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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Buslau
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ging es nicht anders.
    »Hör mir zu, mein Sohn. Manchmal schickt der Himmel Bilder … Bilder, die von deinem Gewissen kommen. Dein Gewissen hat gewusst, dass du etwas Unrechtes getan hast, und so hat es dir das Bild von der Hölle eingegeben. Dass du zu mir gekommen bist, war richtig, und genau das wird dich davon auch wieder befreien.«
    »Wirklich?«, fragte Tino und schniefte.
    »Wenn du ein paar Bedingungen einhältst.« Der Padre ging zu den Formeln über, die das Ende der Beichte einleiteten. Noch nie waren ihm diese Gesten so leer und nur symbolisch vorgekommen wie jetzt.
    » Ego te absolvo … Gehe hin in Frieden.«
    »Was muss ich tun?«
    »In erster Linie musst du alles für dich behalten. Erzähle niemandem davon. Das ist das Wichtigste. Du würdest sonst das Mädchen in Schwierigkeiten bringen. Und das willst du doch nicht.«
    »Auf keinen Fall, Padre.«
    »Siehst du, du bist reinen Herzens. Darauf kommt es an. Und erzähle auch niemandem etwas von der Höllenvision. Du würdest damit nur verraten, dass sich dein Gewissen geregt hat. Fahr wieder zu deiner Arbeit, sei tüchtig – dann wird alles gut.«
    »Danke, Padre.«
    Es gab ein schabendes Geräusch, als Tino den Beichtstuhl verließ. Draußen verabschiedete er sich und ging schnell durch die Kirche davon.
    Padre Antonio blickte zu dem Gekreuzigten, der matt in dem diffusen Licht glänzte. Und ich glaubte, das Erdbeben habe uns verschont, dachte er. Deine Wege sind wirklich unergründlich …
    Er verließ die Kirche und ging hinüber ins Pfarrhaus. Die alte Gina, seine Haushälterin, kochte gerade Kaffee. Er blickte in das kleine Speisezimmer. Der Tisch war gedeckt. Kuchen stand bereit.
    »Tut mir leid, keine Zeit«, murmelte der Padre und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
    Für den Rest des Tages studierte er Karten von der Gegend. Er blätterte in alten Büchern und machte sich Notizen.
    Am nächsten Morgen nach der Frühmesse, zu der gerade mal drei Gläubige erschienen waren, sagte er Gina etwas von einer kranken Frau in Mugello, die er besuchen müsse. Dann nahm er die Tasche mit der Ausrüstung, packte sie in seinen kleinen Fiat, stieg ein und fuhr los.
    Er war den ganzen Tag unterwegs. Als er bei Einbruch der Dunkelheit zurückkehrte, fiel er für die halbe Nacht ins Grübeln. Am nächsten Morgen fasste er einen Entschluss.

TEIL 1:
    Die Schwarze Violine

1
    Ein Kellner näherte sich der abgelegenen Ecke der Hotelbar und stellte ein Tablett vor Mara ab. Darauf standen Kaffeekanne, eine Tasse und ein kleines Porzellangefäß mit Portionen verschiedener Zuckersorten. Mara bekam eingeschenkt, und dieser Moment gab ihr Gelegenheit, um über die letzte Frage des Reporters nachzudenken, der ihr gegenübersaß – ein älterer Mann mit grauem Haar und karierter Jacke, der leicht vorgebeugt verharrte. Das schwarze Aufnahmegerät, das auf dem Tisch stand, war auf Mara gerichtet.
    Sie nahm einen Schluck Kaffee und blickte auf das kleine Mikrofon.
    »Wie war die Frage noch mal?«
    Der Reporter räusperte sich.
    »Warum spielen Sie keine richtige Klassik? Warum dieses bearbeitete Zeug?« Er lächelte ansatzweise und zeigte gelbliche Zähne. »Es heißt, Sie hätten gar keine richtige Ausbildung. Liegt es vielleicht daran?«
    Im Hintergrund, an der Bar, saß die PR- Managerin Chloe, das Klemmbrett in der Hand, auf einem der mit rotem Samt bezogenen Hocker und sah Mara auffordernd an. Plötzlich fiel ihr ein, was sie sagen musste.
    »Ich spiele die Musik, die mir gefällt.«
    Der Journalist nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. »Ohne kommerzielle Hintergedanken? Es ist ja kein Geheimnis, dass man mit richtiger Klassik kaum noch Zuhörer erreicht. Außer man ist Weltklasse.«
    Zum Glück konnte der Reporter Chloe nicht sehen, die jetzt böse die Stirn runzelte. Die Managerin hatte Mara gewarnt. Der Mann hatte einen Doktortitel und gehörte zu den Hardlinern, die es als Untergang des Abendlands ansahen, wenn jemand auf einer Violine Popmusik spielte.
    »Was ist falsch daran, Musik zu machen, die die Menschen erreicht? Ich denke nicht in den Kategorien von E- und U-Musik. Für mich gibt es nur gute und schlechte Musik. Und ich versuche, möglichst gut zu spielen. Offenbar gelingt mir das.«
    Der Journalist blickte wieder auf seine Karteikarten, die er in der Hand hielt. Mara war klar, dass ihre Antwort zu glatt geklungen hatte. Wie auswendig gelernt.
    »Sprechen wir einmal über Ihre Violine.«
    Mara nickte freundlich, obwohl sie innerlich
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