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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
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Stelle, an der die Panzerung des Schädels eine Lücke aufwies, an der dunklere, ungeschuppte Haut hervorlugte. Schlagartig erfüllte sie leidenschaftlicher Hass: Sie erinnerte sich an Enkirs erbarmungslose Augen und seine kalte Stimme, mit der er sie zur Sklaverei verurteilt hatte. Maerad stieß ihre Klinge vorwärts und rief Worte, die ohne ihr Zutun den Weg in ihren Kopf gefunden zu haben schienen: Takar-merne, nachadam kul de! Sei verflucht, Ungeheuer der Finsternis!
    Zwei Feuerstrahlen schnellten in hohem Bogen vom Boot. Einer prallte von den harten Schuppen des langen Leibs der Kreatur ab und verschwand zischend in den Wogen, der andere jedoch grub sich tief in die ungepanzerte Haut. Das Meer brodelte, als der Ondril sich heftig wand und brüllte - ein ohrenbetäubendes Geräusch, das sämtliche feine Härchen auf Maerads Haut aufrichtete. Eine Weile sah sie nur ein weißes Gischtgewirr. »Zurück!«, hörte sie Cadvan brüllen, der fürchtete, sie könnten überschwemmt werden, dann spürte sie, wie das Boot sich unter Owans sicheren Handgriffen bewegte.
    Als Maerad wieder etwas erkennen konnte, befanden sie sich ein gutes Stück vom Ondril entfernt. Zum ersten Mal offenbarte sich Maerad, wie riesig das Ungetüm tatsächlich war: Es besaß einen dicken, geschuppten Leib, der sich hunderte Spannen weit erstreckte, sich vor Wut und Schmerzen krampfhaft wand und krümmte und dabei Gischtfontänen aufstieben ließ. Eine schwarze Blutwolke ergoss sich ins Meer, reichte sogar bis zu ihrem Boot, und Cadvan rief Owan zu, noch weiter zurückzusetzen.
    »Haben wir das Ungeheuer getötet?«, fragte Maerad.
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Cadvan. »Aber vielleicht gibt es auf und verschwindet, um seine Wunden zu lecken. Nur fürchte ich, darauf können wir uns nicht verlassen. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass es rachdurstig die Verfolgung aufnehmen wird, und die größte Gefahr droht uns, wenn es untertaucht und uns von hinten angreift. Ich denke, wir müssen ihm zumindest die Sicht rauben.«
    Damit drehte er sich Owan zu, der nur nickte. »Macht besser schnell«, schlug er vor. »Bevor es herausfindet, wo wir sind.«
    »Ich fürchte, die Eule könnte überschwemmt werden«, gab Cadvan zu bedenken. »Mein Liebling sinkt schon nicht«, gab Owan im Brustton der Überzeugung zurück. »Höchstens, wenn sie in Stücke gebissen wird.« Er begann, das Boot stetig auf die Mitte des Mahlstroms zuzusteuern, wo der Ondril den Ozean aufwühlte.
    Maerad teilte Owans Zuversicht nicht, schwieg aber. Sie holte tief Luft, dann nahm sie mit gezücktem Schwert ihren Platz am Bug neben Cadvan ein. Als sie sich dem Ungeheuer näherten, wurden sie wild hin und hergeworfen, und ohne den Haltebann wären sie zweifellos über Bord geschleudert worden. Nun gestaltete es sich erheblich schwieriger zu erkennen, wo sich ein Treffer landen ließ; alles glich einem brodelnden Chaos aus Schuppen und Wasser. Maerad war nicht klar, wie sie es vermeiden wollten, in Stücke geschmettert zu werden, aber vorläufig hatte alle Angst sie verlassen und war von einer ehernen Entschlossenheit ersetzt worden. Sie kniff angestrengt die Augen zusammen und suchte prüfend ihre Seite des Bootes ab.
    Plötzlich brach, kaum zehn Schritte von der Reling entfernt, der Schädel aus dem Wasser hervor und bäumte sich auf. Das Maul öffnete sich weiter und weiter. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, beinahe zum Stillstand zu kommen, während der Ondril sich hoch über sie aufrichtete. Maerad stieß einen Schrei aus, dann feuerten sowohl sie als auch Cadvan auf das verbliebene Auge des Ungetiers. Beide Blitze trafen ihr Ziel; ein schwarzer Blutstrom platzte hervor und spritzte auf das Deck. Das Ungeheuer brüllte, sank zurück ins Meer und durchtränkte sie alle mit einer gewaltigen Woge Meereswasser, die über das Deck spülte und sich flutend über die Seiten ergoss. Owan steuerte die winzige Eule flink weg, ließ sie geschickt davonhuschen wie eine Elritze, die dem Angriff eines Hechts entflieht.
    Diesmal fuhren sie weiter. Cadvan füllte die Segel mit einem steifen Wind, der sie westwärts über die Wellen lenzen ließ. Owan verzurrte die Pinne und verschwand wortlos unter Deck. Cadvan und Maerad setzten sich schwerfällig und schauten zurück auf das immer noch ob der Wut des Ondrils brodelnde Meer. Das Ungeheuer wurde hinter ihnen rasch kleiner.
    Alsbald tauchte Owan mit einer kleinen braunen Schnapsflasche auf, und sie alle tranken einen Schluck. Maerad
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