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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied
Autoren: Alison Croggon
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schnuppern.
    Es gab nichts zu riechen, zu hören oder zu sehen, dennoch sträubte sich ihr das Fell am Rücken. Irgendein anderer Sinn warnte sie vor etwas. Rastlos lief sie auf und ab und weckte Darsor, der die Schnauze zu der ihren herabsenkte und Luft durch die Nüstern ausblies.
    Ist etwas nicht in Ordnung?, fragte er.
    Ja. Nein. Mittlerweile kribbelte es an ihrem ganzen Leib. Ja, aber ich weiß nicht, was.
    Darsor hob den Kopf und schnüffelte in der Luft. Ein Schauder durchlief seine Haut. Jemand nähert sich, sagte er. Jemand, der sich gut getarnt hat. Du musst meinen Freund wecken.
    Maerad stupste Cadvan mit der Nase an. Sofort war er hellwach und griff mit vom Schlaf zerzaustem Haar nach seinem Schwert. Was ist?
    Ich weiß es nicht, erwiderte Maerad. Darsor sagt, es kommt jemand. Jemand, der getarnt ist.
    Cadvan stand bereits. Darsor muss es wissen, meinte er.
    Seine Reglosigkeit und Anspannung verrieten Maerad, dass er mit seinem Bardengehör lauschte. Plötzlich verspürte sie hilflose Enttäuschung: Die Schärfe ihrer Wolfsinstinkte ging mit der Verminderung ihrer anderen Sinne einher. Während Cadvan das Wirken von Magie oder die Gegenwart der Finsternis spüren konnte, waren Maerads Fähigkeiten abgestumpft.
    Glaubst du, es ist ein Untoter? Bei dem Gedanken blitzten Maerads Augen rot auf: Untote waren Barden, die sich mit der Finsternis verbündeten und dem Namenlosen ihre Macht als Gegenleistung für endloses Leben zur Verfügung stellten. Sie erfüllten Maerad mit einer Mischung aus Verachtung und Furcht. Höchstwahrscheinlich. Ich hoffe es, denn wenn nicht, ist es wahrscheinlich etwas Schlimmeres. Im Augenblick wünschte ich, du wärst wieder eine Bardin. Maerad überlegte kurz, dann fragte sie: Soll ich mich verwandeln? Cadvan betrachtete sie einen Augenblick nachdenklich, ehe er den Kopf schüttelte. Nein, antwortete er. Ich denke, wir sollten nicht das Risiko eingehen, uns noch mehr Arger aufzuhalsen und zusätzlich den Winterkönig anzulocken. Du bist ohnehin auch so gefährlich genug. Der Anflug eines Lächelns huschte über seine Züge, dann wandte er sich vom Feuer ab und wurde von Schatten verschluckt. Eine Weile geschah nichts. Die Augenblicke verstrichen quälend langsam: Die herannahende Bedrohung schwoll weder an noch ließ sie nach. Was auch immer kommen mochte, vielleicht wusste es, dass sie seine Gegenwart erkannt hatten, dachte Maerad. Ihre Jagdsinne waren hellwach; sie regte keinen Muskel. In der Nähe hörte sie, wie Darsor das Gewicht verlagerte und schwer ausatmete. Flüchtig fragte sie sich, wie viele Male Cadvan und sie bereits unter solcher Anspannung gestanden und darauf gewartet hatten, angegriffen zu werden - öfter, als sie sich ins Gedächtnis rufen wollte.
    Dann schien sich etwas kaum Wahrnehmbares, Winziges zu verändern, wenngleich selbst ihre geschärften Sinne nicht nachvollziehen konnten, worum es sich handelte. Rasch schaute sie zu Cadvan und sah, dass seine Hand sich fester um den Schwertgriff schloss. Dann schoss ein Lichtstrahl über die Lichtung, auf der sie lagerten, und traf einen Baum hinter Maerad, der sofort in Flammen aufging. Darsor zuckte nicht einmal zusammen, aber Maerad kauerte sich knurrend tief zu Boden, während die von den lodernden Asten geworfenen Schatten über ihr Fell flackerten. Cadvan schlug nicht zurück; stattdessen fluchte er. Maerad indes drehte sich überrascht um. Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, weshalb: Es war doch kein Untoter, der sie angriff - kein Untoter verwendete weißes Feuer.
    Das war ein Barde, sagte Cadvan.
    Oder Barden.
    Nein, ich denke, es ist nur einer. Cadvan seufzte schwer und verstärkte seinen Schild. Ich würde sagen, kein besonders mächtiger Barde. Das erklärt den Tarnbann. Ein Untoter müsste sehr mächtig sein, um seine Gegenwart so gründlich zu verschleiern; Barden fällt es einfacher, sich zu verbergen. Aber selbst wenn dieser Barde uns töten will, verspüre ich kein Verlangen, einen Barden zu töten. Was allerdings einen Barden hierher verschlagen sollte, ist mir ein Rätsel… Wahrscheinlich hält er dich für einen Untoten, meinte Maerad. Du solltest aufhören, dich schwarz zu kleiden.
    In diesem Augenblick zuckte ein weiterer Blitz weißen Feuers über sie hinweg. Er folgte fast sofort auf den ersten - die Unterhaltung zwischen ihnen hatte sich in Gedankenschnelle abgespielt.
    Das weiße Feuer hatte den Tarnbann des Barden durchbrochen, weshalb Maerad nun genau spüren konnte, wo ihr
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