Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
sich feierlich mit dem Wetter zufrieden und meinte, sie befänden sich auf gutem Kurs zur Insel Thorold.
    Mit seiner olivfarbenen Haut, dem lebhaften Gesicht und den grauen Augen sah Owan wie ein typischer Thorolder aus, allerdings erwies er sich für einen Vertreter dieses redseligen Inselvolks als ungewöhnlich einsilbig. Was freilich auch an seiner Erschöpfung liegen mochte; sowohl er als auch Cadvan wirkten blass vor Müdigkeit. Die Weiße Eule stellte Owans ganzen Stolz dar: Sie mochte nur ein kleines Fischerboot sein, doch sie war unter ihresgleichen eine Schönheit; jede Spiere und jede Planke waren liebevoll angebracht worden. Beim Bau der Weißen Eule war jedes ihrer Teile mit Zaubern versehen worden, um sie vor dem Kentern zu bewahren und vor feindseligen Kreaturen der Tiefe zu schützen; außerdem besaß sie einen Steuerbann, wodurch sie sich in beschränktem Ausmaß selbst lenken konnte. Leider war dies in der steifen Brise, die Cadvan herbeigerufen hatte, zu gewagt, weshalb Owan und Cadvan sich Tag und Nacht an der Pinne abwechselten. Wenn Cadvan zu müde wurde, um den Wind aufrechtzuerhalten, kreuzte die Weiße Eule unter dem Wetter des Meeres, aber Cadvan schlief nie mehr als ein paar Stunden am Stück. Maerad hatte Cadvans Ausdauer bereits kennen gelernt, doch sein störrischer Wille beeindruckte sie stets aufs Neue. Sein Gesicht war ausgezehrt, sein Mund verkniffen, dennoch bewegte er sich mit der Wachsamkeit eines ausgeruhten Mannes.
    Maerad saß am Heck und versuchte, aus dem Weg zu bleiben. Es beunruhigte sie noch immer, wie winzig das Boot war, ein Staubkorn inmitten der Weite des Ozeans. Zudem fühlte sie sich elend vor Seekrankheit. Cadvan war zwar in der Lage, die Übelkeit ein wenig zu lindern, doch er war so beschäftigt, dass es ihr widerstrebte, ihn zu behelligen, und so hatte sie beschlossen, ihr Ungemach zu erdulden, bis es unerträglich wurde. Den vergangenen Tag und die letzte Nacht konnte sie nichts essen, und die Leere ihres Magens verursachte ihr ein Schwindelgefühl.
    Außer Wasser gab es nichts zu sehen. Wasser, Wasser und wieder Wasser, nur am nördlichen Horizont ein dunkler Schemen, bei dem es sich um Land oder eine Wolkenbank handeln mochte. Das ängstigte sie ein wenig; sie hatte ihre Kindheit zwischen Bergen verbracht und hätte sich niemals ausgemalt, dass offene Weiten so grenzenlos sein könnten. Die Weiße Eule stampfte sonderbar mit dem Wind, holperte über die Dünung, was vermutlich für ihre Übelkeit verantwortlich zeichnete. Mit leerem Verstand blickte sie über die endlosen bläulich-grünen Kuppen der Wellen.
    Gegen Mitte des Vormittags war sie in einen taumelähnlichen Zustand verfallen, doch gegen Mitte des Nachmittags erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Zunächst verfolgte sie es müßig mit den Augen, etwas, das wie eine dunklere Strömung aussah, die sich quer durch die größeren Wellenmuster erstreckte, wo der Verlauf ihres Kielwassers sich ausbreitete und über die Meeresoberfläche verteilte. Während sie hinsah, schien es sich ein wenig zu nähern. Sie setzte sich aufrechter hin, beugte sich vor, kniff die Augen zusammen und starrte darauf. Es war schwierig, sicher zu sein, doch für sie wirkte es eindeutig wie eine Spur, und Maerad beschlich das unbehagliche Gefühl, dass sie ihrem Boot folgte. Selbst auf die Entfernung haftete der Erscheinung etwas von einem Jagdhund auf Fährtensuche an.
    Sie rief nach Cadvan. Er nickte Owan zu und kam zu ihr herüber. Wortlos deutete sie auf das Kielwasser der Weißen Eule hinab. Cadvan beugte sich vor und schattete die Augen ab.
    »Kannst du etwas erkennen?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Da ist eine Art… Spur im Wasser«, sagte Maerad. »Ich glaube, sie folgt uns. Dort drüben am Ende des Kielwassers.«
    Endlich sah Cadvan, was sie meinte. »Beobachtest du das schon lange?«, fragte er.
    »Eine Weile. Auf die Entfernung ist es schwierig abzuschätzen, aber ich glaube, es nähert sich.«
    Cadvan rief Owan herüber. Er verzurrte die Pinne und begab sich zu ihnen. Als er die dunkle Linie im Wasser erblickte, verspannte sich seine Miene. »Weißt du, was das ist?«, erkundigte sich Cadvan.
    »Nein«, antwortete Owan. »Aber ich kann es mir denken.« Er sah Cadvan an. »Und wenn es sich um das handelt, was ich vermute, wäre es am besten, davor davonzufahren. Glaubst du, es wäre möglich, einen kräftigeren Wind heraufzubeschwören?«
    Cadvan schaute mit zu einer Grimasse verzogenem Gesicht zu den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher