, außerdem fiel ihr wieder ein, dass im Who's Who gestanden hatte, er sei vor zwölf Jahren als Anwalt zugelassen worden. Er kann nicht mehr als vierzig sein, rechnete sie nach. Sie trat ein und ließ die Tür offen, wobei ihr gar nicht auffiel, dass Chastity ihr nicht folgte.
    »Madam?« Ein älterer Mann in abgetragenem Gehrock mit ausgefranstem Kragen blickte erstaunt hinter einem Schreibtisch auf, auf dem sich die Akten türmten. Er warf einen Blick auf die Uhr, die in diesem Moment elf schlug. »Was kann ich für Sie tun, Madam?« Er erhob sich von einem hohen Hocker und starrte sie im Licht der Gaslampe an.
    »Ich würde gern Sir Gideon Malvern sprechen«, sagte Prudence, die interessiert den Blick schweifen ließ. Die Wände verschwanden hinter Bücherregalen, die unter dem Gewicht schwerer, in Leder gebundener Wälzer ächzten. An der Wand hinter dem Schreibtisch des Mannes war ein Telefon angebracht, ein teures Stück Modernität, das sie noch mehr in Erstaunen versetzte als die Gasbeleuchtung, so stark fiel dergleichen hier aus dem Rahmen. An einem Mantelständer neben der Tür hing die Berufskleidung des Anwalts, eine schwarze Robe und eine kunstvolle weiße Lockenperücke.
    Der Kanzleichef schlug einen Terminkalender auf und blätterte bedächtig darin, den Blick auf die Eintragungen gerichtet. Erst nach einer wahren Ewigkeit sah er Prudence an. »Sir Gideon hat jetzt keinen Termin, Madam.«
    »Weil ich keinen verabredet habe«, sagte Prudence mit einem Anflug von Ungeduld. Sie streifte die Handschuhe ab, eine Geste mit einer gewissen Symbolwirkung, wie ihr bewusst war. Der Mann trieb sein Spiel mit ihr. »Aber das wissen Sie sicher. Allerdings hätte ich gern einen Termin.«
    »Sind Sie Anwältin, Madam?« Er starrte sie an, und sie sah, dass seine Augen viel schärfer blickten, als seine etwas wichtigtuerische Art vermuten ließ.
    »Wohl kaum«, entgegnete sie. »Ich möchte, dass Sir Gideon mich in einer Verleumdungsklage vertritt... für ihn ein ebenso interessanter wie profitabler Fall.« Die letzte Bemerkung kam ihr glatt wie Öl über die Lippen.
    Der Mann fasste sich ans Kinn und unterzog sie abermals einer stummen und enervierend langen Betrachtung. »Es ist zwar völlig unüblich, doch wenn Sie die den Fall betreffenden Unterlagen bei sich haben, will ich sie gern prüfen und dann entscheiden, ob Sir Gideon interessiert sein könnte«, sagte er schließlich und streckte die Hand aus.
    »Treffen Sie die Entscheidungen für Sir Gideon?«, fragte Prudence unverändert gereizt. »Ich hätte gedacht, ein so renommierter Anwalt wäre dazu selbst in der Lage.«
    »Ich lege Sir Gideon alle in Frage kommenden Fälle vor«, erklärte der Kanzleivorsteher.
    Es stand unentschieden. Wenn sie sich jetzt umdrehte und ging, verspielte sie ihre Chancen vollends. Übergab sie ihm aber brav die Papiere, die sie in ihrer Tasche mit sich führte, hatte sie keine Garantie, dass diese nicht direkt in dem bereits überquellenden Papierkorb neben dem Schreibtisch landen würden. Deshalb blieb sie einfach stehen.
    Der Mann fuhr fort, sie unverändert gewitzt durch seinen Kneifer zu mustern. Er wusste, dass sein Chef zu manchen Fällen eine ziemlich exzentrische Einstellung hatte. Oft nahm Sir Gideon einen Fall an, den Thadeus als Zeitvergeudung betrachtete, der Aufmerksamkeit seines Chefs nicht würdig. Brachte er aber seine Vorbehalte zum Ausdruck, erntete er ein achtloses Achselzucken und die Bemerkung, dass der menschliche Verstand zur Erhaltung seiner Funktionstüchtigkeit hin und wieder eine Herausforderung brauche.
    Thadeus fragte sich, was Sir Gideon von
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