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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut
Autoren: Jane Feather
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Charles und Lady Greenwood 1896; Scheidung 1900. Eine Tochter, Sarah, geboren 1 897.<«
    Sie blickte mit gerunzelter Stirn auf. »Geschieden... wie ungewöhnlich.«
    »Ja, sehr«, gab Prudence ihr Recht. »Aber das ist für uns ohne Belang. Wir wissen jetzt, wo wir ihn finden... zumindest seine Kanzlei. So, und jetzt gehen wir in die Middle Temple Lane und sehen uns ein paar Namensschilder an.« Sie klappte den Band behutsam zu und schob ihn ins Regal. Draußen drängelten sie sich durch die Kauflustigen, die den Piccadilly bevölkerten, bis sie eine leere Droschke fanden.
    »Victoria Embankment, bitte!«, rief Prudence, als sie, gefolgt von Chastity, einstieg. »Jetzt geht es darum«, sagte Prudence stirnrunzelnd, »wie wir an diesen berühmten Herrn am besten herankommen. Hast du eine Idee, Chas?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ihre Schwester und rückte die Krempe ihres Strohhutes zurecht. »Zunächst müssen wir einen Termin bei ihm bekommen. Trifft man ihn nicht am ehesten bei Gericht an... im Old Bailey oder so? Das Bailey arbeitet jetzt doch schon, oder?«
    »Es ist noch zu früh, glaube ich«, sagte Prudence vage. »Auch wenn er heute keinen Prozesstermin hat, ist er vermutlich bei Gericht. Wahrscheinlich kommen wir über seinen Kanzleivorsteher nicht hinaus, vorausgesetzt natürlich, man setzt uns nicht vor die Tür, bevor wir überhaupt noch den Mund aufmachen können.«
    »Wir sehen doch anständig aus«, meinte Chastity.
    Das stimmt allerdings, dachte Prudence. Ihr schlichtes Tweedkostüm und der schwarze Strohhut wirkten dezent und vermittelten den Eindruck von Ehrbarkeit. Chastitys Tageskleid aus dunkelbrauner Seide war ein wenig eleganter, ohne jedoch aufdringlich zu sein. Sie hatten erwogen, sich besonders schick zu machen und den Anwalt mit Eleganz und Weiblichkeit zu beeindrucken, entschieden sich dann aber für eine unauffälligere Aufmachung. Später, sobald sie wussten, mit welchem Typ Mann sie es zu tun hätten, konnten sie sich ja darauf einstellen.
    Ein geschiedener Mann - interessant. In ihren Kreisen waren Scheidungen ungewöhnlich, und die Beteiligten blieben ihr Leben lang mit einem Stigma behaftet. Frauen natürlich in höherem Maße als Männer, dachte sie spöttisch, wobei sie förmlich Constanees Tiraden hörte, die ihre Schwester als glühende Verfechterin der Frauenemanzipation gegen diese Ungerechtigkeit schwang, und zwar gegen die juristische wie die alltägliche, verdecktere. Wer in diesem Fall wohl der schuldige Teil gewesen sein mochte? Sir Gideon oder seine Frau? Die Antwort auf diese Frage hätte es ihnen erleichtert, ihre Strategie im Umgang mit dem Verteidiger zu planen.
    Die Droschke hielt am Victoria Embankment. Sie stiegen aus und verweilten kurz, um über die graue Themse nach South Bank zu blicken. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolkendecke, ein paar schwache Strahlen fielen auf das dunkle, bewegte Wasser. Ein heftiger Windstoß riss herbstlich verfärbte Blätter von den Eichen in den Temple Gardens hinter ihnen und wirbelte sie durcheinander.
    »Es ist zu kalt, um hier herumzustehen«, meinte Prudence. »Gehen wir rasch zur Middle Temple Lane. Du nimmst dir die eine Seite vor, ich die andere.«
    Auf beiden Straßenseiten prangten Kupferschilder mit den Namen der Bewohner an den Türen der hohen, schmalen Häuser. Und hinter jedem Namen stand die Berufsbezeichnung Rechtsanwalt. Sir Gideon Malverns Name fand sich auf halber Höhe der Straße.
    Prudence winkte Chastity zu, die sofort die Straße überquerte. »Hier.« Prudence deutete auf das Schild.
    Chastity versuchte, den schimmernden Türknauf aus Messing zu bewegen, die Tür schwang auf und ließ das finstere Innere sehen, das kaum als Diele zu bezeichnen war. Eine Holztreppe führte direkt vor ihnen nach oben. Die Sonne hatte sich wieder versteckt, und durch das schmale Fenster in der Ecke des Treppenaufganges fiel auch unter günstigen Umständen nur wenig Licht, doch hatte jemand vorausblickend die Gaslampe im oberen Stock angezündet, sodass die uralten, wackligen Stufen nun schwach beleuchtet waren.
    Die Schwestern wechselten einen Blick. Das blitzende Namensschild und der Türknauf an der Straße draußen straften das schäbige Innere Lügen. Prudence, die allerdings ein wenig über Juristen Bescheid wusste, war klar, dass man den Anwalt nicht nach dem Zustand seiner Kanzleiräume beurteilen durfte. Räume in den Inns of Court waren kostspielig und nur wenigen Auserwählten vorbehalten. Stolz und
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