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Die Pension am Deich: Frauenroman

Die Pension am Deich: Frauenroman

Titel: Die Pension am Deich: Frauenroman
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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echter. Dein Mann soll ja nicht auf den ersten Blick erkennen, dass sie gegen Bezahlung neben ihm liegt. Nun guck nicht so skeptisch. Das Mädchen ist top. Hat auch nichts zu trinken angenommen. Erst nach getaner Arbeit, hat sie gesagt. Das gefällt mir.«
    »Also ein richtiger Glücksgriff«, applaudiert Monika lahm. »Wo ist eigentlich Anne? Schlafen gegangen?«
    »Nein, die kommt gleich wieder runter. Sie wollte sich nur fix die Pollen aus dem Haar duschen.«

Kapitel 19
     
     
    Warten
     
    Für die drei Frauen steht fest: Wir gehen nicht schlafen. Diese Nacht durchwachen wir gemeinsam. Wir werden zu dritt in der kleinen Stube sitzen, Tee trinken, reden und auf den Morgen warten. Aber es fällt ihnen schwer, ein Thema zu finden. Eines, auf das sie sich ungehemmt einlassen können, für das sie mit Leichtigkeit Worte finden. Sie suchen verkrampft nach Unverfänglichem und überlegen, wie es Menschen im Nachtdienst ergehen mag und ob man überhaupt das Maß an Schlaf benötigt, das man sich normalerweise gönnt. Sie mühen sich ab und beginnen durch Zufall – Anne erkennt im Regal das Videoband »Während du schliefst« – eine Diskussion über Sandra Bullock und deren Filmrollen. Schließlich landen sie bei der aktuellen Wetterlage. Das ist der Augenblick, in dem sie ihre halbherzigen Versuche aufgeben. Sie schweigen und gehen ihren eigenen Gedanken nach.
    Tomke quälen aufkommende Zweifel, ob es richtig war, sich dermaßen einzumischen. Dabei hatte sie sich vorgenommen: Nie wieder Schicksal spielen, nie wieder eingreifen. Und nun? Wieder einmal ohne nachzudenken nach vorne geprescht. Wieder einmal mitten drin. Aber es macht sie einfach kribbelig, wenn Menschen nicht in die Strümpfe kommen. Sie kann nicht anders. Denen muss sie auf die richtige Spur helfen. Hoffentlich ist es die richtige. Tomke ist selbst noch viel zu verletzt, um eine kluge Beziehungsretterin abzugeben. Und Monika liebt ihren Mann. Das ist mal klar. Doch nun ist es zu spät. Die Dinge nehmen ihren Lauf und sie können nur abwarten und hoffen, dass es gut ausgeht.
    Annes Gedanken fliegen nach Hause zu Lisette. Was sie wohl in dieser Nacht treibt? Vertrauen ist ein Wort, das sagt sich leicht daher. Es zu leben, ist verdammt schwer. Lisette ist erst fünfzehn und kaum noch im Zaun zu halten. Nach dem Abitur will sie gleich ins Ausland gehen. Das hat sie schon deutlich signalisiert. Vielleicht sogar nach Amsterdam. Zu ihrem Vater. Das hätte Kees-Jan nicht verdient. Eine fast erwachsene Tochter »frei Haus« geliefert zu bekommen. Einfach so, ohne etwas dafür geleistet zu haben. Er war nie da, wenn man ihn brauchte. Sie musste Lisette allein großziehen. Beschämt verwirft Anne diese kleinkarierte Aufrechnung. Sie möchte die Jahre mit Lisette um nichts auf der Welt missen. Sie wird sich nicht verrückt machen und die verbleibende Zeit vorweg vermiesen. Bis sie allein ist. Sie sieht zu Monika rüber. Die sitzt da wie ein Häufchen Elend. Sie leidet und weiß nicht, wie es mit ihrer Ehe weiter gehen wird. Da ist Anne besser dran. Vielleicht ist es nicht die schlechteste Wahl, allein zu leben. Auf jeden Fall braucht sich Anne über Treue und Untreue oder ob sie verlassen wird oder nicht keinen Kopf zu machen. Kees-Jan ist mit einer anderen verheiratet. Klare Verhältnisse. Warum hat sie dann immer noch Sehnsucht nach ihm?
    Monika ist im Geist oben bei Frank auf dem Zimmer. Sie stellt sich vor, wie er neben Susi liegt. Nackt. Das machte sie unruhig. Wenn er sie im Halbschlaf mit Susi verwechselt. Der Gedanke nagt und hinterlässt plötzlich Eifersucht. Wie albern. Eifersucht ist nun wirklich fehl am Platz. Immerhin hat sie Susi für ihren Einsatz bezahlt. Wie ihre vernünftigen Kinder wohl reagieren würden, wenn sie herausfänden, was ihre Eltern für Spielchen miteinander treiben. Daran mag sie gar nicht denken. Hoffentlich bekommen sie es nie heraus.
    Monika sieht zu Tomke und Anne. Sie sehen beide müde aus und sehnen sich sicher heimlich nach ihrem Bett. Sie sollten schlafen gehen. Völlig unnötig, dass sie sich mit ihr die Nacht um die Ohren schlagen. Das hier ist einzig und allein ihre Sache. Schlimm genug, dass sie die beiden so tief mit reingezogen hat.
    »Ich würde mich gerne hinlegen«, sagt Monika. »Ich bin zum Umfallen müde.«
     
    Anne hat sich im Wohnzimmer eine Schlafecke eingerichtet. Sie wollte verständlicherweise nicht in der ersten Etage schlafen. Für Monika hat Tomke das schmale Sofa in der kleinen Stube ausgezogen. Und
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