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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Autoren: Oliver Buslau
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gestritten worden, ob Reinkarnationen mit dem Wechsel der Geschlechter möglich waren. Mittlerweile hatte man sich darauf geeinigt, dass es das gab. Wenn auch selten.
    »Also gut. Hast du ihren Namen?«
    »Natürlich.«
    Der Mann schob ihm ein Blatt hin. »Schreib ihn auf. Wir werden ihn überprüfen, wie du weißt. Und wir werden versuchen, an die Person heranzukommen. Ich hoffe, sie ist unseren Ideen gegenüber offen.«
    Jakob nahm das Blatt und den Füllfederhalter, den ihm der Mann reichte. Er schrieb: Deborah Fleur. »Sie ist Rechtsanwältin«, sagte er dann.
    »Woher weißt du, dass sie infrage kommt?«
    »Überprüfen Sie sie.«
    Der Mann stand auf und verließ den Raum. Seine Schritte verloren sich in den weitläufigen Gängen.
    Als er zurückkam, blickte er ernst.
    »Du weißt, was mit ihr geschehen ist?«
    Jakob spielte seine Überraschung, so gut er konnte. »Ich weiß es nicht. Ist sie etwa …«
    Der Mann nickte. Dann taxierte er Jakob mit einem Blick, der zwischen Misstrauen und Bewunderung zu schwanken schien.
    »Niemand hat bis vor einer Stunde gewusst, dass sie es war, die mit einem Begleiter in Italien umkam. Die Personalien waren noch nicht zugeordnet worden. Es geschah in der Nähe einer Villa … Ein gewisser Gritti war einer der Herren, die dort lebten. Und ein gewisser Gmelin hat einst dort gewirkt, ein ehemals preußischer Hofviolinist, dessen Spuren sich in Italien verlieren … Das hast du nicht wissen können.« Er schüttelte ungläubig den Kopf und setzte sich schwerfällig. »Nein, du hast es nicht wissen können …«
    Zwei weitere Tage später besaß Mara einen neuen Laptop. Sie hatte sich in einem kleinen Hotel eingemietet und nutzte das WLAN . Ungeduldig wartete sie darauf, bis die Twinworld-Software installiert war. Dann trat sie – zum ersten Mal seit Langem – in die virtuelle Welt ein.
    Kaum hatte sich ihr Avatar dort in der grünen Landschaft materialisiert, wo sie zuletzt Deborah getroffen hatte, da flammte ein heller Blitz auf, und die Figur eines Mannes erschien. Über seinem Kopf schwebte sein Name. Jakob.
    Ich wusste, dass Du mich hier suchen würdest , schrieb er in den Chat. Bist Du in Sicherheit?
    Das bin ich. Danke für alles. Und Du? Bist Du den Alten Seelen entkommen?
    Deswegen warte ich hier.
    Mara zögerte einen Moment, doch dann suchte sie im Internet die Seite des Hotels, in dem sie war, und kopierte den Link in die Chatzeile.
    Bis bald , tippte sie.
    Bis bald.
    Und schon tauchte der Blitz alles wieder in gleißende Helligkeit.
    Jakobs Avatar war verschwunden.
    Mara stellte den Computer ab.
    Und wartete.

Anmerkung des Autors
    »Ich wollte wie Orpheus singen«, heißt ein frühes Lied von Reinhard Mey. Aber nicht nur den prominenten Liedermacher unserer Tage bewegte dieser Wunsch. Viele Musiker der Vergangenheit spürten nicht nur mit Liedern, Opern und anderen auf Orpheus bezogenen Werken den Künsten des legendären Sängers nach – so manchen setzte man sogar mit ihm gleich. So brachte es zum Beispiel der englische Barockkomponist Henry Purcell zum Ehrentitel »Orpheus Britannicus«. Über seine Bedeutung als Musiker hinaus war Orpheus aber auch eine religiöse Figur und gilt wie im Roman beschrieben tatsächlich als Religionsstifter. Interessante wissenschaftliche Details dazu fand ich im Hamburger Jahrbuch zur Musikwissenschaft Band 21: Der Orpheus-Mythos von der Antike bis zur Gegenwart , herausgegeben von Claudia Maurer Zenck, darin besonders im Artikel »Die Orphik – Mysterienreligion oder Philosophie?« von Dorothea Frede. Natürlich habe ich die darin enthaltenen Ideen literarisch abgewandelt und verändert – auch die Bezüge zur erwähnten »Arkadischen Akademie«, die es tatsächlich gegeben hat, die aber wohl in der Realität keine Verbindung zu einer »Orphischen Akademie« besitzt. Denn diese habe ich erfunden. Ohne das Buch »erklären« zu wollen, möchte ich anmerken, dass es mir nicht darum ging, einen Roman zu schreiben, der – aufgeladen mit einer Krimihandlung – Musikgeschichte lehrt, sondern ich wollte etwas über die Bedeutung erzählen, die Musik für die Menschen haben kann. Insofern knüpfe ich an meinen Thriller Die 5. Passion an, in der es um Johann Sebastian Bachs »heilige Musik« ging. »Die Orpheus-Prophezeiung« stellt mit ihrem heidnisch-antiken Thema dazu einen Kontrast dar.
    Ich danke meiner Agentin Petra Herrmanns und meiner Lektorin Dr. Barbara Heinzius für die Geduld und die vielen Ermunterungen, mit der sie
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