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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut
Autoren: Jane Feather
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der Besucherin halten würde. Unbestritten eine Dame, zudem eine mit beträchtlicher Willensstärke. Äußerlich nicht weiter auffallend, aber Sir Gideon mochte nichts Grelles, wenn man einmal von den exotischen Tänzerinnen absah, die er als Geliebte zu bevorzugen schien.
    Prudence sah zu der geschlossenen Innentür hin, dann zu der Robe am Mantelständer. Hing seine Amtstracht da, befand sich der Verteidiger vermutlich nicht bei Gericht. »Hat Sir Gideon einen Gerichtstermin?«
    »Nein, Madam, noch nicht.«
    »Wann erwarten Sie ihn?«
    »Sir Gideons persönliche Zeiteinteilung obliegt nicht meiner Obhut, Madam.«
    »Ach so.« Was ihn heute aus dem Büro geführt hatte, hing demnach nicht mit seinem Beruf zusammen.
    »Lassen Sie mir eine kurze Zusammenfassung da, Madam, und Sie können versichert sein, dass Sir Gideon den Fall prüfen wird«, sagte nun der Mann. »Andernfalls muss ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Auf mich wartet Arbeit.«
    Es blieb ihr nichts anderes übrig. Prudence öffnete ihre Tasche und holte die Ausgabe von The Mayfair Lady hervor, in der der betreffende Artikel markiert war, sowie den Brief des Anwalts. »Das Verfahren betrifft diese Zeitung«, erklärte sie. »Wie Sie sehen, wurde der fragliche Artikel von mir gekennzeichnet.«
    Der Kanzleivorstand nahm die Blätter entgegen. »Das soll die Zusammenfassung sein?«, fragte er und zog ungläubig die Brauen hoch.
    »Nein, so würde ich das nicht sagen«, erwiderte Prudence. »Ich bin ja keine Anwältin, wie wir eben feststellten. Aber was Sir Gideon zum Verständnis der Situation braucht, steht hier drinnen.«
    »Mit Ausnahme Ihres Namens, Madam.«
    »Die Verleumdungsklage richtet sich gegen The Mayfair Lady. Sir Gideon benötigt nur diesen Namen.«
    Thadeus sah sie an, die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. »Sie kennen meinen Chef nicht. Sie können versichert sein, dass er sehr viel mehr braucht als nur das da.«
    »Nun, wenn er sich entschließen sollte, den Fall zu übernehmen, soll er mehr bekommen«, erklärte Prudence brüsk. »Bis dahin bin ich unter dieser Adresse zu erreichen.« Sie reichte ihm einen zusammengefalteten Zettel.
    Thadeus faltete ihn auf. »Mrs. Henry Franklin, Appartement A, Palace Court, Bayswater«, las er laut vor. Wieder sah er sie an, und sein Blick glitt zu ihren Fingern, die keine Ringe zierten. Diese Dame kam nicht aus Bayswater. Trotz ihrer schlichten Kleidung umgab sie das unverkennbare Flair von Mayfair.
    »Eine an diese Adresse gerichtete Nachricht erreicht Sie?«
    »Ich denke doch, das sagte ich eben.« Prudence zog mit raschen Bewegungen ihre Handschuhe an. »Ich erwarte bis zum Ende der Woche eine Nachricht von Sir Gideon. Seine Entscheidung wird rasch fallen. Der Fall ist ganz klar.«
    »Verleumdung ist nie ganz klar, Madam«, erwiderte der Mann und deutete eine Verbeugung an. »Ich wünsche einen guten Morgen.«
    »Guten Morgen.« Prudence, die sich zur Tür umdrehte, gewahrte nun, dass Chastity nicht hinter ihr stand. Sie ging hinaus auf den Treppenabsatz und zog die Tür hinter sich zu. Erst jetzt sah sie ihre Schwester, die im Dunkel hinter der Tür gestanden hatte. »Chastity, warum bist du denn nicht mitgekommen?«, flüsterte sie.
    »Mir kam es drinnen so überfüllt vor«, erklärte Chastity. »Ich hielt es für besser, hier draußen zu bleiben. Hat es dich gestört?«
    »Nein. Ehrlich gesagt, es ist mir gar nicht aufgefallen«, sagte Prudence noch immer ganz leise, als sie die Treppe hinuntergingen. »Hattest du nicht auch den Eindruck, dass der Kerl störrisch ist?«
    »Ja, aber du hast dich glänzend behauptet. Er hält sich offensichtlich für den Zerberus, der die Türe seines Chefs bewacht.«
    Prudence lachte auf und schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nur, dass er die Unterlagen seinem Chef zeigt.« Sie legte die Hand auf den Griff der Haustür und sprach dabei über ihre Schulter. Da wurde die Tür so plötzlich geöffnet, dass sie fast beiseite gestoßen wurde. Sie taumelte rücklings, noch immer die Klinke umfassend.
    »Ach, Verzeihung, ich wusste nicht, dass auf der anderen Seite jemand steht.« Eine Männerstimme, wohlklingend und ungewöhnlich ruhig, tönte über ihr.
    Sie blickte zum Sprecher auf, momentan zu erschrocken für eine Antwort. Im schwachen Licht des schmalen Ganges konnte man kaum etwas unterscheiden, doch glaubte sie, graue Augen zu erkennen. »Sir Gideon Malvern?«, fragte sie direkt. »Zu Ihren Diensten, Madam.« In der höflichen Antwort schwang
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