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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
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betrachtete das Deck; weit und breit waren keine Anzeichen ihres Kampfes zu erkennen. Das Blut des Ondrils war vom Wasser weggewaschen worden, und rings um sie erstreckte sich eine ruhige blaue See, die den Eindruck vermittelte, es sei unmöglich, dass sich in ihr solche Ungeheuer verbargen.
    Cadvan prostete Owan und Maerad erschöpft zu. »Das war ein wackeres Stück Segelkunst, Owan«, stellte er fest. »Und du hast gut gezielt, Maerad. Das hinter dem Kopf war ein großartiger Treffer; mir ist die Stelle entgangen. Hätte mir gar nicht gefallen, in jenem Schlund zu enden.«
    »Beim Licht, mir auch nicht!«, meinte Owan.
    Maerad blickte über das Meer und verspürte weder ein Hochgefühl noch Erleichterung, nur eine gewaltige Leere. Und die beginnende Rückkehr von Übelkeit. Das einzig Gute daran, vor Angst halb zu sterben, so dachte sie, war, dass sie ihre Seekrankheit darüber zeitweilig völlig vergessen hatte.

Zweites Kapitel
     
Busk
    Vom Meer aus wirkte die Stadt Busk, als hätte ein Riese sie müßig entlang der Klippen der Insel Thorold verteilt. Die Straßen und Gassen krochen in wirrer, aber malerischer Unordnung die steilen Hügel hinauf, die geweißelten Gebäude schimmerten wie Salzblöcke zwischen den dunklen Grüntönen von Zypressen, Lorbeer- und Olivenbäumen. Busk galt als betriebsamer Handelshafen, den ein Gewirr von Riffen und Felsrippen sowie die Arme der ihn umgebenden Klippen sowohl gegen Stürme als auch gegen Angriffe schützten. Die Klippen waren um hohe, mit Zinnen versehene Wellenbrecher verlängert worden, die in zwei Hafentürmen endeten.
    Als die Weiße Eule sich den Türmen näherte, beschlich Maerad ein ungutes Gefühl. Die Durchfahrt war äußerst schmal, die Turmwände ragten hoch über ihr winziges Gefährt auf und warfen einen frostigen Schatten auf das Wasser. Der Widerhall der gegen den Stein klatschenden Wellen wirkte übernatürlich laut, ja bedrohlich. Das uralte Mauerwerk, grün vor Schleim und verkrustet von Krebsen und Napfschnecken, war unbehaglich nah. Sie fragte sich, ob jemand ihr Herankommen durch die Schlitze beobachtete, die sie hoch droben an den Wänden entdeckt hatte.
    Erleichtert stieß sie den Atem aus, als sie zwischen den Türmen hindurch wieder hinaus ins Sonnenlicht und in den geschäftigen Hafen von Busk gelangten. Die Gebäude entlang des Ufers waren schlicht und geweißelt und warfen den grellen Sonnenschein mit einem blendenden Gleißen zurück, doch ein Gefühl von Kargheit kam ob des regen Treibens ringsum nicht auf. Am Kai drängten sich grob geflochtene Körbe voll blauen und silbrigen, in Salz eingelegten Fischen sowie riesige Seilrollen, Stapel runder, in blaues und rotes Wachs gehüllter Käselaibe, Töpfe mit Hummer, Fässer mit Wein und Öl, mächtige Ballen Rohseide und Dutzende Menschen.
    Als Maerad auf den Steinkai trat, kam es ihrer erschrockenen Wahrnehmung so vor, als stritten alle miteinander. Zahlreiche Händler feilschten, prusteten ungläubig ob der angebotenen Preise und priesen den unschätzbaren Wert ihrer Waren an. Andernorts brachten Fischer ihren Fang ein und brüllten einander Anweisungen zu, während Seeleute auf ihren Booten arbeiteten oder lachend und fluchend Freunde begrüßten. Nach der Stille und Einsamkeit der Tage auf See empfand Maerad den brodelnden, lauten Hafen als Schock, und sie blickte verunsichert zu ihren beiden Gefährten zurück.
    Cadvan und Maerad verabschiedeten sich herzlich von Owan und versprachen, ihn bald wieder zu sehen, dann begaben sie sich die steilen Straßen hinauf zur Schule von Busk. Cadvan bahnte sich einen Weg durch das Gewirr der schmalen Gassen, und Maerad sah sich aufgeregt um. Ihre Müdigkeit war vorübergehend verflogen.
    Die Bewohner von Busk schienen ihr Leben draußen auf den von Weinranken beschatteten Balkonen zu führen; dies bot ihnen das Vergnügen, mit vorbeikommenden Freunden zu scherzen, sich nach dem gegenseitigen Befinden zu erkundigen und Klatsch auszutauschen. Sie sah die Menschen waschen, essen, Kinder anziehen und kochen, alles unter freiem Himmel. Cadvan bemerkte ihre neugierig starrenden Blicke.
    »Die Thorolder sind ein ganz eigener Menschenschlag«, sagte er lächelnd. »Sie halten Annarer für kalt und hochnäsig. Annarer wiederum empfinden Thorolder als ungehörig und ohne Gespür für Anstand.«
    »Ich glaube, das gefällt mir«, meinte Maerad. »Es wirkt so… so voller Leben. Aber ich bin nicht sicher, ob ich ständig so leben möchte.«
    »Wahrscheinlich
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