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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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die Hand wieder. Maerad sah den Barden erneut an. Langsam entspannte sich sein Gesicht, als der Schmerz und der Hass aus seinen Zügen wichen.
    »Also«, sagte Cadvan ruhig. »Wie lautet dein Name?«
    Ein langes Schweigen folgte, ehe der Barde etwas erwiderte, ganz so, als hätte er erst sein Gedächtnis durchforsten müssen, um die richtige Antwort zu finden. »Hilarin«, sprach er. »Hilarin von Pellinor.«
    Cadvan erbleichte. »Hilarin von Pellinor?«, wiederholte er. Kennst du ihn ?, wollte Maerad wissen.
    Ich habe seinen Namen schon gehört, erwiderte Cadvan. Hilarin von Pellinor war einst ein berühmter Sänger.
    »Mein Freund, was ist mit dir geschehen?« Cadvan sprach mit bekümmerter Freundlichkeit in der Stimme und ergriff die Hand des Barden, der sie jedoch zurückzog und mit der anderen rieb, als hätte die Berührung ihn beschmutzt. »Man hielt dich für tot. Wo bist du gewesen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war - ich war jagen …« Hilarins Worte klangen verwirrt, und Maerad sah, dass sich wieder Schatten in seinen Zügen sammelten. Selbst Cadvans Magie vermochte nicht, seinen Wahn lange zu bannen. »Früher war hier eine Schule; sie wurde geraubt und versteckt. Aber ich weiß, wo sie zu finden ist. Sie ist unter der Erde vergraben. Die Dunklen - sie haben sie geraubt, die Dunklen wie du. Ich werde sie alle töten; ihr widert mich an, ihr Verräter…« Er verlor sich in einer Abfolge von Unflätigkeiten, dann begann er hilflos zu weinen. Maerad blickte Cadvan verdutzt an.
    Was meint er damit?
    Cadvans Antlitz wirkte verkniffen und traurig. Nicht viel, fürchte ich. Unsinn. Ich vermute, die Plünderung Pellinors hat ihn in den Wahnsinn getrieben. Oder vielleicht etwas anderes.
    Maerad starrte Hilarin an. Dieser Mann, dachte sie, war einst ein stolzer Barde Pellinors. Dieser sabbernde, gebrochene Mann. Sie fragte sich, wie er überlebt hatte. Plötzlich verspürte sie den Drang, sich zu übergeben.
    Was sollen wir mit ihm machen ?, meinte sie schließlich. So können wir ihn nicht zurücklassen.
    Sie spürte die quälende Unentschlossenheit in Cadvans Geist. Nein, pflichtete er ihr bei. Aber ebenso wenig können wir ihn mitnehmen. Unser Unterfangen ist zu dringend, um es mit einem Wahnsinnigen aufs Spiel zu setzen. Ich frage mich, was ihm widerfahren ist…
    Vor Maerads geistigem Auge stieg ein lebhaftes Bild auf: Zum wiederholten Male sah sie vor sich, wie ihre Mutter Milana, selbst eine stolze Bardin, während der Plünderung Pellinors von Enkir, dem Obersten Barden von Annar, gebrochen worden war. Es war Enkir, ein Verräter des Lichts, der den Sturmangriff auf Pellinor angeführt hatte, als Maerad noch ein kleines Kind gewesen war. Was er ihrer Mutter angetan hatte, zählte zu Maerads schmerzlichsten Erinnerungen. Sie glaubte zu wissen, was Hilarin widerfahren sein konnte.
    Kannst du ihn heilen ?, erkundigte sich Maerad.
    Dies zu heilen übersteigt meine Kenntnisse, gestand Cadvan. Aber ich kann ihm ein wenig Erleichterung, ein bisschen Ruhe verschaffen. Und vielleicht einen Gedanken in seine Träume pflanzen, um ihn an einen Ort zuführen, wo er Hilfe finden könnte. Lirigon läge am nächsten…
    Er setzte sich neben Hilarin und begann, einen Bann zu weben, indem er mit leiser Stimme Worte der Hohen Sprache murmelte. Sogleich versank der Barde in einen tiefen Schlaf, doch das war erst der Anfang von Cadvans Magie. Maerad beobachtete ihn eine Weile, dann, als ihr klar wurde, dass er eine Zeit lang brauchen würde, schlenderte sie zurück zum Feuer.
    Darsor war ein kampferprobter Krieger. Er wusste, dass die Auseinandersetzung vorüber war, und schlief daher bereits wieder. Maerad weckte ihn nicht. Stattdessen legte sie sich mit der Schnauze ans Feuer und fühlte sich niedergeschlagener denn je zuvor. Sie war nicht sicher, ob sie jemals in ihrem Leben etwas Mitleiderregenderes gesehen hatte. Hilarin von Pellinor war einst ein berühmter Sänger. Und nun …
    Cadvan kehrte später mit vor Erschöpfung grauen Zügen zurück und legte Maerad sanft die Hand aufs Fell.
    Du solltest schlafen, schlug sie vor und drehte sich ihm zu, als er sich neben sie setzte.
    Bald, gab er zurück.
    Wird Hilarin je genesen ?
    Ich glaube nicht, antwortete er. Etwas in ihm ist so vollends zerbrochen, dass ich fürchte, es wird nie verheilen. Ich habe getan, was ich konnte. Er wird lange schlafen, und ich habe ihn abgeschirmt, damit er sicher ist. Wenn wir weit von hier entfernt sind, wird er erwachen und sich nach Lirigon
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