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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Buslau
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zusammengezuckt war. Ihre Geige, die sie für sich selbst Tamara nannte, war ein heikles Thema.
    »Woher stammt sie? Sie sieht außergewöhnlich aus …«
    Mara sagte, was man überall im Internet nachlesen konnte und was sie schon in vielen Interviews gesagt hatte.
    »Sie ist das Geschenk eines Fans.«
    In gewisser Weise stimmte das sogar.
    »Eines reichen Fans?«
    »Eines anonymen Fans.«
    »Sie sind also sicher, dass dieser Fan nicht Mr Gritti ist?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich besaß sie schon, bevor er mich entdeckte.«
    »Trotzdem könnte er der Spender sein, oder nicht?«
    Mara ordnete ihre Gedanken. Niemand wusste, wo das Instrument herkam. Niemand wusste, wer es ihr geschenkt hatte. Und wenn es Gritti war und er nicht wollte, dass man dahinterkam, dann sollte man das auf sich beruhen lassen.
    »Ist es möglich, das Instrument anzusehen?«
    Auf diese Frage war die Antwort klar. »Leider nicht.«
    »Warum? Hat ein Sachverständiger die Violine schon einmal untersucht?«
    Mara spürte, wie in ihrem Bauch ein harter Klumpen wuchs, und sah an dem Reporter vorbei Hilfe suchend zu Chloe hin. Sie hasste Interviews. Und ganz besonders hasste sie sie, wenn sie am Tag eines Konzerts stattfanden. In wenigen Stunden musste Mara auf der Bühne stehen – umgeben von Lasern und vor einer riesigen LED -Wand, vor Tausenden von Fans. In einer solchen Situation konnte sie keine anderen Termine gebrauchen. Chloe war jedoch der Ansicht, dass Pressearbeit ein wichtiger Aspekt für den Erfolg war. Und so schleppte sie einen Journalisten nach dem anderen an. Zum Glück war dieser alte Typ heute der letzte.
    »Ich möchte keine Fragen über meine Geige beantworten«, sagte Mara.
    »Eine vielleicht doch noch … Was hat es mit dem Zeichen auf sich?«
    Die PR- Managerin wirkte einen Moment genauso erschrocken wie Mara, doch sie fing sich sofort wieder.
    Das Zeichen? Woher wusste dieser Typ etwas von dem Zeichen?
    Was soll ich sagen?, dachte Mara. Zum Glück glitt die PR- Managerin jetzt von ihrem Hocker und näherte sich ihrer Ecke. Mara überbrückte den Moment und nahm einen Schluck Kaffee.
    »Noch eine Minute«, sagte Chloe. »Ich bitte um Ihr Verständnis. Frau Thorn hat einen anstrengenden Auftritt vor sich und muss sich vorher noch ausruhen.«
    Der Journalist nickte. »Gut. Nur die eine Frage. Was ist mit dem Zeichen? Was bedeutet es?«
    Mara setzte die Tasse ab. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Es heißt, die Geige besitze eine eigenartige Gravur. Sie könnte Hinweise auf ihre Herkunft geben.«
    Mara riss sich zusammen, setzte ein Lächeln auf, das sie für verführerisch hielt, und öffnete ihre Beine ein wenig. Sie trug einen schwarzen Ledermini mit Netzstrümpfen. Die Füße steckten in Boots, die bis über die Knöchel gingen. Der Blick des Journalisten wanderte nach unten. Ein billiger Trick, aber er wirkte.
    »Ich habe die Geige jeden Tag in diesen Händen.« Mara schob die Arme nach vorn und zeigte ihre Finger. »Wenn es da etwas Besonderes gäbe, wüsste ich es. Glauben Sie nicht alles, was im Internet steht. Hören Sie lieber meine Musik.«
    Sie bemerkte Schweißtropfen auf der Stirn des Mannes.
    »War es das?«, fragte Chloe von hinten. »Dann bitte ich, das Interview zu beenden.«
    »Eine Frage dürfen Sie noch«, sagte Mara, die plötzlich das Gefühl hatte, den Typen auf ihre Weise besiegt zu haben.
    Der Blick ihres Gegenübers wanderte wieder nach oben. »Werden Sie denn jemals die Geige jemandem von der Presse zeigen? Oder einem Sachverständigen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Das heißt – warum sollte ich?«
    Chloe kam näher heran und stellte sich neben Mara. Der Journalist stand auf, nahm sein Aufnahmegerät und verabschiedete sich.
    Kaum war er in Richtung Hotelausgang verschwunden, funkelte Chloe Mara durch ihre Brille böse an. Die PR- Managerin hätte eine Kollegin des Reporters von eben sein können. Auch bei ihr rahmte das dunkle Gestell die Augen dick ein. Wahrscheinlich wollte sie sich damit einen intellektuellen Anstrich geben, doch in Wirklichkeit ähnelte sie so mehr einer beleidigten Gouvernante. Ihre dürre Figur, die auf eine Essstörung schließen ließ, tat ein Übriges dazu.
    »Was habe ich dir gesagt?«, giftete sie. »Diese Spielchen mit Unter-den-Rock-Gucken ziehen bei diesen Kulturkritikern nicht.«
    Für einen Moment schien der Stein, der in Maras Magen zu liegen schien, leicht zu werden. »Ich habe schon den Eindruck …«
    »Der geht jetzt in die Redaktion und saugt sich
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