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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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Angreifer sich aufhielt. Er befand sich wenige Spannen von ihnen entfernt unmittelbar außerhalb des Hains. Es handelte sich eindeutig um einen Mann und Barden, und er war allein. Trotzdem stimmte etwas nicht: Selbst mit ihren gedämpften Bardensinnen vermochte Maerad festzustellen, dass etwas an seiner Magie falsch wirkte.
    Kanneruns etwas anhaben?, fragte sie, als ein weiterer Schaft weißen Feuers über ihre Köpfe hinwegblitzte.
    Das glaube ich nicht. Obwohl er natürlich noch etwas im Ärmel haben könnte. Schirm mich ab, forderte Maerad ihn auf. Vielleicht kann ich ihn überwältigen, ohne ihn zu verletzen.
    Cadvan nickte, und sie spürte das Prickeln von Magie auf der Haut, als er einen magischen Schutzschild über sie legte. Dann hob er die Hand und sandte einen weißen Flammenblitz über den Kopf des Barden hinweg, um ihn abzulenken, während Maerad lautlos zwischen die Bäume schlich und ihren Angreifer umkreiste, damit sie sich an ihn anpirschen konnte. Bald befand sie sich hinter ihm und setzte zum Sprung an. Kurz zeichnete sich sein Umriss schwarz gegen ein weiteres Aufblitzen weißen Feuers ab. Als sie ihn beobachtete, steigerte sich ihre Verwirrung. Er erinnerte sie an einen Jungen, der Steine gegen einen Baum warf etwa so wirkungsvoll war sein Angriff. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Sie nahm Gedankenverbindung mit Cadvan auf, um ihn vorzuwarnen, dass sie gleich angreifen würde, dann wappnete sie sich, sprang dem Barden in den Rücken, schleuderte ihn zu Boden und presste ihm die Luft aus der Lunge. Sie überraschte ihn so sehr, dass er nichts tun konnte, um sich zu verteidigen, und sogar ohne einen einzigen Laut von sich zu geben umfiel. Nach Atem ringend, wehrte er sich unter Maerads Gewicht, während sie ihn zu Boden drückte. Binnen weniger Lidschläge befand sich Cadvan bei ihr. Er ließ den Barden mit einem Bann erstarren und nahm ihm jede Möglichkeit, sich zu bewegen oder Magie zu wirken. Maerad hob die Pfoten von seiner Schulter und kauerte sich neben ihm auf die Hinterläufe. Nun, da keine Gefahr mehr bestand, verspürte sie überwältigende Neugier.
    Cadvan wartete, bis der Barde zu keuchen aufhörte, dann setzte er ihn unsanft auf und löste den Bann gerade so weit, dass er sprechen konnte. Zur Beleuchtung entzündete er ein kleines schwebendes Licht.
    Es war an sich schon schwierig, das Alter eines Barden zu schätzen, doch in diesem Fall besonders. Er sah aus wie ein Mann Ende fünfzig, doch er war spindeldürr, und in seinen Zügen stand solches Leiden, dass sich jede Mutmaßung unmöglich gestaltete -er mochte in Wahrheit deutlich jünger sein. Durch eine absonderliche Muskelzuckung schien er ständig Grimassen zu schneiden, und sein Fleisch schimmerte weiß durch die Risse in den dreckigen Kleidern. Obwohl er wissen musste, dass es nutzlos war, setzte er sich heftig gegen den Erstarrungsbann zur Wehr.
    Maerad sah ihm einmal in die Augen, dann wandte sie den Kopf ab und kämpfte gegen eine überwältigende Panik an. Er ist wahnsinnig, sagte sie zu Cadvan. Cadvan erwiderte nichts. Er schien sich zu wappnen.
    »Es ist nutzlos, Magie gegen uns einsetzen zu wollen«, meinte er zu dem Barden. Obwohl er in rauem Tonfall sprach, hörte Maerad das Mitleid in seiner Stimme. »Und ich rate dir davon ab.«
    Der Mann hörte auf, sich zu wehren, und begegnete Cadvans Blick. Hass funkelte in seinen Augen.
    »Dann töte mich«, forderte er ihn auf und spuckte auf den Boden.
    »Ich hege nicht den Wunsch, dich zu töten«, entgegnete Cadvan. »Das ist das Letzte, was ich möchte.«
    »Dann werde ich dich töten.« Der Barde verzerrte das Gesicht. »Lass mich von deinem Ungeheuer in Stücke reißen. Ich werde dich töten, wenn du mich nicht tötest. Also tu es besser.«
    »Ich will dich nicht töten«, wiederholte Cadvan. »Und du kannst mich nicht töten. Wie lautet dein Name?«
    Der Barde lachte gackernd. Maerad zuckte zusammen - es war ein grässliches Geräusch, ein Ausdruck solcher Verzweiflung, dass sie förmlich erstarrte.
    »Mein Name? Du fragst nach meinem Namen? Ich habe keinen. Wie ist deiner, du Ausgeburt der Finsternis? Ich weiß, dass deinesgleichen auch keinen Namen besitzt, weshalb also fragst du mich danach?«
    »Ich habe sehr wohl einen Namen«, widersprach Cadvan. »Und du ebenso.« Ein Sternenlichtschimmer begann um Cadvans Gestalt zu erblühen, und er beugte sich vor, um dem Mann die Handfläche gegen die Stirn zu drücken. Nach einer Weile seufzte Cadvan tief und entfernte
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